Riesling »vom Roten Schiefer«
Herkunft Roter Hang
Gunderloch Riesling vom Roten Schiefer. Mit dem roten Tonschiefer des Roten Hanges zwischen Nackenheim und Nierstein besitzen wir ein weltweit einzigartiges Juwel. Die bis zu 80% steilen Hänge des Roten Hanges fußen auf diesem Gestein und sind der Geburtsort für den Gunderloch Riesling Nackenheim. Größtenteils sicher unter der Oberfläche verborgen, tritt dieses Gestein aus der Permzeit vor ca. 290 Mio. Jahren alleine an den Abbruchkanten des Rheintals an die Oberfläche. Die Prägung dieses Bodens zieht sich wie eine rote Linie durch unsere Weine.
Die würzige Mineralik unserer Böden bildet das Rückgrat unserer Weine. In Kombination mit einer fruchtigen Eleganz und einer Riesling-typischen rassigen Säure erschaffen unsere Weine eine Balance und Ausgewogenheit, die für uns als Winzer das Streben nach Harmonie und Ausgewogenheit ausdrückt. Selbsterklärend hat der Boden einen maßgeblichen Einfluss auf den Stil unserer Weine.
Gunderloch Riesling vom Roten Schiefer trocken
Häufig wird der Begriff Boden synonym mit „Terroir“ verwendet. Für uns beschreibt das Wort Terroir sämtliche von der Natur “gegebenen” Einflussfaktoren auf die Reben und den daraus entstehenden Wein. Dies beinhaltet natürlich den Boden, dessen Struktur, das Klima, den Niederschlag und viele weitere Faktoren. Aber auch nicht direkt ersichtliche Faktoren wie die Steilheit des Weinberges, das Mikroklima, natürlicher Bewuchs, natürliche Fauna etc. Und sogar limitierende Faktoren wie die Erosionsneigung definieren für uns das Terroir. All diese Faktoren haben Ihren Einfluss auf die Art und Weise wie wir mit unseren Böden umgehen und prägen somit auch den Stil der auf Ihnen gewachsenen Weine.
Jahrgang 2021 – unglaubliche Herausforderungen – herausragende Weine
Es ist Januar und ich komme gerade von der ersten großen Verkostung der Jungweine – darunter auch der Gunderloch Riesling vom Roten Schiefer – aus dem Weinkeller. Ganz ehrlich: Dieses Ergebnis, diese Energie, diese Spannung und ja, auch diese ordentliche Menge… darauf zu hoffen erschien im Sommer ganz weit entfernt. Doch um dies zu verstehen muss man sich gedanklich wieder in den von Anspannungen und Wetterkapriolen geprägten Sommer zurück versetzen. Nachdem die Vorgängerjahre (2018, 2019 & 2020) einen Wärme und Vegetationsrekord nach dem anderen gejagt haben fühlten wir uns 2021 in eine frühere Zeit zurück versetzt.
Vegetationsverlauf:
Der Frühling startete recht kühl und auf den Austrieb Ende April folgte eine wechselhafte Periode mit viel Regen und wenig Sonne. Auch der kalendarische Sommer stabilisierte das Wettersystem vorerst nicht. Im Gegenteil, zahlreiche Regenbänder brachten unseren Böden zwar die langersehnte Möglichkeit auch in der Vegetationsperiode wieder Feuchtigkeitsreserven zu tanken, setzte aber das gesamte Team unter gehörigen Druck. Gesundhalten von Laub und Trauben war hier die oberste Maxime. Mensch, Maschinen und Weinberge wurden bis an die Grenze und darüber hinaus gefordert. Es war eine äußerst angespannte Situation. Zu diesem Zeitpunkt war schon absehbar, dass wir nicht ohne Einbußen davonkommen würden, es entwickelte sich auch zum ersten Mal das Gefühl, dass in unseren Weinbergen gerade etwas Herausragendes heranwächst. Dies setzte bei allen Beteiligten neue Energie frei.
