Riesling »Quo Vadis«
Herkunft
Der Markovic Riesling „Quo Vadis“ ist nach wie vor am Umherreisen. Der 2018er kam aus dem Eckelsheimer Eckberg (Rheinhessen), der 2019er stammte aus der “Buchholzer Sonnhalde“ am Randes des Schwarzwalds. Für den 2020er kommen die Trauben wiederum aus dem Rheinhessischen. Der „Siefersheimer Höllberg“ ist eine nach Südost ausgerichtete Kuppe. Von zahlreichen Trockenmauern und verbuschten Arealen durchzogen, ist es die wärmste Lage in Siefersheim und hat eine Vegetation, die an Heidelandschaft erinnert. Der Untergrund besteht hauptsächlich aus Porphyr/Ryolith mit lehmigem Sand im Oberboden. Ökologische Bewirtschaftung.
Das Jahr 2020
Tomis Weißweine aus dem Jahrgang 2020 zeigen sich im Vergleich zu 2019 etwas frischer, da er etwas früher gelesen hat. Eine kurze Maischestandzeit sorgt zudem für “Action” und Grip am Gaumen.
Maßnahmen beim Jahrgang 2019
Gegen die Hitze und Ihre Auswirkungen sind die Mittel leider knapp. Langjähriger Humusaufbau, reduzierter Wuchs und somit weniger Wasserverbrauch sowie das Walzen der Begrünung als Isolationsschicht gegen die Wasserverdunstung sind da die wenigen Mittel, von einer Bewässerung mal abgesehen, über die man auch Streiten kann. In den von mir bewirtschafteten Flächen habe ich neben den Verlusten durch Sonnenbrand bewusst zusätzlich früh Ertrag reduziert, um den Wasserverbrauch zu senken. Den ersten Laubschnitt habe ich sehr spät nach hinten terminiert. Die Laubwandglocke sorgte für spürbar kühlere Temperaturen in meinen Weinbergen. Im August fiel dann der lang ersehnte Regen. Leider als Starkregen, aber besser als weitere Trockenheit, denn dies hätte zu massiven Ertragsverlusten geführt.
Sorgen machte lange die Stagnation des Beerenwachstums und der Reife. In den letzten Jahren wird der Zeitraum, in dem die Trauben den Zucker einlagern, immer schneller, heißt kürzer, und zwingt zu zügiger Lese, um nicht zu hohe Alkoholgehalte zu bekommen. Die Frage kam auf, wie physiologisch reif die Trauben bei ausreichenden Mostgewichten in 2019 sein würden. Der September brachte uns glücklicherweise Abkühlung mit relativ niedrigen Nachttemperaturen und hier und da Regen. Die Lese fand – endlich mal wieder – in der zweiten Septemberhälfte und im Oktober statt und bot somit ausreichend Hängezeit für die nötige Reife.
Wie sind sie denn nun, die Weine des Jahrgangs 2019? Das am stärksten herausstechende Merkmal ist die Frische des Jahrgangs. Die Säure ist höher als in den beiden Jahren zuvor, und die Weine generell straffer. Grundsätzlich sind die Weine auch etwas leichter als dies 2017 & 2018 der Fall war. Hier hinterlässt die Trockenheit des Sommers Ihre Spuren und bringt den 2019ern nicht ganz die Kraft der Vorgängerjahrgänge. Spannend sind sie aber allemal. Die einen zeigen Frucht und Frische, die anderen sind eher auf der kargen, mineralischen Seite und bieten somit ausreichend Abwechslung.
Vinifizierung Markovic Riesling Quo Vadis
Selektive Handlese der 25-jährigen Rebstöcke Ende September 2020 mit Auslese im Weinberg, schonender Transport in kleinen Kisten. Einmaischung mit 10 Stunden Standzeit. Anschließend schonende Ganztraubenpressung. Spontangärung in einem 4th Fill 500L Tonneau aus französischer Eiche, sowie im Edelstahl. Vollhefelager bis zum Ende der malolaktischen Gärung. Ein Abstich und weiterer Ausbau in den gleichen Gebinden. Ertrag von 60hl/ha, Gesamtproduktion von 1100 Flaschen a 0,75l.
Der Gault Millau 2020 schreibt
Die Eltern von Tomislav Markovic stammen aus Slawonien in Kroatien, einer sehr weinverbundenen Region. Ein erstes Berufsleben führte ihn in eine deutsche Großbank. Doch dann orientierte er sich komplett um: „Aufgrund eines 2. Platzes beim Wettbewerb zum Weinkenner des Jahres der Zeitschrift ‚Der Feinschmecker‘ entschied ich mich 2011, meine Tätigkeit im Bankenwesen zu beenden, und schrieb mich am Weincampus Neustadt an der Weinstraße zum Weinbau- und Önologiestudium ein.“ Während des vierjährigen dualen Studiums absolvierte Markovic seine Praxismonate beim Weingut Bercher am Kaiserstuhl sowie Praktika bei der Domaine de Montille in Volnay und bei Vieira de Sousa im Douro-Tal. Seine eigenen Flächen bearbeitet er heute biodynamisch. Im Zukauf sind nicht alle Trauben aus ökologischer Produktion. Er achtet aber darauf, dass zumindest herbizidfrei gearbeitet und nicht mineralisch gedüngt wird. „Ziel ist, in Zukunft nur Weine aus ökologischer Traubenerzeugung anzubieten.“ Im Keller vergärt er größtenteils spontan und baut alle Weine in Holzbehältern aus.
Die Rotweinbereitung geschieht klassisch als offene Maischegärung mit unterschiedlichen Anteilen von ganzen Trauben. Die Einmaischung erfolgt mit den Füssen, gepresst wird mit einer Korbpresse. „Der Schwefeleinsatz erfolgt moderat, um die Weine expressiv zu halten, jedoch nicht in so niedrigen Mengen, als dass man von Natural Wines sprechen könnte“, so Markovic. „Ich greife generell wenig ein und lasse den Weinen Zeit zur Entwicklung. Ich denke, dass dies zu einer inneren Stabilität und Harmonie führt.“ In der Tat: Die Weine dieses Newcomers beeindruckten uns durch ihre ausgesprochene Finesse bei gleichzeitiger Kraft und Persönlichkeit. Ein Name, den man sich merken sollte.
Memo zur Degustation
Der erste Duft aus dem Glas zeigt uns feine mediterrane Kräuternoten, dazu Orangenzesten und Limettenabrieb, etwas Pomelo. Am Gaumen dann feine, an reife gelbe Früchte erinnernde, leicht schmelzige Frucht. Eine feine, reife Säure unterlegt dieses Mundgefühl, gefolgt von reifem, feinem Gerbstoff, der auch für Vielschichtigkeit sorgt. Im Finish dann an Graphit erinnernde Mineralik, dezente Würze, Kräuter, leicht salzig, gute Kraft, leicht antrocknend, aber insgesamt ein saftiger Riesling mit viel Zug am Gaumen. Sehr gut. Kein Mainstream. Eigenständig, im Vergleich zu 2019 sind die 2020er Weißweine einen Tick frischer und aufgrund von ein wenig Maischestandzeit auch mit einem Hauch mehr Grip am Gaumen ausgestattet.
Memo zum Boden
Porphyr/Ryolith mit lehmigem Sand im Oberboden