Spätburgunder »on the Rocks«
Herkunft
- 15.10.2016 Besuch bei Tomi
Herkunft Markovic Spätburgunder On the Rocks
Die Reise des Markovic Spätburgunder On the Rocks geht in 2019 nach Kiechlinsbergen auf den „Oelberg“. Eine vergessene Lage – der Name jedoch signalisiert die Qualität des Weinbergs. Früher benannte man oft die besten Ortslagen „Oelberg“. Die von mir bewirtschaftete Parzelle liegt südwestlich ausgerichtet auf der Kuppe des Berges und besteht im Untergrund aus purem Vulkanfels. Der Hitze, der Trockenheit und den Höhenwinden ausgesetzt, entstehen dort karge, charaktervolle Weine. Der heiße Sommer 2019 sorgte in dieser Lage für starken Ertragsverlust durch Trockenheit.
Das Jahr 2019
Die Wetterextreme, und hier vor allem Hitze und Trockenheit, begleiten uns nun schon seit 2017. War 2017 aufgrund des nassen Vorjahres noch nicht im Bewusstsein als Jahr mit Wassermangel, so war das in 2018 und dann auch in 2019 mit seinen extrem heißen Spätsommern schon ein anderes Kaliber. Das Wasserdefizit aus 2018 schleppte die Natur durch den trockenen Winter nach 2019 mit. Der März war überdurchschnittlich warm, und auch der April machte nicht, was er will und war trocken. Im Mai wurde es dann doch merklich kühler, so dass der Austrieb sich etwas verzögerte und eher im normalen Zeitraum stattfand. In einigen Regionen schlugen die Eisheiligen zu und zerstörten – teilweise stark – die zukünftige Ernte.
Der Juni und der Juli waren dann extrem heiß und trocken. Dies hatte hauptsächlich zwei Auswirkungen: die erste war merklicher Sonnenbrand, auch in kaum entblätterten Weinbergen. Dabei zerkochten die Beeren förmlich. Die zweite Auswirkung war ein Stagnieren der physiologischen Reife. Nachdem sich die Reben am Anfang der Wärmeperiode noch zügig weiterentwickelten, so bremste die andauernde Trockenheit die Beerenentwicklung in Ihrer Größe und physiologischen Reife.
Maßnahmen
Gegen die Hitze und Ihre Auswirkungen sind die Mittel leider knapp. Langjähriger Humusaufbau, reduzierter Wuchs und somit weniger Wasserverbrauch sowie das Walzen der Begrünung als Isolationsschicht gegen die Wasserverdunstung sind da die wenigen Mittel, von einer Bewässerung mal abgesehen, über die man auch Streiten kann. In den von mir bewirtschafteten Flächen habe ich neben den Verlusten durch Sonnenbrand bewusst zusätzlich früh Ertrag reduziert, um den Wasserverbrauch zu senken. Den ersten Laubschnitt habe ich sehr spät nach hinten terminiert. Die Laubwandglocke sorgte für spürbar kühlere Temperaturen in meinen Weinbergen. Im August fiel dann der lang ersehnte Regen. Leider als Starkregen, aber besser als weitere Trockenheit, denn dies hätte zu massiven Ertragsverlusten geführt.
Sorgen machte lange die Stagnation des Beerenwachstums und der Reife. In den letzten Jahren wird der Zeitraum, in dem die Trauben den Zucker einlagern, immer schneller, heißt kürzer, und zwingt zu zügiger Lese, um nicht zu hohe Alkoholgehalte zu bekommen. Die Frage kam auf, wie physiologisch reif die Trauben bei ausreichenden Mostgewichten in 2019 sein würden. Der September brachte uns glücklicherweise Abkühlung mit relativ niedrigen Nachttemperaturen und hier und da Regen. Die Lese fand – endlich mal wieder – in der zweiten Septemberhälfte und im Oktober statt und bot somit ausreichend Hängezeit für die nötige Reife.
Wie sind sie denn nun, die Weine des Jahrgangs 2019? Das am stärksten herausstechende Merkmal ist die Frische des Jahrgangs. Die Säure ist höher als in den beiden Jahren zuvor, und die Weine generell straffer. Grundsätzlich sind die Weine auch etwas leichter als dies 2017 & 2018 der Fall war. Hier hinterlässt die Trockenheit des Sommers Ihre Spuren und bringt den 2019ern nicht ganz die Kraft der Vorgängerjahrgänge. Spannend sind sie aber allemal. Die einen zeigen Frucht und Frische, die anderen sind eher auf der kargen, mineralischen Seite und bieten somit ausreichend Abwechslung.
