auf der Rückfahrt von der Bio Alsace im Parc Expo zu Colmar wollten wir noch Zwischenstation in Kayserberg machen, etwas die Füße vertreten bzw. einen Kaffee und/oder ein Stück Gugelhupf genießen. Aber beim Anblick hereinströmender Bustouristen gab es nur einen Gedanken: ich will hier weg! So kamen wir durch Ammmerschwihr und nachdem zum 5. Mal ein Hinweisschild am Straßenrand auf eine Weinveranstaltung hinwies, stieg ich bei nächster Gelegenheit aus, um das zu überprüfen.
Da wurde also folgendes annonciert:
Am nächsten Tag war ja die Badische Weinmesse in Offenburg und von da war es auch nur eine Stunde nach Ammerschwihr. Also legten wir uns einen Zeitrahmen, bis wann wir in Offenburg alles erledigt haben wollten, und es klappte auch. Gegen 14:30 Uhr fuhren wir also los.
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Naturwein- Salon also war angesagt, ein reizvolles Thema, bei dem sich des öfteren die Geister scheiden. Ich unterscheide da bei den Klienten in 4 Kategorien:
Kategorie 1 – die Absoluten:
Sie empfinden diese Art der Weinbereitung als das nonplusultra, als ihre Passion (vor allem die Weinmacher;-))
Kategorie 2- die Skeptiker:
Sie finden am Anfang alles sehr spannend, aber nach gewisser Probenerfahrung geben sie dieser Richtung der Weinbereitung keine Chance, tolerieren sie aber.
Kategorie 3 – die Ablehner (resultierend aus Kategorie 2)
Sie halten die Weine für Körperverletzung, aufgrund atypischer Aromatik für nicht verkehrsfähig.
Kategorie 4 – die Neugierigen
Sie glauben nicht so richtig an die Sache, hoffen aber auf das Aha-Erlebnis, nehmen noch so lange Wege (Fahrten) in Kauf, denn irgendwann macht es klick und sie abonnieren Kategorie 1. Die Gefahr wächst aber mit jeder weiteren Probe, um Kandidat der Kategorie 2 oder 3 zu werden.
Ich persönlich sehe mich im Moment ganz klar in Kategorie 4.
Der Veranstaltungsort, das Weingut von Audrey und Christian Binner, 2 rue des Remains, 68770 Ammerschwihr, www.alsace-binner.com
Von den gewohnten Schemata einer Weinverkostung muss man absehen, die Naturisten machen’s lieber draußen, das Wetter hat ja gepasst!
Klamotten (Merchandising) gab’s auch und ganz hervorragende “Schweinereien” eines nach Südfrankreich ausgewanderten Holländers. Da haben wir dann zugeschlagen!
Vorher aber ging es an die Arbeit, bei dem ein oder anderen Wein war dann auch Vergnügen dabei.
Es ging los bei:
Jerome Saurigny / Anjou / Loire
Saurigny Jérôme en conversion Bio Ecocert
49190 St Aubin de Luigné
domainesaurigny@gmail.com
Tel: 06.03.20.42.05
Sauvignon Blanc “Sau 7”; 13,5% Alk.; süßliche Ausprägung, schwer und alkoholisch. 7,50 €
Le P´tit Saur; 100% Grolleau; rosefarben, bizzelt, Kronkorkenverschluss, letzteres war auch das auffallendste. 9,- €
Gamma GT (100% Gamay)
Schieferkühle, Kirschfrucht, Würze, gute Struktur, Säure hält ihn frisch. 9,- €
2006 Anjou Rouge (Cabernet Franc / Cabernet Sauvignon)
Viel Würze, kein Paprika, Biss, Säure etwas zu präsent.
Fazit: rot besser als weiß, zu teuer.
SARL L´Opera des Vins – Vins de la Sarthe
Jean-Pierre Robinot – Vigneron
2004 Lumiére de Silex – AOC Jasnieres
100% Chenin Blanc ; Gelbgold, im Duft Esternoten, fehlerhaft ?? 18,- EUR
2003 Lumiére de Silex – VDT Blanc
100% Chenin Blanc ; goldgelbe Farbe, jahrgangsbedingt weicher und etwas fetter, mehr Biss. 17,- EUR
Les Vignes de L´Ange Vin
Jean-Pierre Robinot – Vigneron
La Presidal
72340 Changes
2005 Cuvée bistrologie VDT Blanc
100% Chenin Blanc, orangefarben, war wohl im Holz, eichig- brackiger Duft, flüchtige Säure. Spannend oder fehlerhaft? Ich tendiere zu letzterem. 13,- EUR
2004 Cuvée Juliette Robinot – AOC Jasnieres
100% Chenin Blanc. Im Duft Honignoten, üppig am Gaumen, auch nicht ganz trocken, ölig-samtig am Gaumen, nicht unspannend, kann man mal trinken, denn auch 65,- EUR setzten eine monetäre Grenze.
Diese Weine waren die extremsten, vielleicht auch natürlichsten Weine ihrer Art der Veranstaltung, nach Aussage des Winzers fährt der asiatische Raum auf diese Art Weine sehr ab, dort existiert ein guter Markt, an einen solchen in unseren Sphären glaube ich nicht.
