Chambolle-Musigny »Vieilles Vignes«
Herkunft Domaine Collotte Chambolle-Musigny
Dieser feine und elegante Domaine Collotte Chambolle-Musigny stammt von zwei kleinen, nebeneinander liegenden Parzellen, die 65 bzw. 76 Jahre alt sind. Sie sind knapp unterhalb der 1er Cru-Weinberge in den Lieux-dit « Combereau », « Favières », « Grasses Têtes », « Boivin » und « Récilles » gepflanzt. Lehm-Kalk-Böden sind hier vorherrschend und tragen für den unverwechselbaren, zarten, filigranen Stil der Weine aus Chambolle-Musigny bei.
Vergleicht man die Eigenschaften der Weine der Cotes de Nuits, also dem nördlichen Bereich der Côte d’Or, stechen die Weine aus Chambolle-Musigny immer durch ihre zarte, feine Art hervor. Manche charakterisieren die Weine gar als feminin. Das hat was und da ist viel Wahres dabei.
Bei mir (Bernd) hat es lange gebraucht, um die Weine zu verstehen. Ich war eher Fan der kräftigeren Weine aus Vosne-Romanée, Nuits-Saint-Georges oder Gevrey-Chambertin. Ich bin es immer noch, aber in diesen zarten Weinen aus Chambolle Tiefe und Größe zu erkennen, bedarf es einige Zeit an Proben, vielleicht muss man auch erst an den richtigen Winzer geraten. Eine davon ist Ghislaine Barthod, für mich die Königin des Chambolle mit unvergleichlichen Wein, zart, filigran, intensiv und vibrierend vor Spannung. Leider schwer zu bekommen und preislich schon im dreistelligen Bereich. Ghislaine Barthods Weine benötigen immer eine gewisse Reifezeit, aber dann brillieren sie mit ihrem Nuancenreichtum, ihrer Eleganz und einer Delikatesse, die man in anderen Lagen der Côte d’Or selten findet.
Winzerbesuch
Als wir im März 2019 erstmals den 2017er und im November 2019 dann den großartigen 2018er Chambolle-Musigny von Isabelle und Philippe Collotte probieren konnten, waren wir ähnlich begeistert. Natürlich kann so eine junge Frau noch nicht das Niveau von Ghislaine Barthod erreichen, denn die hat schließlich seit 1986 Erfahrung im Weinberg. Aber wir finden in Isabelles Weinen Parallelen: Eleganz, feine Frucht, delikat am Gaumen, behutsamer Holzeinsatz, Fingerspitzengefühl und Können. Und die Weine kann man auch noch ab Weingut kaufen, bei Barthod werden die Weine eher zugeteilt.
Vinifizierung Domaine Collotte Chambolle-Musigny
Alle Rotweine werden identisch produziert. 100% händische Lese. Strenge Selektion im Weinberg und auf dem Sortiertisch im Weingut, vollständige Entrappung. Der Beginn der alkoholischen Gärung wird kontrolliert und so natürlich wie möglich durchgeführt. Nach einer kalten Vorgärungsmazeration von 4 bis 5 Tagen wird der Bottich erwärmt, um die Arbeit der Hefen für eine sanfte alkoholische Gärung zu aktivieren. Nach Abschluss dieser Gärung wird der Most aus dem Bottich abgezogen (dies ist der “freilaufende Saft”), dann werden die verbleibenden festen Teile in einer pneumatischen Presse mit einem langen und sanften Zyklus gepresst (um den “Presssaft” zu bilden). Diese beiden “Säfte” werden dann je nach aromatischem Interesse ganz oder teilweise gemischt. Die Reifung erfolgt zum Teil in Eichenfässern und zum Teil in Bottichen.
Jahrgang 2019 – der beste seit 1865?
