Burgund in 7 Tagen – Tag 4

Besuch bei Francoise & Denis Clair in Santenay

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Zum verabredeten Termin waren außer ein paar Angestellten keine Menschenseele auf dem Hof. Der Hund bevorzugte ein morgendliches Bad in der Sonne und ignorierte uns vollkommen. Nach einem kurzen Anruf tauchte dann ein sehr kräftiger Mann auf und begrüßte uns mit rauer Stimme. Was wir denn probieren wollen, fragte er ziemlich gehetzt. Trotz Vorlage meiner Visitenkarte registrierte er wohl nicht, dass ich als Händler hier war. Erst als ich nochmals erwähnte, als „Cavist“ hier zusein, war er etwas besser drauf, um es mal so auszudrücken.

Wir haben mehrere weiße und rote Weine probiert – alle sehr gut und beeindruckend, allerdings hat der letzte Funke noch gefehlt. Dennoch nehmen wir Probeflaschen mit – um sie in Ruhe nochmals zu Hause zu probieren.

Am meisten beeindruckt hat uns dieser:

2005 Saint-Aubin 1er Cru “Les Murgers des Dents de Chien”

Liegt in Sichtweite des berühmten Le Montrachet und das merkt man dem Wein auch an. Leicht exotische Ausprägung, dabei sehr fest am Gaumen, mit wunderbarer Saftigkeit und Intensität, man spürt die Mineralität und die enorme Spannung, die von diesem Wein ausgeht. Schade, dass nicht die gesamte Kollektion so ausgeprägt ist.

Ab ins Beaujolais: Besuch bei der Domaine Desperierre in Romaneche-Thorins

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Marktplatz mit der wunderschönen Außenfassade der Kirche

JAWOLL. Auch das Beaujolais gehört zum Burgund. Und wer jetzt denkt, warum tut sich das der gute Bernd nur an, dem kann ich nur sagen. ÄTSCH, selbst schuld, was trinkt ihr auch immer das unsägliche Zeug, das im November nach Deutschland und wohin auch immer gekarrt wird. Mit Wein hat das meiner Meinung nach sehr wenig zu tun. Leider hat dieser unsägliche Stoff dazu beigetragen, eine ganze Region ins Abseits zu stellen. Dabei hat dieser wunderbare Landstrich 15 Minuten südlich von Macon soviel reizvolles zu bieten.

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Nur wenige Kilometer entfernt, in der Lage Les Thorins, steht auf einem Hügel die einzige in dieser Gegend noch erhaltene, 300 Jahre alte Windmühle. Sie ist die Namensgeberin für die Cru-Lage Moulin à Vent.

Gerade jetzt im April bietet diese Landschaft bei herrlichem Sonnenschein und 20 Grad ein faszinierendes Farbenspiel von ocker bis ziegelrot. Fährt man die Route über Moulin a Vent nach Chenas und Juliennas erheben sich links und rechts der Route einige gewaltige Steillagen empor, die es zu bearbeiten gilt.

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Einer der Weinberge meines Lieblingswinzers Serge Desperrier befindet sich in einer der Cru-Lagen des Beaujolais, dessen Wahrzeichen hoch droben am Berg steht und schon von weitem sichtbar ist. Moulin a Vent. Von dort kommt einer seiner Top-Weine, die 2005er Cuvée des Greneriers. 100% Gamay von bis zu 40 Jahre alten Rebstöcken. Moderne Weinbereitungsmethoden sind hier ein Fremdwort. Traditionell kommt hier die Maceration Carbonique zum Einsatz. Die nicht entrappten, von Hand (PFLICHT Regelung) gelesenen Trauben kommen in einen großen Behälter. Durch den enormen Eigendruck beginnt von ganz unten aufsteigend die Fermentation der Trauben. Zweimal am Tag wird dieser Saft abgelassen und wieder von oben über die Trauben gegeben. Anschließend erfolgt die malolaktische Gärung und der weitere Ausbau ausschließlich in gebrauchten Fudern sowie teilweise in kleinen Barriques aus Dritt- und Viertbelegung. So zeichnen sich diese Weine durch ein äußerst frisches, nicht übertriebenes, und schon gar nicht dropsiges Fruchtbild aus, was bei schlechten und für den schnellen Konsum produzierten Beaujolais gang und gebe ist. Durch die vorwiegend granithaltigen Böden sind die Weine auch nicht schwer, sondern bestechen durch eine wundervolle Eleganz und je nach Jahrgang einer sehr schönen, begleitenden, reifen Säure. Kein belangloses Bistro-Weinchen, sondern anspruchsvoller Stoff!

