Rudolf May Weißburgunder Retzstadter Langenberg VDP.Erste Lage (DE-ÖKO-006)
Herkunft Weißburgunder – Burgund? Nein, Franken!
Rudolf May Weißburgunder Retzstadter Langenberg: ich bin ein großer Freund der Fokussierung, der Konzentration auf wenige Sorten bzw. wenige Weine, diese dafür auf höchstem Niveau ausgebaut. Leider ist dies in Deutschland eher selten. Viele deutsche Winzer versuchen oft noch die letzte Nische zu bespielen. Das führt zu buchdicken Preislisten und Minimengen, die manchmal schnell ausverkauft sind und oft trotz der kleinen Menge ewig im Lager vor sich hinlagern, weil die Nische halt dann doch eine ganz kleine Nische war und es kaum Interessenten gibt. Insofern finde ich die Konzentration auf Silvaner und Spätburgunder beim Weingut Rudolf May prinzipiell großartig.
Blöd dabei, sein Weißburgunder und sein Grauburgunder aus den Lagen Langenberg und Benediktusberg sind die wahrscheinlich unterschätztesten Burgunder Deutschlands. Aber das soll uns recht sein, insbesondere der Weißburgunder begeistert mich Jahr für Jahr und er ist ob seiner Klasse auch noch extrem preiswert. Hier lohnt es also schnell zuzuschlagen, denn die Nische könnte hier sehr schnell zu wenig Stoff bieten.
Der Weißburgunder Weinberg von Rudolf May gehört zum Retzstadter Langenberg, die Parzelle heißt Altenberg und gehört mit einer Hangneigung von 60% zum steilsten Teil der Lage. Der Boden ist vom Muschelkalk geprägt und skelettreich. Das Kleinklima ist mit seiner Ausrichtung nach Süd-Südost nicht zu heiß, was den Weinen einen würzig, kühlen Charakter gibt.
Vinifikation May Weißburgunder Retzstadter Langenberg
Die Trauben wurden Mitte September mit Hand gelesen Anschließend 24 Stunden Maischestandzeit. Dann abpressen und spontane Gärung im Holzfass aus Spessarteiche vom Küfer Assmann. Der Wein bleibt 9 Monate auf der Hefe im Fass und wird dann nur grob filtriert abgefüllt.
Memo zur Speise
Auch der Weißburgunder von Rudi May ist ein feiner Essensbegleiter. Klar kann man diesen Wein auch mal gemütlich am Abend zu zweit leeren, oben habe ich ja schon geschrieben, dass er durchaus Trinkfluss zeigt. Am besten gefällt er mir immer noch als Essensbegleiter, der Ausbau im Holzfass, der feine Schmelz, die dezente Frucht, die perfekt gebändigte Kraft, das passt halt herrlich zu hellem Fleisch, Pilzen oder zu kräftigeren Gemüsegerichten. Ich stelle mir gerade Steinpilze in Sahnesauce auf Tagliatelle vor, wenn man dann noch ein paar Trüffel im Kühlschrank findet, noch besser.
Oder ein schönes Kalbsfilet auf einem hellen Jus, dazu Kartoffelstampf, der muss gar nicht extrem gebuttert sein, die Kartoffel darf schon noch Hauptgeschmacksträger sein und dazu ein sämiges Spitzkohlgemüse, perfekt.
Memo zur Degustation
Schon ein bisschen saftiger, fruchtiger als Burgund, gelbes Steinobst, Mirabelle, weiße Johannisbeere, florale Noten, weiße Orangenblüten. Aktuell ist das Holz noch präsent, aber das ist großartige Qualität, wenig getoastet und mehrfach genutzt aus heimischer Spessarteiche. Kaum Röstnoten, dafür grünes Tabakblatt, Kräuter, würzig.
Auch die mineralische Note ist hell, kühl, erinnert an Baustellenduft, frisch gekalkte Wände. Die lange Hefelagerung ist im Geschmack auch noch präsent, Brioche ohne Süße, Weißbrot scheint durch, dann wieder helle Blüten, Blumenwiese. Da spürt man Tiefe, Komplexität, aber es macht auch einfach Spaß die Flasche zu zweit zu leeren, extrem trinkig. Großartiger Weißburgunder für weniger als € 15, besseres wird man in der Preisstufe lange suchen müssen.
Memo zum Boden
Reiner, skelettreicher Muschelkalkboden.