Hier gibts mehr Infos zum Winzer
Domaine de la Grapperie
Coteaux du Loir
Renaud GUETTIER
EARL Soudairie
La Soudairie
37370 Bueil en Touraine
Téléphone : +33 (0)2 47 24 48 06
Facsimile : +33 (0)2 47 24 48 06
E-mail : renaudguettier@lagrapperie.com
http://www.lagrapperie.com/
2005 Les Druillas sec AOC Coteaux du Loir
100% Chenin Blanc; 12 Monate Reifung. Florale Anklänge, dennoch für mein Verständnis eher als süßer Wein zu deklarieren, recht kräftig. Mir zu süß. 11,- EUR
2005 Les Dorres
100% Chenin Blanc ;süß, klassischer Aperitif-Wein, kräftig, passt zur Foie Gras. 22,- EUR
2006 Les Gravot VDT
Cuvée von Gamay und Pineau d´Aunis ; mehr nicht notiert, 12,- EUR
2006 Adonis VDT
100% Pineau d´Aunis; würziger Charakter, etwas schlanker ; 12,- EUR
2005 Adonis AOC Coteaux du Loir
100% Pineau d´Aunis; 15 Monate Reifung. Granatfarben, Aromen von roten Beeren, auch würzig-pfeffrige Anklänge mit einem Hauch Himbeere. 13,- EUR
Rosé Petillant naturell
Pineau d´Aunis & Grolleau; keine Dosage, hergestellt wie ein Champagner, 9 Monate Stahltank, nach weiteren 3 Monaten degorgiert. Rosa-orangefarben, Mousseaux etwas grob, verfliegt schnell. Aperitif-Sekt. 11,- EUR
La Domaine du Moulin
Isabelle et Herve Villemade
41120 Cellettes
2006 Les Acacias blanc AOC Cour-Cheverny
100% Romorantin, 13,5% Alk. ; oxidativer Touch, Schmelz, passabel, dennoch der oxidative Ton stört. 13,- EUR
2007 Rouge AOC Cour-Cheverny
50:50 % Gamay & Pinot Noir; bäuerlich rustikal, sehr herb und derb…..6,50 EUR
2006 Les Ardilles Rouge AOC Cour-Cheverny
70% Pinot Noir & 30% Gamay; deutlich mehr Frucht, allerdings auch extremer Amarena-Alkohol-Touch, strenge Tannine, säuerlich-herb.
Domaine Breton
Catherine & Pierre Breton
Bourgueil
www.domainebreton.net
2007 Bourgueil “TRINCH” Rouge AOC
100% Cabernet Franc aus einer Junganlage (16 Jahre jung); streng, karg, kaum Frucht, mineralischer Unterton nach Eisen. 8,-EUR
2006 Chinon rouge Beaumont AOC
100% Cabernet Franc; Der erste Rote, der gefiel. Stammt von Kalk-Lehmböden; hat deutlich mehr Substanz und „Fleisch“ am Gaumen. Rauchige Specknoten, hat was eigenes. Sehr gut. 10,- EUR vor Ort, 8,- EUR ab Hof
Sehr interessantes Weingut
Château Sainte Anne
Jean Baptiste Dutheil de la Rochere
83330 Sainte-Anne d´Evenos
2007 Bandol AOC Rosé
angenehm viel saubere Frucht, insgesamt gute Balance, mit 13,- EUR einfach zu hoch eingepreist
2005 Bandol AOC Rouge
viel dunkle Frucht, recht weich; würde mir etwas mehr Tiefe, Fruchtdichte und Länge wünschen. Preis-Qualität (16,50 EUR) stimmt nicht, da ist ein „Moulin des Costes“ der Domaine Bunan wesentlich typischer und mit um die 14,- EUR wertiger.
2003 Bandol AOC Rouge
weicher in seiner Gesamterscheinung, aber auch nicht besser. 17,- EUR
2005 Bandol AOC Rouge “Cuvée Collection”
95% Mourvedre; 25,- EUR passen einfach nicht zu der einfachen, soliden Qualität. Etwas dunkle Frucht; rustikales Tannin, es fehlt an Struktur und Dichte.
Domaine Fontedicto
Bernard Bellhasen
Lieu dit Fontareche
34720 Caux / Languedoc
2006 Pirouette 6
14% Alk; 100% Carignan; 15 hl/ha Ertrag, viel Alkohol, nussige Noten, breit und sattmachend.
2004 Les Coulisses
Syrah, Grenache, Carignan; 13,5 Alk.
Überkonzentriert, sattmachend, breite Struktur, keine Finesse.
2001 Promise
Syrah, Grenache, Carignan; 14 Alk.
Nichts neues !