Ende Juli waren nun aber jegliche Kraftreserven aufgebraucht und trotz akribischer Weinbergsarbeit ließen sich Infektionen im Traubenbestand nicht vermeiden. Somit mussten wir den ohnehin schon reduzierten Traubenbestand noch weiter dezimieren und infizierte Trauben aus dem Weinberg heraus holen um den Rest zu schützen. Das Wetter hätte unseren Trauben zu diesem Zeitpunkt mit 1-2 weiteren Regenereignissen schnell den “Todesstoß” versetzen können doch endlich stabilisierte sich das Wetter im August und wir konnten doch noch eine kurze Entspannungsphase genießen, bevor wir am 23.9. in die Weinlese starteten.
Lese:
Nach diesem achterbahnartigen Vegetatationsverlauf war die Lese nahezu von ausschließlich trockenen Erntetagen “gesegnet”. Aufgrund der nicht vermeidbaren Infektionen musste sehr akribisch und intensiv selektioniert werden. Die Trauben steckten voller Energie und einem sehr feinen aber betörenden Aroma. Sie Säure war sehr hoch, da wir aber sehr gerne Standzeiten mit Traubenhäuten durchführen. So konnte die Säure auf natürliche Weise harmonisiert und den Trauben weiteres Aroma und Geschmack entlockt werden. Nun verstärkte sich das positive Gefühl aus dem Sommer. Wir waren voller Begeisterung über die von der Kelter laufenden Moste. Das beflügelte alle. Im Gegensatz zum Sommer fühlten wir uns nun gar nicht mehr gestresst und ließen den Trauben und der Natur alle Zeit ihr volles Potential zu entfalten. Die wenigen kurzen Regenpausen wurden zur Nachselektion der wunderbaren Botrytistrauben genutzt und so konnten wir 2021 endlich wieder einen “kompletten Jahrgang” bis hoch zur TBA ernten.
Erkenntnisse:
Trotz der Erfahrungen dieses Jahrganges wird das Klima weiterhin wärmer und trockener werden. Unsere Weinberge werden in Zukunft auch von den klimatischen Extremen gefordert werden. 2021 gab unseren Weinbergen die Chance durchzuatmen und uns Landwirten die Aufgabe zu überprüfen, ob wir richtig aufgestellt sind. Trotz der Herausforderungen des Jahres ließen sich auch in diesem Jahr mit unserer nachhaltig-ökologischen Strategie hervorragende Weine ernten. Diese werden uns in vielen Jahren noch Freude bereiten. Ich denke sogar, dass dies einer der Schlüssel zu diesem Jahrgang war.
Ein Fazit:
Zurückblickend können wir voller Zufriedenheit sagen, dass wir 2021 einen sehr gnädigen Jahrgang ernten durften. Im Sommer hätten wir wahrscheinlich alles unterschrieben, hätten wir gewusst, welch faszinierende und charaktervolle Weine als Lohn für die aufopferungsvolle
Weinbergsarbeit zum Ende des Jahres auf uns warten. Die Wetterbedingungen während der Saison forderten Winzer, Mitarbeiter, Maschinen und Natur bis an und teilweise über die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit heraus. Ich bin davon überzeugt, dass die aus diesem Jahr gewonnenen Weine auch dann noch voller Energie und jugendlicher Aromatik strahlen werden. Dann sind die Mühen und der harte Weg zur erfolgreichen Ernte schon längst wieder vergessen. Voller Demut vor der Natur denken wir in solchen Situationen an unsere Kollegen an der Ahr, denen dieses “Vergessen” nicht so einfach gelingen wird.
– Johannes Hasselbach
Memo zur Degustation
WOW! Der Meininger-Verlag kürt diesen Guts-Riesling von Johannes Hasselbach mit 92 von 100 Punkten. Normal bleiben solch hohe Bewertungen eher den trockenen Großen Gewächsen vorbehalten. Aber nach Probe dieses Ausnahme-Rieslings konnten wir die Bewertung nachvollziehen, das ist schon großartig für einen Wein in dieser Preisklasse. Herrlich intensiver Duft nach rotem und gelbem Kernobst (Apfel & Birne), zart angedeutete Kräuterwürze. Am Gaumen saftig, frisch, pikant, herrlich mineralisch 8leicht rauchig), glasklar am Gaumen, saftig, macht viiiieeeeel Lust auf das nächste Glas. Großartiger Weinwert!
Memo zum Boden
Massiver roter Tonschiefer-Boden mit einer sehr dünnen Verwitterungsbodenauflage.