Gutedel »Jaspis« 10hoch4 Alte Reben
Herkunft
Ziereisen Gutedel Jaspis 10hoch4! Wie bitte? 10 hoch 4? Ja, so nennt Hanspeter sein Gutedel-Flagschiff aus der Premium-Linie Jaspis. Was steckt hinter dieser merkwürdigen Bezeichnung? Eine versteckte Botschaft? Nun, es ist ganz einfach. Die Pflanzdichte der Reben der entsprechenden Lage, aus der auch der Gutedel Steingrüble stammt, liegt bei 10.000 Rebstöcken pro Hektar, eben 10 hoch 4. Die Rebstöcke für den 10 hoch 4 sind die ältesten Gutedelstöcke (Dezaley-Klon) des Weingutes, 1968 gepflanzt und liefern nur noch einen sehr geringen Ertrag. 2006 hat er neue Stöcke dazu gepflanzt. Sie kommen der Vorstellung entgegen, die Hanspeter vom Ur-Gutedel hat. Und das ist kein Hirngespinst, denn das, was heute unter dem Namen Gutedel angeboten wird, ist Einheitsbrei hat nichts mit dem zu tun, was den Gutedel einst auf die Weinkarten berühmter Häuser gebracht hat.
Jaspis Weine – die Schätze
Nur unsere allerbesten Weine erhalten von uns den Namen „Jaspis“ – nach einem Edelstein, der sich häufig in unseren Weinbergen findet. Und weil wir die Messlatte für diese Weine besonders hochlegen, kann es sein, dass es sie nicht aus jedem Jahrgang gibt. Aus unserem besten Terroir, mit unseren ältesten Reben und unseren besten Fässern – mit unseren Jaspis-Weinen treiben wir unser Qualitätsstreben auf die Spitze. Das Ergebnis sind tiefgründige, langlebige Weincharaktere wie der „Graue Burgunder“, der „Chardonnay“, der Gutedel „104“ oder die roten „Pinot Noir“, „Spätburgunder“ und „Syrah“.
„Früher war Gutedel etwas ganz Besonderes“
erzählte er uns vor ein paar Jahren beim Weingutsbesuch. Uroma Martha, 1909 geboren, im September 2012 103-jährig gestorben, kannte noch die Rebstöcke, die bis zur Flurbereinigung sehr kleine Beeren hervorbrachten. Hanspeter zeigt uns in alten Büchern, das 1872 ein 1802er Gutedel der teuerste Wein auf der Karte war. „Damals lag der Gutedel bis zu einhundert Jahre im Fass!!! “, sagt Ziereisen. Auch alte Weinkarten aus Zeppelinluftschiffen belegen, dass der Gutedel einst ein international hochgeschätzter Wein und entsprechend teuer war, teurer als so mancher Burgunder oder Bordeaux.
Und heute? „Das meiste, was heute in Masse erzeugt wird, ist badischer Einheitsbrei. Und auch er hat diesen Brei eine Zeit lang vinifiziert. Eigentlich wollte er den Gutedel schon rausreißen und sich dem innig geliebten Spätburgunder widmen, aber die gute Seele des Hauses, seine Frau Edel, konnte ihn davon abhalten. Das war die Kehrtwende. Wenn schon weitermachen mit Gutedel, dann aber anders, als der Einheitsbrei. Denn eigentlich hat der eher geschmacklich zurückhaltende Gutedel – ähnlich wie Silvaner und Riesling – beste Voraussetzungen, seinen Boden, auf dem er wächst, perfekt abzubilden.
Dafür muss man es aber anders machen und die Rebsorte als Winzer ernst nehmen. Ziereisen nimmt sie ernst. Zuerst reduziert er den Ertrag, mit Maischestandzeit kommt etwas Gerbstoff ins Spiel, es wird ausschließlich spontan vergoren und der Gutedel darf auch gerne ins Holz, teils neu, teils gebrauchte Tonneau. Er reduziert den Ertrag. Die Maische darf lange stehen und spontan vergären. Der Ausbau findet in neuen und alten Holzfässern statt, bis zu 22 Monate darf er dort liegen. Dann wird der Wein ungefiltert abgezogen. Das alles benötigt vor allem eines: Geduld.