Anstelle der Dichte des Jahrgangs 2018 setzen die Weine des Jahrgangs 2019 auf Konzentration und Tiefe, bleiben dabei aber fokussiert, lebendig und mit größerer Transparenz für ihr Terroir. Das gilt auch für die Weißweine – die sich ebenfalls extrem gut entwickelt haben. Der lange, heiße und trockene Sommer 2019 schuf im Burgund die perfekten Bedingungen für einen großartigen Jahrgang. Bernard Hervet, ehemaliger Direktor von Faiveley und Bouchard, zwei der größten Maisons der Region, ging sogar so weit zu sagen, dass er “vielleicht mit dem größten Jahrgang von 1865 konkurrieren könnte”. Philippe Pacalet, ein angesehener, aber eigenwilliger Winzer aus Beaune, betont, dass die Jahrgänge zwischen 2015 und 2020 den großen Rotweinen der Jahre 1945-49 ähneln: “Dieses Klima bringt mehr Tannine, mehr Säure, mehr Zucker, mehr Aromatik, mehr alles.” (Financel Times 12-2020 Übersetzung)
2019: ein wunderbarer Jahrgang für die Langzeitlagerung, Jasper Morris, Master of Wine
Aber wie schmeckt der Jahrgang 2019? Die meisten Weine, die ich verkostet habe, haben mir gefallen. Aber ich habe fast ausschließlich bei den besten Adressen verkostet. Die Weine waren charmant, voller Frucht, aber auch mit viel Energie. Ein warmer Winter 2019/2020 hat möglicherweise die Entwicklung der 2019er beschleunigt, die in den Kellern der Côte d’Or in Fässern lagern. Sie sind das Produkt eines besonders heißen Sommers. Wenn auch nicht so trocken und nicht so früh geerntet. Es ist also ein kleines Rätsel, wie sie den Säuregehalt behalten haben, der normalerweise in der Hitze abfällt. Die allgemeine Theorie ist, dass alles, einschließlich der Säure, in den ausgesprochen nicht-saftigen Trauben konzentriert war, die den 2019er prägten. (Jancis Robinson, MW Januar 2021)
„Einzigartig“ und „Traumjahrgang“ – so umschreibt das Fachmagazin “Bourgogne Aujourd’hui” den Jahrgang 2019. Übereinstimmend werden die 2019er Rotweine aller Regionen Burgunds mit 18 von 20 möglichen Punkten und damit besser als den Jahrhundertjahrgang von 2005 bewertet.
Jahrgang 2019 – Die Magie der Jahre mit der 9 am Ende
2019 war ein einzigartiges Jahr mit vielen Kontrasten. Das ist auch der Grund, warum es ein so komplexer und kompletter Jahrgang ist. Ein Jahrgang voller Charme, die Rotweine besitzen ein geradezu verführerisches Bukett. Die Weine zeigen eine große Frische mit einer charmanten Süße, ohne die Wärme des Jahrgangs zu zeigen. Sie sind saftig und reif in ihrer Frucht, zugleich klar und elegant in ihren Aromen. Sie sind geschmeidig und gleichzeitig besitzen sie ein feines Tannin. Vor allem aber sind es Weine, die bereits heute schon richtig Spaß machen. Selten hat es bisher einen Jahrgang gegeben, der jung schon so gut schmeckt.
Memo zur Degustation
Samt und Finesse! Ein köstlicher Chambolle, man glaubt kaum, dass dies nur ein Village-Wein sein soll. Für uns, die wir in der Region jedes Jahr viel unterwegs sind und auch viele Chambolle verkosten, qualitativ ein 1er Cru! Immer noch fest gewirkt. Der Wein hat eine tiefe Farbe, die Aromen sind dicht. Zeigt ein markantes Rückgrat von strahlenden roten und dunklen Früchten, unterstützt von schönen feinen Tanninen und nur dezent spürbarer Holzfassaromatik. Aus dem Glas erhebt sich ein Duft von Veilchen und vielen weiteren roten und dunklen Beeren, dazu würzige Aromen, die die Vielschichtigkeit und Komplexität erhöhen. Ungemein komplex, fein und finessenreich. Tief, lang, reich und intensiv am Gaumen, ein bemerkenswert großzügiger Villagewein, der für uns weit über seine Klassifikation hinaus mit Charakter und Intensität begeistert. Würdig um zu Altern, wird in 10-15 Jahren ab Jahrgang großartig auftrumpfen.
Memo zum Boden
Jurakalk