Lobster – Kleinod und Klassiker in Frankfurt – Sachsenhausen

Ein Genuss-Bericht von Armin Maurer, K&M Gutsweine Frankfurt

lobster.jpg
Bild-Quelle:http://www.sachsenhausen-live.de/

Lobster
Wallstraße 21
Tel.: 069 612920

Montag bis Samstag ab 18:00 Uhr

Kleinod und Klassiker in Sachsenhausen, mit gutbürgerlicher, französischer Bistro-Küche im besten Sinne

Nachdem uns ein Kunde das Restaurant Lobster im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen empfohlen hatte und ich sowieso am Freitag Essen gehen wollte, probierten meine Frau, zwei Freunde und ich diesen Klassiker der Frankfurter Gastroszene aus.
Nachdem wir uns kurz verlaufen hatten, ich hatte nicht realisiert, dass die Schulstraße in die Wallstraße übergeht, kamen wir kurz nach 20:30 Uhr im Lobster an, unsere Freunde warten schon mit einer Flasche Wasser, einem Gläschen Cremant von Bouvet-Ladubay und einem Elsässer Pinot Noir von Klipfel, der hier wie im Elsaß auch üblich, gekühlt serviert wird.

Beim ersten Hören des Namens Lobster, mag man an ein schickes und eher teures Innlokal denken, tja weit gefehlt. Das Lokal erinnert eher an ein klassisches Pariser Bistro mit seinen dunklen Kaffeehausstühlen, den unterschiedlichen Holztischen und der einfachen Holzvertäfelung an den Wänden. Alles ein bisschen eng, schon einige Jahre benutzt, eingewohnt sozusagen, an den Wänden entlang Weinkisten gestapelt. Das Publikum bunt gemischt 30somethings und Messepublikum, am Freitag war die Ambiente, dazu mit dem Lokal gealterte Stammgäste, welche sich am Ende des Abends um den Stehtisch und die Bar versammeln.

Wir sitzen im Seitenraum, die Weinkarte ist ein laminiertes DIN A4-Blatt mit ca. 25 offenen Weinen und am Ende auch noch ca. 5 höherpreissigen Rotweine, die es nur als ganze Flasche zu bekommen sind, z.B. Brunello für 49,00 EUR.

Los geht es bei den offenen Weinen bei gemäßigten 2,00 EUR für das 0,1 l.-Glas. Die Gläser sind dann leider auch sehr klassisch, sprich das Bistro-Ballon-Glas das bis zum Rand befüllt wird und dem Wein gar keinen Raum zum Entfalten des Bouquets bietet. Schade, denn die Weine sind alle nicht schlecht und hätten wahrlich bessere Gläser verdient. Die Speisen stehen auf einer kleinen Schiefertafel, was ein Zeichen für häufigere Wechsel der Gerichte nach Marktlage und Saison sein könnte. Ein Umstand, der die Erwartung schon etwas nach oben hebt.

Wir entscheiden uns bei den Vorspeisen für Gambas, welche in einem pikanten Sud mit Chili serviert werden und Vitello Tonnato. Die Gambas waren deutlich chilischarf, was ich noch als angenehm empfand, meiner Frau waren sie fast schon etwas zu scharf, aber von guter Konsistenz. Wenn einem die Schärfe nichts ausmacht, sehr lecker. Das Kalbfleisch mit der Thunfischsauce war mir vielleicht einen Tick zu sehr vom Essig geprägt, was ihm aber eine schöne Frische gab, also durchaus gelungen. Dazu tranken wir einen Entre deux Mers, der mit frischer Frucht und etwas Mineralik zu überzeugen verstand, der Sauvignon blanc von der Loire (Touraine) wirkte ein ganz klein wenig müde, konnte mit seiner Frucht nach Stachelbeeren und geschnittenem Gras und seiner feinen Würze im Abgang aber doch noch gefallen. Zu den Vorspeisen waren beide Weine angenehme Begleiter. Das Essen ohne Schnickschnack und große Verzierungen, ehrlich und gut.

Bei den Hauptspeisen spart sich die Küche unterschiedliche Beilagen, was in einem solchen Lokal aber auch ok ist, wenn dann die Qualität so gut ist wie hier, fehlt einem auch nichts. Es gab etwas Gratinkartoffel, grüne Bohnen in würziger Tomatensauce und Blattspinat, das passt auch zur Saison, man merkt dass auf die Qualität der Ausgangsmaterialien wert gelegt wird. Auch die Qualität des servierten Fleisch konnte bei allen Gerichten überzeugen, wir hatten Filetsteak in Senfsauce, rosa gebraten im Kern vielleicht einen Tick zu rot, aber dadurch eben auch wunderbar zart und saftig, dann gebratene Kalbsleber, auch hier auf den Punkt gegart, weich und gar nicht trocken, im Gegenteil. Ich hatte Lammfilet Provencal, auch das von großer Güte, perfekt gegart. Auch hier liegt auf den Tellern kein dekorativer Schnickschnack herum, die Speisen überzeugen durch Ihre Qualität nicht durch das Drumherum. Eben im besten Sinne klassisch und gutbürgerlich.

Als Wein blieb einer beim süffigen Pinot Noir, dann hatten wir einen Vernaccia di San Gimignano, den ich leider nicht probierte, einen sehr süffigen, angenehm fruchtigen, seidigen Merlot, der sich mit der Leber sehr gut ergänzte und einen Cote du Rhône, der vielleicht etwas zuviel Vanille zeigte, dafür aber wunderbar weich über den Gaumen rann und zum Lamm perfekt harmonierte. Auch hier wieder alles eher wenig spektakulär, einfach nur gut.

Ein Lokal, das mit seiner Wohnzimmeratmosphäre und seiner unprätentiösen Art zu überzeugen weiß, das sehr gute Lebensmittelqualität auf den Teller bringt, handwerklich perfekt zubereitet, was will man mehr? Auch die Preise liegen im Rahmen des gebotenen. Der Service war beim Hauptgang kurz mal etwas hektisch und musste gelegentlich mal nachfragen, wo der Teller hin sollte, aber am Schluss war alles da, wo es hin soll und am Ende des Abends hat man fast schon das Gefühl man wäre schon lange Stammgast, so familiär wird man aufgenommen. So unspektakulär und gleichzeitig stimmig könnten ruhig mehr Lokale in Frankfurt sein und man hofft, das Lobster geht noch viele Jahre seinen Weg so weiter als Heimat des guten Geschmacks.

Allein eines dürfte sich doch ändern, hier dürfte man mit der klassischen Tradition des französischen Bistro brechen, wie oben schon erwähnt, bessere Weingläser, das wäre der einzige Wunsch, ansonsten verließen wir glücklich und zufrieden diesen gastlichen Ort.