Vinifizierung Ziereisen Gutedel Jaspis 10hoch4
Wein machen beginnt nicht erst mit der Zeit der Ernte. Schon während der Blütezeit sorgt Hans-Peter persönlich für eine wissentlich herbeigeführte Ertragsbeschränkung der Rebstöcke. Mittels eines Laubbläsers ähnlichen Gerätes sorgt er für eine künstliche Verrieselung. Mehr als 15-20 hl/ha Ertrag sind für ihn das Maximum, was er im Fass habe will. Nebeneffekt sind lockere Beeren, die wenig Fäulnisanfällig sind. Nach der Handlese reifer, goldgelber Trauben werden diese traditionell auf einer alten, von Hanspeter persönlich instand gesetzten Korbpresse gepresst, dazu darf die Maische eine kurze Zeit stehen, um danach im traditionellen 600L Tonneau der fränkischen Büttnerei Assmann mit wilden, weinbergseigenen Hefen vergoren zu werden. Reifen darf der Wein dann über 22 Monate im Fass, die Abfüllung erfolgt nicht geschönt und unfiltriert. Dann darf der Wein nochmals 9 Monate auf der Flasche Ruhe genießen, bis er in den Verkauf kommt.
100 Punkte im Gault & Millau
2015 Gutedel Jaspis 10hoch4 Weingut Ziereisen · Baden
2007 war das Weingut im Gault & Millau die die Entdeckung des Jahres, 2015 wurde es mit der “Kollektion des Jahres” ausgezeichnet. Nun steigt Ziereisen als eines von drei Weingütern im aktuellen Gault & Millau in den Rang eines Fünf-Trauben-Gutes auf. Diese höchste Kategorie bedeutet „Weltklasse“ – zu dieser Spitzengruppe zählen aktuell nur 20 Betriebe in Deutschland.
Sieben Weine zeichnet der Gault & Millau 2019 mit der Höchstnote von 100 Punkten aus. Mit dabei ist der Ziereisen Jaspis Gutedel 10 hoch 4. Die Weine, die wir dieses Jahr mit 100 Punkten würdigen, erzählen mit atemberaubender Präzision, Finesse, Harmonie und Emotion von ihrem einmaligen deutschen Terroir. Sie sind unvergleichlich – und reihen sich genau deshalb gleichberechtigt unter die größten Gewächse der Welt ein.
Memo zur Speise
Kalbsbries in Nussbutter
Memo zur Degustation
Die Nähe zum Burgund ist unverwechselbar, kein Wunder Beaune ist gerade mal 2 Autostunden entfernt, in Hanspeters Vinothek zieren zahlreiche leere Burgunderflaschen der großen Winzer Burgunds die Regale. Hier hat er sich Inspiration gesucht, und dennoch sind das keine Kopien großer weißer Burgunder, sondern ganz nach Hanspeters Handschrift entstandene Weine. Seinen Gutedel hoch vier nennt er immer wieder gerne „meinen Montrachet“. Und ja, beim ersten hineinriechen könnte man glatt an einen großen weißen Burgunder der Cote d´Or denken, so dicht und fest mit ausgeprägter Mineralität und viel Feingefühl beim Holzeinsatz zeigt er sich im Glas. Da ist aber auch diese puristische, messerscharfe Präzision, die einen an große Meursault erinnert. Immens dicht mit ganz feiner Cremigkeit, die großen Weißweine auszeichnet, fast wie ein aristokratischer Corton Grand Cru. Dazu schwingt immer ein feiner Feuersteinton in der Nase mit.
Am Gaumen von einer immensen Länge geprägt, enorm vielschichtig, mal Corton, dann wieder salzig-mineralische Noten eines Meursault, zitrisch, puristisch, geradlinig, tiefgründig, verspielt, komplex und viel Druck und Tiefe aufbauend. Gänsehaut pur. Ewige Länge, vibrierend, viel Druck, dann wieder charmant bis leicht cremig. Es gab bisher nur einen Wein, den ich – wie diesen – blind verkostet ins Burgund gesteckt hätte: Opus Oskar von Johannes Jülg. Einer der größten deutschen Weißweine, atemberaubend, Champions-League.
Memo zum Boden
Jurakalk mit Löß