Burgund in 7 Tagen – Tag 3

Tag 2 – Besuch Domaine Michel Martin / Chorey-Les Beaune

Nicht alle Winzer im Burgund haben die Möglichkeit, durch viel Gedöns und Marketing auf sich aufmerksam zu machen. Manchmal spiel auch der Zufall eine Rolle oder man bekommt von seinen Mitbewohnern am Frühstückstisch ein „heißen Tipp“. Im Falle der Domaine Martin konnten wir uns auf einen Tipp eines dänischen Winzers in Deutschland beziehen, der diese, ganz abseits in einem Wohngebiet gelegenen Domaine eher zufällig entdeckte. Meist kann man sich auf solche Winzertipps sehr verlassen. Was wir dann allerdings im Keller an sensationellen Weinen probieren konnten, sprengte alle unsere Vorstellungen, sie übertrafen sie bei weitem. Eine ganz heiße Entdeckung zu für Burgund absolut guten Preisen.

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Chantal Martin spricht etwas englisch und so klappt die Konversation ganz gut. Das etwa 4 ha große Weingut besteht in dieser Form erst seit 2002. Schon der Basis-Pinot-Noir hat Schmelz, Cassis- und Mandelnnoten und bezaubert durch seinen vielfältigen Charme und wundervollen Eleganz. Schmeckt deutlich nach mehr als er kostet. Schon hier merkt man die Sorgfalt, die Michel Martin selbst bei seinem einfachsten Pinot walten lässt. Im Barriquekeller bekommen wir die Weine des Jahrgangs 2004er zu probieren. 2005 ist noch nicht abgefüllt, denn das Credo dieser beiden unglaublich engagierten und rührigen Menschen lautet: Zeit – der Wein braucht Zeit. Und so werden die 2005er erst in ein paar Wochen gefüllt.

An dieser Stelle sei mir verziehen, wenn ich zwar Winzer, bei den Weinen aber noch keine Namen nennen möchte. Ich war fast eine Woche im Burgund unterwegs, bin an den berühmtesten und teuersten Weinbergen der Welt vorbeigekommen, habe mich auf vielen Weingütern herumgetrieben, natürlich viele Weine probiert, aber keiner ist auch nur im Entferntesten an diese Weine herangekommen. Um so schwerer fällt es, Weine auszuklammern und sich nur auf jene festzulegen, die in unser Sortiment kommen werden. Im Allgemeinen kann man sagen, dass es sehr traditionell hergestellte Pinot sind, eher hell in der Farbe, mit ausgereifter Säure (in 2004 etwas mehr als 2005), wundervoller, typischer Pinotaromatik nach Cassis und Mandeln. Jeder Wein begeistert uns immer wieder auf´s Neue. Elegante Dichte, komplexe Struktur, hohe Mineralität, niemals vordergründig, sondern mit einer Tiefe an Aromen, wie ich sie in dieser Form liebe.

Am Ende bekommen wir noch einen Weisswein aus der autochthonen und kaum sortenrein ausgebauten Pinot Beuret – Elegant, hochreif. Als 2006er sehr frisch, 2005 runder und weicher – auf jeden Fall ein Genuss aber zu speziell. Manch Winzer nutzt diese Sorte, um seinen schwachbrüstigen Pinots etwas mehr Power zu geben, besitzt diese Traube doch einen hohen Glyzerinanteil.

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Chantal und Michel zeigen uns noch ihre 1er Cru Lagen in Beaune, den „Clos u Roi“ und „Les Teurons“ – alles in Blicknähe zu den Toplagen Corton/Corton Charlemagne. Der Clos du Roi ist ein Miniclimat, wie viele Parzellen, die die Martin´s versprenkelt über die ganze Region haben. Was für eine Arbeit und welcher Aufwand dahintersteckt, kann man sich nicht vorstellen. Mit welcher Hingabe und immensen persönlichen Verzicht die beiden diese vielen kleinen Parzellen bewirtschaften, ist bemerkenswert und in jeder Sequenz beim Genuß eines Ihrer Weine zu schmecken.

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Blick auf den Les Teurons

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Clos du Roi

Die beiden haben übrigens auch ein sehr schönes Ferienappartement. Bei Interesse machen wir gerne einen Kontakt. Für Freitag haben wir uns mit den beiden zum Besuch einer Tonnellerie verabredet.

Zwischen diesem Besuch und dem Abendessen bleibt noch Zeit, Nuits St. Georges zu entdecken und das übliche „Ich war da“ Photo am weltberühmten Clos de Vougeot zu machen.

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Mittlerweile gibt es 80 (!!!) Besitzer auf dieser Einzellage, manch einer hat gar nur 2-3 Reihen.

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Abendessen in Beaune: Ma Cuisine

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Das Ma Cuisine ist ein mit großer Liebe eingerichtetes kleines Restaurant – man möchte sagen eine „Wein-Trattoria“. Die Tische: blankes Holz mit eingelassenen Weinkisten-Fronten der besten Weingüter der Gegend.

fabienne.jpg Fabienne Escoffier

Zum Apero stehen kleine schwarz Oliven und ein sehr gutes Landbrot bereit. Auch eine Menagerie mit eingelegten Cornichons und bestem, scharfen Senf. Die Empfehlungen des Abends stehen auf einer Schiefertafel und die Weinkarte ist ein Buch mit unglaublich vielen alten Creszenzen der Gegend. Man kann sich gerne auf die Empfehlungen des Chefs einlassen. Die Portionen sind gut und die Preise angemessen. Um möglichst viel zu kosten, empfiehlt sich das Menu – da sind die Portionen etwas kleiner. Der Service ist aufmerksam und schnell – und sehr natürlich.

Wir haben uns für je einen weißen und roten in der halben Flasche entschieden: Saint Romain von Alain Gras, Jahrgang 2005. Der weiße ist kräftig, mit reifen Fruchtaromen und hätte uns gerne auch durch das ganze Menü begleitet – jedoch haben wir auch den Roten sehr genossen.

Die Vorspeisen:
Jambon persille – eine Terrine von gut gepökeltem Landschinken mit Kräuteraspik – sehr gut gewürzt und ausgarniert mit einem kleinen Wildsalat und Apfelkraut. (12 Euro)

Terrine de Campagne – sehr gut gewürzte Fleischterrine – und gut temperiert. Ebenfalls mit Wildsalat, Apfelkraut und getoastetem Landbrot.

Zum Hauptgang nehmen wir Nieren und Leber vom Kalb.
Die Nierchen sind schön aufgeschnitten, zart rosa gebraten und mit einer zarten Senfsauce beträufelt. Als Beilage ein mildes Graupenrisotto.
Die Kalbsleber sind zwei super gebratene Scheiben – innen noch rosa und ein Gedicht. Die dazu servierten Backofenkartoffeln und die leichte Balsamicojus sind ein Gedicht. So perfekt und zart haben wir Innereien schon lange nicht mehr gegessen.

Zum Abschluss kommen die Käse – Epoisse (genau auf dem Punkt) und Brillat Savarin, Rochemaure, Reblochon und Comté – alles sehr gut gereift und auf dem Punkt.

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Wir sind sehr zufrieden und verlassen 98 Euro leichter dieses gut gewählte Etablissement – es reut uns nicht!

Und morgen geht´s zu einem der Clair´s in Santenay und zwar zu Dennis und Francois, danach ins Beaujolais!