Der Clos de la Pierre:

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Direkt am Anwesen im Weiler „Pierre“ befindet sich die etwa 1 ha kleine Monopollage „Clos de la Pierre“ Umrahmt von einer gewaltigen Trockensteinmauer gedeihen hier die ältesten Reben des Weingutes, 60-jährige, im Stamm enorm kräftige Gamay-Rebstöcke, auf den mit Mangan und Granit durchsetzten Böden.

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Gerade einmal 40 hl erntet Serge. Ganze 2 Augen lässt Pierre an der Weinrute stehen, Garantie für Qualität im Glas statt Quantität. Viel Frucht, Kirsche spielt hier die erste Geige, viel Druck am Gaumen, dabei verspielt und elegant mit besten Zukunftsprognosen für eine 4-5 jährige Lagerung, wie Serge anmerkt. Ich persönlich traue diesem Wein etwas mehr zu und glaube, dass er in 7-8 Jahren von einem sehr guten Burgunder kaum zu unterscheiden sein wird.

Der Preis für den Greneriers beträgt für den Endverbraucher ab Hof schlappe 6,50 EUR, Clos de La Pierre reist ein “unglaubliches Loch” von 7,- EUR in die Reisekasse. Was des einen Freud, ist des anderen Leid. Würden wir diese Weine in unser Sortiment aufnehmen wollen, könnten wir Ihnen diese nicht für unter 10 EUR anbieten., zu klein sind die Rabatte, die uns bei diesen geringen Abhof-Preisen eingeräumt werden. So habe ich mir dann privat wieder etwas zugelegt und werde mich an diesen köstlichen Weinen immer wieder laben und beim Genuß eines Coq au Vins die Bilder dieser faszinierenden Landschaft im Geiste an mir vorbeiziehen lassen.

Abendessen im « Le Comptoir des Tontons » Beaune

Das Restaurant ist eine Empfehlung von T. – jedoch sollen mittlerweile die Besitzer gewechselt haben. Wir wollen sehen, ob sich an der empfohlenen Qualität etwas verändert hat (früher war dies das Restaurant der Winzer). Die Einrichtung ist eher kühl, nur die Filmfotos aus Tonton et Fourgeuilles, sowie ein paar Karikaturen geben etwas Stimmung. Der Chef ist alleine im Service und leider bei 5 Tischen etwas nachlässig.

Wir nehmen einen 2004er Haute Côtes de Nuits von David Duband, einem jungen, ehrgeizigen Winzer aus Chavennes. Anfangs leichte Esthernoten, mit viel Schwenken gehen diese allen Irdischen sowie Noten von pürierten, reifen Erdbeeren lassen uns den Wein immer wieder probieren. Zur Vorspeise begleitet der mineralische Wein hervorragend – später hilft er uns, den Gaumen nach dem kräftig geschmorten und hocharomatischen Hauptgang wieder zu erfrischen. Hier besticht seine gute Säure – die wiederum kaum den Käse angenehm begleiten kann.

Aus der Speisenauswahl (auf Klemmbrettern am Tisch) haben wir uns folgendes Menü zusammengestellt.

Kalbskopfterrine mit Rotwein und Kräutern und Rote Bete-Coulis mit Balsamicojus
Pressé de Bettarave (rote Bete Ratatouille –kalt) mit einer frischen Kräuterquarkcreme
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Agneau de la Ferme confit au cumin, Farfalle – sehr fein geschmorte Lammbrust mit leckeren Pesto-Farfalle
Poitrine de Veaux du Limousin, Olive verte, Coquottes du Rattes – Kalbsrollbraten geschmort mit kleinen gebackenen Kartoffeln
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Käseauswahl: Epoisse, Abbaye de Citeau, Sumatrain, Chevre
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Mandel-Schokoladenkuchen mit Pistazieneis. 87 Euro zahlen wir komplett und sind zufrieden. Mehr begeistert hatte uns das Ma Cuisine. Dort war man aufmerksamer und „liebevoller“ mit Produkt und Gästen!