Vinifizierung Markovic Spätburgunder On the Rocks trocken
Die südwestliche Exposition und der flachgründige Boden der Lage verlangten den Reben in 2019 einiges ab. Viele Stöcke haben aufgrund Wassermangels die Blätter verloren und der Ertrag war dementsprechend auch wesentlich geringer. Die verbliebenen Trauben waren jedoch kleinbeerig und schön aromatisch. Frühe Lese im September (20.9.2019) um in den warmen Lagen Frische und Säure zu bewahren. 100% Ganztraubenanteil. Offene Maischegärung mit natürlichen Hefen und Einmaischung mit Füßen. Abgepresst mit einer Korbpresse. Ausbau für 10 Monate in Nevers-Eiche, 50% neu. Ein Abstich und Finishing in gebrauchten Barriques. Wenig SO2. Ertrag von 25hl/ha. Gesamtproduktion: 600 Flaschen.
Der Gault Millau 2020 schreibt:
Die Eltern von Tomislav Markovic stammen aus Slawonien in Kroatien, einer sehr weinverbundenen Region. Ein erstes Berufsleben führte ihn in eine deutsche Großbank. Doch dann orientierte er sich komplett um: „Aufgrund eines 2. Platzes beim Wettbewerb zum Weinkenner des Jahres der Zeitschrift ‚Der Feinschmecker‘ entschied ich mich 2011, meine Tätigkeit im Bankenwesen zu beenden, und schrieb mich am Weincampus Neustadt an der Weinstraße zum Weinbau- und Önologiestudium ein.“ Während des vierjährigen dualen Studiums absolvierte Markovic seine Praxismonate beim Weingut Bercher am Kaiserstuhl sowie Praktika bei der Domaine de Montille in Volnay und bei Vieira de Sousa im Douro-Tal. Seine eigenen Flächen bearbeitet er heute biodynamisch. Im Zukauf sind nicht alle Trauben aus ökologischer Produktion, er achtet aber darauf, dass zumindest herbizidfrei gearbeitet und nicht mineralisch gedüngt wird. „Ziel ist, in Zukunft nur Weine aus ökologischer Traubenerzeugung anzubieten.“ Im Keller vergärt er größtenteils spontan und baut alle Weine in Holzbehältern aus.
Die Rotweinbereitung geschieht klassisch als offene Maischegärung mit unterschiedlichen Anteilen von ganzen Trauben. Die Einmaischung erfolgt mit den Füssen, gepresst wird mit einer Korbpresse. „Der Schwefeleinsatz erfolgt moderat, um die Weine expressiv zu halten, jedoch nicht in so niedrigen Mengen, als dass man von Natural Wines sprechen könnte“, so Markovic. „Ich greife generell wenig ein und lasse den Weinen Zeit zur Entwicklung. Ich denke, dass dies zu einer inneren Stabilität und Harmonie führt.“ In der Tat: Die Weine dieses Newcomers beeindruckten uns durch ihre ausgesprochene Finesse bei gleichzeitiger Kraft und Persönlichkeit. Ein Name, den man sich merken sollte.
Memo zur Degustation
Bedenkt man, wie heiß es diesen Sommer war (Tomi verlor viele Trauben durch extreme Hitze und Trockenheit), ist ihm ein ungemein geradliniger, ja straffer Pinot Noir gelungen, der aber ungemein fest, dicht und mit großer Komplexität auf der Zunge agiert. Wir riechen und schmecken viel dunkle Beeren, pikant herausgearbeitete, begleitende Säure. Viel dunkle Würze mit guter Dichte und Geschmacksintensität. Bleibt enorm lange am Gaumen, edel, guter, reifer Tanningrip auf der Zunge, nichts austrocknendes oder bitteres, dunkelwürzig. Während sich das Windspiel schon sehr offenherzig und animierend im Glase zeigt, benötigt On the Rocks noch 1-2 Jahre Flaschenreife, obschon man die reifen Beeren schon ein wenig erschmecken kann. Großer Pinot!
Memo zum Boden
Vulkanfels pur