Domaine du Matin Calme
Veronique Souloy & Antony Guix
5, rue Rouget de l´Isle
66170 Millas / Roussillon
2006 Bonica Marietta
Cuvée aus 80% Carignan (95 Jahre alt) und 20% Grenache (28 Jahre alt). 20hl / ha Ertrag. Fruchtig-frische Erscheinung, hergestellt nach der Maceration Carbonique. Leicht gerbstofflige Struktur. Braucht Luft. 10,- EUR
2006 Sans Temps Rouge
80% Carignan & 20% Grenache, Rest wie oben.
Fruchtsüße erinnert an deutsche Spätburgunder schlechter Machart, breiter Ansatz, Tannin rustikal. Macht nicht wirklich Vergnügen.12,- EUR
Chateau Meylet St. Emilion Grand Cru, 25 ha Rebfläche
Michel Favard
33420 Jugazan
www.château-meylet.com
1997er Bordeaux rouge St. Emilion Grand Cru
Hauptsächlich Merlot mit etwas Cabernet Franc; entsprechend dem Jahrgang recht zugänglich, einfache Erscheinung, trinkreif.
1998er Bordeaux rouge „Les Serpes“ St. Emilion Grand Cru
deutlich dichter, fleischiger, aber nicht unbedingt ein Highflyer. Solide und gut.
Domaine Marcel Lapierre / Beaujolais
69910 Villie-Morgon
http://www.marcel-lapierre.com
2007 Vin de Pays des Gaules
100% Gamay noir
Saftig- beerig, süffig, mit vielleicht etwas dominanten Erdbeernoten, witziges Etikett. Könnte man um die 8 EUR anbieten. Wurde vernichtet am Pfingstwochenende beim 2. Weinhändlertreffen – intern G4 Gipfel – bei Hanspeter Ziereisen im badischen Efringen-Kirchen .
2007 Morgon AOC Cru Beaujolais
Recht moderne Ausstrahlung, wirkt sehr frisch in der Frucht, sauber vinifiziert. So kann, sollte (!) muss Naturwein schmecken! Allerdings haben wir hier ein Preisproblem. Wer kauft in Deutschland einen Morgon für 14,- EUR?
Domaine Le Briseau
Natalie Gaubicher & Christian Chaussard
Les Nérons
72340 Marcon
2004 Gallmatias VDT
100% Chardonnay von knapp 20 jährigen Stöcken
Deutliche Restsüße, dadurch enorm breite Anlage. Schwieriger Wein, benötigt Essen. 7,- EUR
2006 Kharakter AOC Jasnieres
100% Chenin Blanc aus 50 jährigen Reben; deutlich weniger Restzuckerbetont, ja sogar straff mit deutlicher Säure. Besser als zuvor. 10,- EUR
2005 Clos du longues Vignes molleux
100% Chenin Blanc ; herrlicher Duft nach gerösteten Nüssen, das war aber auch alles, passt sicher zu Foie Gras, aber alleine getrunken ??? 13,- EUR
2006 La Derobée rouge
70% Pineau d´Aunis & 30% Cot (Malbec)
eigenwilliger Charakter
Mehr Infos hier:
Domaine Clos Fantine
Olivier, Carole &Corine Andrieu
34480 Cabrerolles
Bereits seit 133 Jahren befindet sich das Weingut in Famileinbesitz, bis Mitte der 1960er verkaufte man an die örtliche Genossenschaft. Heute führen die 3 Geschwister Andrieu das Weingut mit großem Erfolg.
2002 Faugeres Tradition AOC rouge
54% Carignan, je 14% Grenache, Mourvedre, Cinsault, Rest Syrah
Schieferböden, Ausbau für 18 Monate in Betontanks.
Herrlich offensiver Duft von reifen Beeren, ein bisschen CO2, Schokolade, sehr dicht am Gaumen, leicht bitter mit einem Hauch Strenge, braucht Luft! Proben mitgenommen, werden nachgetestet.
2004 Faugeres Tradition AOC Rouge
40% Carignan, 35% Mourvedre, 20% Cinsault, Rest Syrah
Schieferböden, Ausbau für 18 Monate in Betontanks.
Sehr verschlossen und unwirklich wirkend, dennoch übte dieser Wein hinter seiner Maske eine gewisse Faszination aus. Muss ich nochmals bei besseren Bedingungen nachprobieren.
Am besten jedoch gefielen uns die Wurstwaren von Raimond Le Coq aus 34460 Roquebrun.
Wahrlich nicht günstig aber von wunderbarer, geschmacklicher Qualität, insbesondere seine Chorizo Iberico Extra ist geschmacklich so ein himmelweiter Unterscheid zu den hier käuflichen „Wurstwaren“, die leider auch den Namen Chorizo tragen. Hier täte eine geschützte Herkunft a la DOC oder/und eine geschmackliche Prüfung von Nöten, diese beiden Produkte nicht unter einem Namen vermarkten zu dürfen.
Dazu noch seinen wunderbaren Cabecero de Lomo de Cerdo Iberico Bellota Natural, (luftgetrockneter Schinken von der Lende des Bellota-Schweines, das einer traditionellen Eichelmast unterzogen wird) und derzeit fast jedes Spargelgericht zu Hause begleitet.
Der ein oder andere Wein und das ein oder andere Weingut war recht interessant, schaun mer mal…