Pugnitello – die vergessene Rebsorte der Toskana
Sassicaia, Ornellaia, Tignanello etc. etc. Wer kennt sie nicht, die sogenannten Supertuscans. Prestigeweine aus der Toskana, die Anfang der 80er bis Ende der 90er und auch teilweise noch heute für einen nie da gewesen Hype um toskanische Weine sorgten. Weine, die den starren Regeln der Produktion entfliehen und in Konkurrenz (auch preislich) zu Weinen aus dem Bordeaux und Übersee treten wollten und auch traten. Nur eines vergaß man dabei. Ein Großteil dieser Weine spiegelte in keiner Weise den toskanischen Weinbau wieder, zu viele „importierte“ Rebsorten wie Merlot, Cabernet Sauvignon und andere gaben in diesen Cuvées sensorisch den Ton an. Von Sangiovese, Canaiolo, Ciliegiolo oder gar Terroir war in diesen Wein wenig bis nichts zu spüren, dennoch waren sie für die Entwicklung einer ganzen Region und die Rückbesinnung auf die Tradition des toskanischen, ja des ganzen italienischen Weinbaus enorm wichtig.
Denn bereits während dieser Phase waren visionäre Köpfe nicht untätig. Leonardo Bellacccini, Weinmacher der Az. Agr. San Felice, ganz im Süden des Chianti Classico in Castelnuovo Berardenga gelegen, legte Mitte der 90er Jahre in einer Versuchsparzelle uralte Rebsorten der Region zu Experimentierzwecken an. Eine davon war die Pugnitello, eine autochthone blaue Varietät, die selbst als Komplementärtraube zum heimischen Sangiovese nur selten verwendet wurde und kaum noch vorkam. Bellaccini war schon damals vom Potenzial dieser Traube überzeugt: Kleine Rappen, nicht zu dicht mit Beeren besetzt, dicke und resistente Schalen, geringer Ertrag pro Stock und zeitige Reife versprachen einen charaktervollen, langlebigen Rotwein zu ergeben.
1992 waren die ersten 1000 Pugnitello-Reben in einem gerade mal 0,3 Hektar großen Rebberg auf San Felice ausgepflanzt worden. 2006 kam das erste Ergebnis auf den Markt: der erste nach einer Reihe bereits vinifizierter Jahrgänge wirklich marktfähige, sortenreine Pugnitello. Herrlicher Duft nach Waldbeeren, Noten von Brombeeren und Tabak, am Gaumen füllig und rund, besitzt viel Charakter, betört mit seiner Saftigkeit und Eleganz, wirkt aber auch noch jung und ungestüm.
Aus welchen Gründen auch immer existierte nach unseren Recherchen bis 2009 kein weiterer, fast sortenrein ausgebauter Pugnitello. Auf der Biofach 2009 in Nürnberg jedoch lernten wir die Weine der 40 ha (16 ha Wein) kleinen Podere Poggio al Gello kennen. Das Weingut liegt im hügeligen Terrain der DOC Zone Montecucco im Süden der Toskana – Maremma genannt.
Montecucco ist eine relativ neue Appellation, grenzt in unmittelbarer Nachbarschaft an die weltbekannten Brunellos aus Montalcino und zieht sich westwärts Richtung Küste. Flächenmäßig ist sie etwas größer als das Chianti Classico, und mehrere male so groß wie das Brunellogebiet, mit erheblichen Schwankungen in Topographie und Bodenart. Landeinwärts sorgen die Flanken des Berges Monte Amiata für hügeliges Gelände, während es Richtung Küste deutlich flacher und auch wärmer wird. Diese klimatischen Unterschiede führen auch dazu, dass – im Unterschied zu Montalcino, dessen Flagschiffe ausschließlich nur aus der Sangiovese-Traube vinifiziert werden dürfen -, die Montecucco DOC Weine signifikante Abweichungen in der Cuvée-Zusammenstellung enthalten.
Ein Monteccucco DOC Rosso muss zu 60% Sangiovese enthalten, die restlichen 40% dürfen nur durch rote einheimische Rebsorten wie Canaiolo oder Colorino, aber auch durch Fremdsorten wie Cabernet oder Merlot ergänzt werden.
Ein Montecucco DOC Sangiovese muss zu 85% aus der Sangiovese-Traube bestehen, der Rest darf aus allen roten zugelassenen Rebsorten ergänzt werden und ähnelt so in gewisser Weise dem Chianti Classico.
In diesem von Touristenströmen abseits gelegenen, herrlichen Landstrich in der Provinz Grossetto produzieren Giorgio und Alda Chiarini Nelli eine kleine Menge an hochwertigen Weinen und Olivenöl in limitierter Anzahl. Seit fast 20 Jahren sind die beiden dabei, alte einheimischen Reben in der Toskana zu finden, sie aus der Vergessenheit zu holen und wieder in den Fokus des Verbrauchers zu bringen. Im Jahre2004 pflanzten Giorgio und Alda gemäß ihrer Philosophie, Weine der Region zu fördern, ca. 2000 Pugnitello Reben in einer privilegierten Zone mit idealen klimatischen und geologischen Bedingungen.
Die Beeren sind klein und fest und dadurch ziemlich resistent gegen den echten und falschen Mehltau. Die Weine sind kräftig, haben hohe Polyphenolwerte und eine gute Säure. Sie sind wie geschaffen für den Barriqueausbau und entwickeln hohe Eleganz bei guter Struktur.
2007 stand die erste Ernte an, gerade einmal 300 nummerierte Flaschen des 2007er „Pugnitello del Piaggione“ wurden Anfang 2009 abgefüllt. Nachdem uns dieser Wein auf der Biofach 2009 in Nürnberg dank seiner fast schwarzen Farbe, dank seines hochkomplexen Duftes nach Blumen, schwarzen Johannisbeeren und schwarzem Pfeffer, dank seines dichten, lange anhaltenden Geschmackes nach Beerenfrüchten und eines zarten Touch Holzes derart begeisterte, konnten wir uns 200 Flaschen dieses sensationellen, einmaligen Traumstoffes sichern. Ab Hof ist dieser Wein bereits ausverkauft, wir bieten Ihnen diesen Wein exklusiv an.