Tag 2 – Besuch Domaine Michel Cheveau / Solutré – Pouilly
Auch die französischen Tankstellen haben gemerkt, dass die Osterfeiertage vorbei sind und die Benzinpreise um ca. 10 Cent gesenkt. Warum soll es den französischen Autolenkern anders gehen…
Etwas mehr als 1 Stunde benötigen wir von Premeaux bis an die berühmten Felsen von Solutré im Maconnais,
wo wir mit Nicolas Cheveau um 10:00 Uhr verabredet sind.
Als ich die Weine des jungen Winzers erstmals auf einer Messe in Frankreich probieren konnte, stand für mich mit großer Wahrscheinlichkeit fest, dass es die Weine in die engere Auswahl der Weingüter aus dem Burgund schaffen würden, die für unser Sortiment in Frage kommen.
Alle Weine kennzeichnet eine wunderbare Mineralik mit schönem Fruchtfond bei komplexer Struktur. Und so haben dann beide Weine, der 2005er Macon Solutre „Sur le Mont“ sowie der 2005er Pouilly Fuisse „Aux Bouthieres“ in einer „Ausscheidungsprobe“ bei uns im Laden sowohl den kritischen Weinfreak als auch den „normalen“ Weinkonsumenten begeistert. Grund genug also, heute nochmals die Weine und insbesondere den Winzer etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Auf dem Weingut angekommen, werden wir von der Mutter des Winzers in Empfang genommen und in den Degustationsraum geführt. Und schnell ist auch die junge Frau von Nicolas Cheveau zur Stelle und lässt uns die ganze Reihe der Weißweine probieren:
14 ha stehen im Ertrag, durchschnittlich werden etwa 6000 Liter pro Hektar von 100% Puilly Terroir geerntet.
Grundsätzlich werden alle Trauben direkt nach der Lese gekühlt, um sie entspannt in die Presse zu bringen. Die Weinberge werden nicht auf Grund der bio-dynamischen Richtlinien möglichst naturnah bewirtschaftet (Gründüngung), sondern weil es die Tradition und der Respekt vor der Natur so fordert. Auch die Weißweine stehen lange auf dem natürlichen Hefelager – Pumpen wird vermieden um möglichst viele Aromen im Wein zu erhalten. Die roten (Gamay aus Beaujolais-Lagen) werden entgegen der dortigen Tradition entrappt und mit 15 Tage Maischestandzeit vergoren – sie sind damit natürlich herausragend unter den üblichen „Standard“ Beaujolais Villages – aber leider nicht für unseren Markt geeignet.
Zurück zu den probierten Weißen:
2005 Solutre Macon „Sur le Mont“
Ausgebaut im Stahltank, mit natürlichen Hefen und unter Temperatur-Kontrolle vergoren, behält er seine Frische und herrlichem Duft nach Reineclaude und Birne – ein fruchtig-mineralisch animierender Wein mit wunderbarer Struktur und langer Nachhaltigkeit.
2005 Saint Veran „Terroir Davaye“
ebenfalls aus dem Stahltank. Aus der etwa 1 Hektar kleinen Lage zeigt er sich weicher als der Solutre, noch deutlich mehr Fruchtaromen, außerdem Würze und Mineralik.
2004 Pouilly Fuissé „Les Trois Terroir“.
Die Poilly Fuissé sind alle 12 Monate im Holzfass mit natürlicher Hefe vergoren. Der Trois Terroir ist eine Assemblage aus drei verschiedenen Böden – hier wird immer versucht, einen eher leichten, frucht-animierenden Pouilly Fuisse zu bieten. Er schmeckt weich, fest am Gaumen mit einer gut balancierten Säure.
Der 2005er Pouilly Fuissé „Les Trois Terroir“
zeigt sich elegant, frisch mit der richtigen Dosis Holz und hat eine enorme Dichte! Eine Spur besser als 2004.
2005 Poilly Fuisse Vieilles Vignes
von 50-70 Jahre alten Reben, zeigt eine deutliche Mineralik, man schmeckt fast das Salz.
2005 Pouilly Fuisse „Aux Bouthieres“
kraftvoll, enorm saftig, mit reifer, gut ausbalancierender Säure. Langer Nachhall. Ein Kraftpaket!
Wir verabreden, die Bestellung am nächsten Tag abends abzuholen und werfen noch einen Blick in den Weinkeller mit kleinen Barrique- und größeren Holzfässern. Nicolas ist in den Reben – wir besuchen ihn und können gleichzeitig einen Blick auf den derzeitigen Vegetationsstand der Lage „Davaye“ in Saint Veran nehmen. Alles ist etwa 3 Wochen früher dran als üblich!
Wir fragen Nicolas noch nach Empfehlungen für Pinot Noir und besuchen gleich noch das Weingut Francois Raquillet in Mercurey. Ein kleines Weingut mit einem agilen und kräftigen Winzer. Die Weine sind kräftig elegant und gut fondiert. Wir schmecken dunkle Früchte! Zwei Fassproben von zwei weiteren 1er Cru Lagen begeistern uns ebenfalls. Wir werden in ca. 3 Wochen davon Probeflaschen bekommen und können noch einmal vergleichen.
Das Mitbringsel wurde gestern, am 19.05.2007 nachprobiert:
Viel dunkle Frucht nach Lakritz und schwarzen Oliven, präsentes Säuregerüst, zarter Schmelz, noch jugendlich ungestüm, gegen Ende im etwas größeren Glas tritt die Säure etwas stärker hervor. Nach insgesamt 3 Tagen, an denen der Wein geöffnet war, nahm er insgesamt einen schönen Verlauf. Letztendlich fehlt dem Wein im jetzigen Stadium etwas die Eleganz und Tiefe, die ich bei anderen Weinen deutlicher vorfand.