Liebe Weinfreunde,
am 07.03.08 gab es ein weiteres Stelldichein der Rhein-Main-Weinrunde bei K&M Gutsweine. 20 Jahre Chateauneuf du Pape war das favorisierte Thema.
Armin hat schon bei Talk about Wine etwas geschrieben:
Am 07. März trafen wir uns in unserem Laden in Frankfurt in der Hamburger Allee zum 2. RheinMain Weinstammtisch. Das Thema war Chateauneuf du Pape. Ich hatte beim Bayerntalk schon einmal etwas vorgeprobt.
Der erste Wein war ein Weißwein:
1998 Domaines du Caillou blanc
Dezentes Holz, leicht würzig in der Nase, eher zurückhaltend, Kräuter wie Thymian, Orangenzesten und Bienenwachs, auch im Mund merkte man dem Wein schon eine gewisse Reife an, was dann auch ein wenig zu Diskussionen Anlaß gab ob der Wein so noch gut oder doch schon eher auf dem absteigenden Ast sei. Für mich war das noch stimmig, gleichwohl ein wenig mehr Frische hätte im schon gut getan. für mich noch 89P
Dan kamen die Roten:
1988 Raymond Usseglio
Ganz leichter Stinker in der Nase, dann Holunderbeeren und rote Waldbeeren (Walderdbeere), leicht süßliche Frucht (Grenache). Nach einigen Minuten hatte man den Eindruck der Wein fängt an zu verlieren. Im Mund kam er mir etwas scharf vor, wirkte auch schon etwas gezehrt, dezenter Portton. Keine Benotung mehr. Man hätte den Wein doch schon etwas eher seiner Bestimmung zuführen sollen.
1995 Chateau La Nerthe
Schöne klare Farbe, Granatrot. Wieder nur ein dezenter Stinker, etwas likörige Noten, Kakaopulver, auch ein wenig strenge Noten in der Nase. Im Mund kam er recht kernig rüber, fast noch verschlossen wirkend, Holunder aber auch Schlehe erkannte ich erst danach euch rote Beeren. Insgesamt etwas streng und nicht wirklich trinkanimierend. Deshalb 87+
1996 Clos de Papes
Etwas heller in der Farbe, leicht animalische Noten, dazu kommen frische, kühle Noten, auch in der Nase mineralische Noten, vielschichtig. Erinnerte einige an Steinstaub. Nach dem Schwenken wird die Frucht etwas deutlicher, treten die mineralischen und kühlen Noten etwas zurück. Im Mund schöner Erdbeerton, leicht süße Beerenfrucht, leider im Abgang etwas scharef Noten, wobei es weniger eine Alkoholschärfe zu sein scheint, auch leicht bitter. Durch das Ende leider nicht ganz überzeugend. Noch 87P
1998 Chapoutier “La Bernadine”
Leichter Orangestich am Rand, in der Nase sehr kirschfruchtig, eher üppig und weich, rund, samtig. Im Mund kommt Räucherspeck, würzig-rauchige Noten. Sehr rund und trinkanimierend, hedonistischer Wein. Vielleicht etwas zu rund? 89-90P
1998 Domaine de la Janasse “Cuvee Chaupin”
Granatrot im Glas, in der Nase eher dunkelbeerig, auch Schwarzkirsche. Etwas Likör. Wirkt süß im Mund, sehr konzentriert, dicht, wobei er immer gerade am überkonzentrierten oder gar marmeladigen vorbeischrammt. Irgendwie am Rande des noch Guten, trotzdem man kann da nicht mehr ganz von Trinkanimation sprechen. Schöner Kaminwein für kalte Winterabende. 91P
1998 Domaine Pegau
Stinker, sehr animalisch, trübe Farbe, Gewürzbrot, Patschuli, im Mund scharfe Säure, ganz leichtes “Bizzeln”, war wohl ein Flaschenfehler, was bei diesem Weingut wohl schon häufiger vorkam. keine Wertung
1998 Pierre Andre
Ein Bioerzeuger und diese Assoziation kam mir auch sofort in der Nase. Irgendwie haben viele biodynamische aber auch Bioweine so eine leicht morbide Nase scheint mir in letzter Zeit, ich meine das häufig zuordnen zu können. Eine fast überreife Frucht in der Nase. Im Mund geht dann aber die Post ab, enorm fokussiert, dicht und doch elegant, enorm präsent, wunderbar straff, sehnig, kein Fett aber viel Kraft. Die Frucht ganz frisch, eher helle, rote Frucht, perfekt reif. Für mich in diesem Moment ganz großes Kino. Soll man da ganz in die vollen gehen, naja ich halte mich etwas zurück und sage 96P
2000 Domaine Pegau Cuvee Reserve
Wirkt sehr jung, ganz feinkörniges Tannin, ein Kollege schreibt da gerne “Trinkseide” hier passt es auch wegen der leicht kühlen, ätherischen Noten. Etwas Mon Cherie aber nicht unangenehm. Sehr mundauskleidentes Tannin, wirkt aber trotzdem im Moment eher noch schlank, auch verschlossen. Noch ganz am Anfang aber schon sehr gut. 93++P
2003 Benedetti
recht trüb im Glas, wirkt sehr frisch und kühl. Im Mund Stilansatz von Erdbeere, etwas grün. Wenig Nachdruck, konnte mich nicht wirklich überzeugen 84P
2003 Domaine Roger Sabon Cuvee Reserve
Recht streng, dunkelbeerig, Schehe, im Mund irendwie leer – Korkschleicher? ohne Bewertung
2004 Domaine Roger Sabon Cuvee Reserve
wunderschöner Stinker, amn kannn es nicht anders sagen , Holunder und Schlehe, sehr dichtes, festes Tannin, durch das man den Wein nur bedingt wahrnimmt. Doch noch sehr jung, dadurch auch irgendwie schlank. Macht so noch keine wirklichen Spaß eine echte Trendwertung kann ich aber auch nur sehr schwer abgeben, so sage ich 89++P (das kann noch ganz hoch gehen, mir fehlt hier aber die Erfahrung)
2005 Domaine de la Barroche “Fiancee”
sehr dunkle Frucht, mächtig, ganz dicht, sehr konzentriert, Heidelbeere, Blaubeere aber auch etwas Veilchen schwingt mit. Natürlich auch hier viel zu jung, aber irgendwie macht das doch auch Spaß in dieser Konzentration und Dichte. Powerwein 93++P
2005 Domaine de la Barroche “Pure”
Hier muss ich gestehen, ich habe keine Notizen mehr Aber die Flasche war am Ende leer, schlecht kann er nicht gewesen sein.
So eine Ch9dP-Probe fordert doch ihren Tribut.
Wie immer meine Punkte mit Vorsicht zu genießen, ich mach das ja nicht ganz so gern und auch noch nicht so oft.
Der absolute Sieger für mich an diesem Abend der 1996er Pierre Andre, was für ein schöner Wein, im nachhinein hätte er vielleicht sogar noch ein paar “hedonistische Trinkvergnügen auf hohem Niveau Punkte” mehr verdient.
Alles in allem manchmal schon anstrengend Angesichts des Alkohols aber auch wieder großartige Weine dabei. Es hat wieder viel Spaß gemacht und wir freuen uns auf RheinMain 3 im April, mit Bordeaux-Blends aus aller Welt.
Auch unser “Hausfotograf” Düsenschrieb.de alias Roland hat in die Tasten gegriffen:
Bilder und seine Eindrücke findet ihr hier:
Das nächste Mal stehen Bordeaux-Blends auf dem Programm, wir werden wieder berichten!