Kompliment! Seit November 2008 fällt einem beim Gang zu Fuß oder bei der Fahrt mit der Tram durch Frankfurt eines auf. An fast jeder Ecke, die noch nicht von Konzertankündigungen und Wahlaufforderungen zuplakatiert ist, prangt jenes Plakat:
Interessieren würde mich schon, wieviele Menschen diesen Jamie Oliver eigentlich kennen, geschweige denn überhaupt wissen, was er denn so treibt. Er ist zwar seit mehr als 2 (?) Jahren in einem Spartensender Dauergast in deutschen Wohnzimmern, aber der durchschnittliche Deutsche kauft nun mal Samstags morgen wie jeder gute Bürger ein, was wohl die Programmmacher quotentechnisch dazu bewogen hat, die Folgen nun direkt nach dem sonntäglichen Mittagessen und vor dem Nachmittagskaffee zu zeigen. Könnte nun ein Problem für die kulinarischen Werbespots werden, sonntags kann man nun mal außer an der Tanke nicht einkaufen und ob es da die vorgestellten Zutaten gibt….
Na ja, genug abgeschweift, eine Mitarbeiterin des Dinners fand in unserem Laden 2 Flaschen Sauvignon Blanc von Jürgen Pfirmann aus Landau und Philippe Gilbert aus Menetou-Salon, wir kamen ins Gespräch, sie machte mir ein unwiderstehliches Angebot und am nächsten Abend saß ich dann mit meiner Frau an der Frankfurter Messe in jenem Zelt, bei dessem morgendlichen Anblick aus der Tram ich mich immer fragte: was und in welchem Niveau wird da gekocht und wie schauts da drin aus?
Gut, sehr gut, möbeltechnisch ein geräumiger Vorraum mit hippen Stehtischen, Bar, einem Pressezelt mit Bodygard, dahinter gab der Namensgeber der Veranstaltung in gewohnt fröhlich, aufgeweckter Art Interviews für FFH etc. Den Rasierapparat hatte er wohl in Hamburg bei Kerner liegengelassen, wo er einen Tag zuvor hinter der Bobbele geschädgigten Sandy-Meyer Wölden nur die 2. Geige spielte.
Wir entschieden uns gegen 19:45 Uhr für den Gang an den Tisch, beste Sicht am Kopf der Bühne, wobei man von allen Plätzen einen uneingeschränkt gute Sicht hatte. Kurz danach ging es auch schon los. Schlag 8 eröffnete Moderator und Entertainer Kai Eikermann die Show mit “Welcome, Jamie Oliver”
In der Tat, Jamie Oliver war da und nahm sich sage und schreibe gefühlte 30 Sekunden Zeit, seine Gäste zu begüßen und ihnen zu danken, dass sie trotz des Schmuddelwetters gekommen waren. Ich schätze, es waren etwa 350 Personen im maximal 500 Personen fassenden, gut geheizten Zelt anwsesend. So schnell er auf der Bühne war, so schnell war er leider auch wieder verschwunden, fand ich etwas schade.
Kurz darauf schmetterte die stimmgewaltige Ingrid Arthur (Ex-Weather-Girl) schon ihr erstes Lied und die Vorstellung begann.
Ich möchte jetzt nicht einzeln auf die Darbietungen eingehen, es war ein wunderbarer Mix aus z.B. Kraftakrobatik der Cesar Twins, tolle Tennisball-Akrobatik der beiden Äthiopier Melaku Lissanu und seine Partnerin Tseday Assefa Beyene. Enorm beeindruckend die “Verbiegungen” der Schlangenfrau Nataliya Vasylyuk. So beeindruckend, dass die weiblichen Tischnachbarn nicht mehr hinschauen konnten.
Igor Boutorine, Hula-Hoop-Reifen-Künstler, zeigte in Perfektion mit unzähligen Ringen an Händen und Füßen Akrobatikelemente wie Saltos, Drehungen und Handstand. Und das alles mit einer Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit, die beeindruckte.
Akrobatik auf dem Rad, mal auf der Bühne, mal mit Power im weiten Rund des Zeltes zeigte Dave Blundell aus Liverpool.
Heimlicher Star des Abends war der sensationelle Kai Eikermann, der in verschieden Rollen die Leute zum herzhaften Lachen brachte. Ob als schüchterner, toupettragender Stripper, als ghanaischer Handyverkäufer oder in einzigartiger Perfektion als Getränkeautomat, als Meister Propper mit Akkuschrauber oder als Terminator Arnie Schwarzenegger.
Dazwischen sorgten die Skating Willers, die kurzfristig für einen kranken Artisten einsprangen, für waghalsige Rollschuhartistik auf kleinestem Raum. Auf einer nur 2 Meter großen Plattform zeigten sie halsbrecherische Figuren.
Für´s Gemüt zuständig war Nata Galkina mit ihrer Fuß-Jonglage, sehr einfühlsam dargeboten.
Die meisten Auftritte hatten die Cesar Twins, hier ein Ausschnitt.
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Zu Essen gab es natürlich auch, die Gerichte wurde zwischen den einzelnen Darbietungen vom emsigen Serviceteam in Hochgeschwindigkeit im weiten Rund aufgetischt:
Jakobsmuschel mariniert mit japanischer Yuzu-Limone mit knusprigem Ingwer und Shiso-Kresse
Sehr schöne Kombination, butterzarte Jakobsmuscheln, hauchdünn geschnitten, geschmacklich sehr fein und intensiv, im Wechsel Limone, Öl, dann wieder zarte, grasige Töne mit dem i-Tüpfelchen der getrockneten Ingwerscheibe, die diesen Gesamtgeschmacksmoment perfekt abrundete.
Safran-Risotto mit Meeresfrüchten (Miesmuscheln, Scampi, Zanderschnitte kross, Tintenfisch)
Sehr schöne Konsistenz und Farbe, geschmacklich etwas überwürzt (zuviel Salz) Zander war toll crispy.
Rinderfilet im Kräuter-Parmaschinken-Mantel, mit geschmortem Gemüse und Kartoffel-Oliven-Püree
Toller Fleischgeschmack, zarter Schinkenton, bissfeste Karotten in 3erlei Varianten, leider fehlten die Oliven im Püree. Ausreichende Menge. Gute Sauce.
Schokoladen-Tarte mit Sauerrahmeis, Vanille-Pannacotta mit karamellisierten Clementinen, „New York Vanilla Cheesecake“, in Rotwein marinierte Birnen und Quitten
Erfrischend, aromatisch, fruchtig, perfekt!
Dazu tranken wir vom Johannishof den 2007er Riesling trocken “Mineral”, ein lebendiger, säurebetonter Riesling mit viel Saft und pikant würzigen Fruchtnoten. Ein herzhafter ausgewogener Riesling, erfrischend und mit viel Charme.
Gegen 23.30 Uhr war diese gelungene Veranstaltung dann vorbei.
Das Finale in einm kleinen Ausschnitt:
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Weitere Infos auf http://www.jamie-s.com
Bildquelle Menüfotos: © David Loftus