Tag 5 – Besuch bei Vincent Jeanniard in Morey St. Denis
Für den heutigen Tag hatten wir eigentlich keine Winzertermine arrangiert. Mal schauen, was der Tag bringt, sich von der Landschaft und den Umständen treiben lassen war angesagt. Am Frühstücktisch begrüßte uns Madame Magnin wie immer mit einem Lächeln, der neuesten Wetterprognose (bis zu 23 Grad) sowie frischem Kaffee, wunderbar knusprigem Baguette, Schokocroissants, 6 verschiedenen, hausgemachten Marmeladen, darunter welche vom Weinbergspfirsich sowie grünen Tomaten. Sehr lecker!!
Nach kurzer Zeit waren wir nicht mehr alleine am Tisch, mit vier belgischen Urlaubern kamen wir über den Wein ins Gespräch und natürlich hatten sie auch einige Tipps parat, denen wir dann auch sehr gerne nachgegangen sind, weil wir eh in Richtung Dijon aufbrechen wollten. Mit einem der Tipps – Vincent Jeanniard – verabredeten wir uns dann für 11:30 Uhr in Morey Saint Denis. Da bis dahin noch etwas Zeit war und der Weinkeller von Jeanniard direkt am oberen Teil des Clos de Lambray liegt, schauten wir zu, wie dort ein Mitarbeiter auf einem Fahrzeug langsam durch die Reben fuhr und dabei Unmengen von einem Mittel verspritzte.
Etwas später traf dann auch der Winzer ein, er muss die letzte Wochen wohl des öfteren im Weinberg gearbeitet haben, so braungebrannt war er. Wir schritten also zur Probe, er hat unter dem Haus in einem Gewölbekeller eine kleine witzige Probierecke eingerichtet. Der Boden ist mit Kieselsteinen ausgelegt, in der Mitte ein Holzfass mit 5 Schemeln außen herum. In den Ecken alte Weingerätschaften, an der Decke moderne Halogenlampen.
Vincent ist offiziell erst seit 2000 Winzer, er bekam durch eine Absplittung knapp 5 Hektar von insgesamt 12 Hektar seiner Eltern. Diese allerdings verteilt auf insgesamt 44 Parzellen, darunter auch 5 Premier Cru-Lagen in Chambolle-Musigny und Morey Saint Denis. Für den Ausbau seiner Rotweine bevorzugt er bereits belegte Holzfässer, da sie die Typizität und Frucht der Burgunder besser unterstützen als neue Barriques.
Los ging es mit einem sehr cremigen 2005er Aligote, nicht so säurebetont, wie ich einen anderen Aligote dann später zum Essen im „Le Bonbistrot“ der Rotisserie du Gevrey-Chambertin serviert bekam.
Ein sehr leckerer, fruchtiger gut austarierter 2005er Chardonnay BGO folgte. Nichts überragendes, leckere Alltagsweine für sehr knappes Geld.
Es folgten noch weitere Weine, allesamt 1er Cru aus unterschiedlichen Parzellen aus Morey-St. Denis und Chambolle-Musigny. Allesamt sehr elegant und komplex mit viel Pinot-Frucht, schön ausbalanciert, fester Körper, gute Tiefe. Tolles Preis/Genussverhältnis. Für alle 1er Cru Weine muss man nicht mehr als 15 ,- EUR ausgeben.
Gegen 13:00 Uhr verließen wir mit einem sehr guten Gefühl diesen Winzer, der sicher erst am Anfang seiner Möglichkeiten steht, mit diesen bescheidenen Mitteln aber sehr beachtliche Pinot Noir macht, die zudem für die Gegend ein unschlagbares Preis/Wert/Genussverhältnis haben. Ich habe mir von all seinen 1er Crus sowie von seinem 2004er Morey Saint Denis Vieilles Vignes „Pierre Virant“ Flaschen mitgenommen, die ich zu Hause nochmals in aller Ruhe nachprobieren werde. Von seinem Cremant (600 Flaschen), den er aber nicht selbst herstellt, sondern nur den Grundwein liefert, hat er uns dann noch ein Fläschchen geschenkt, diese werden wir am morgigen Freitag, den 13.04.2007 zu meinem Geburtstag köpfen.
Es war also Essenszeit und so eine Weinprobe macht auch irgendwie Appetit. Also ab nach Gevrey-Chambertin in die dortige Rotisserie bzw. das nebenan befindliche Le Bon Bistrot.
Die Vorspeisen waren mir preislich zu hoch angesetzt (12-15 EUR), auch wenn die Bedienung mich auf die 20 minütige Zubereitungszeit des bestellten Coq au Vin mit Bandnudeln hinwies. Sehr geschäftstüchtig, die Frau!
Nach 10 Minuten kam dann auch schon der Hauptgang und angesichts der Portionsgröße war es eine gute Entscheidung. Dazu wie gesagt der sehr säuerliche Aligote, der mehr meiner Erfrischung diente, denn dem Huhn. Dies war sehr vorzüglich, mit kräftig geschmorter Sauce, einigen Perlzwiebeln und Champignons sowie ein paar Streifen Speck. Für 14 EUR sehr gut. Barbara lies es sich bei einem Griesé de Poularde (Poularden-Schenkel) sowie Gemüsen und Bandnudeln in einer leichten Pestosauce gut gehen. Zum Dessert gab es ein Sorbet de Cassis in einer Hippenwaffel, die wie eine offene Blüte gebacken war.
Der Tag war noch jung und so fuhren wir durch zahlreiche, hässliche, von viel Industrie und Verbrauchertempel entstellte Vororte, um dann in Dijon problemlos in Stadtmitte einen kostenlosen Parkplatz anzusteuern. Sehenswert sind das Künstlerviertel mit seinen vielen Kneipen und Bars, die wunderschöne Markthalle, wo alleine das Bummeln um die vielen Anbieter von regionalen Produkten sicher viel Spaß gemacht hätte, wenn wir etwas früher gekommen wären. Natürlich die Kirche Notre-Dame, die vielen kleinen Parkanlagen und sicher noch vieles mehr.
Das Essen fand heute in unserer Unterkunft statt, da wir unterwegs an einer Käserei vorbeikamen und uns die Produkte so anlachten, das wir um einen Kauf nicht herum kamen. Dort kann man übrigens bei der Produktion zuschauen, allerdings wohl nur vormittags, gegen 18:00 war keiner mehr am werkeln. So labten wir uns dann an Ami du Chambertin, natürlich Epoisses und etwas Olivenbrot und einer Flasche 2005er Givry 1er Cru „Servoisiene“ von Joblot. Ein sehr fruchtbetonter Pinot Noir, sehr gut gemacht, aber nicht jene Stilistik, die ich bei burgundischen Burgundern suche. Ist mir zu offensiv im Auftreten.
Morgen sind wir zu Besuch in der Tonnellerie Billon in Beaune