Riesling, Riesling, Riesling!

Riesling, ja ich gebe zu: ich bin Riesling-versaut. Umso schöner, wenn man dann eine Menge an Probeflaschen angesammelt hat, um sie miteinander zu vergleichen. Das haben wir dann gestern Abend in unserer Frankfurter Nordendfiliale gemacht, allerdings in ganz kleiner Runde.

Los ging es mit einer Neuentdeckung aus Nierstein an der Rheinfront

Das Weingut Raddeck war bis dato nicht auf meinem Weinbildschirm vertreten und würde der Bruder des Winzers nicht in der Bankenmetropole arbeiten, wäre es dies wohl auch noch heute.  So aber stand er plötzlich im Laden und bot uns eine Probe am Weingut an, der sind wir dann am 7.August bei herrlichem Wetter gefolgt. Das Weingut hatte seinen Standort bis vor kurzem noch im Ortskern von Nierstein, mittlerweile ist das Weingut ausgesiedelt an den Hummelberg, mit imposantem Gebäude und phantastischem Blick über den Rhein und Nierstein.

Die Weine haben uns in ihrer sauberen, klaren und präzisen Art sehr gut gefallen. Vom einfachsten Riesling in der Literflasche bis zu den Prmeiumweinen, die hier „S“ heißen. Mehr zum Weingut dann, wenn die Flaschen bei uns zum Verkauf im Regal stehen.

Los ging es mit:

2009er Riesling Liter Qba (Drehverschluss) 12,5% Alk.
Weingut Raddeck / Rheinhessen / BIO
à demnächst bei K&M
Ein angenehmer, nicht zu säurebetonter Vertreter seiner Zunft. Gewisse Leichtigkeit, zarte Würze, süffig, ohne banal zu wirken.

2009 Rieslng Melsheimer Qba trocken (Drehverschluss) 11,5% Alk
Weingut Melsheimer / Mosel / BIO
 
Thorstens Einstieg, deutlich ambitionierter, wirkt „erwachsener“, Säure rescher, präsenter, hat mehr Biss am Gaumen, tiefgründiger. Kostet aber auch das doppelte, ist aber angesichts dieser Einstiegsqualität angemessen.

WAS kommt nach Gunter Künstler? Erst mal nichts und dann viele kleine, ambitionierte gute Winzer. (Schäfer, Himmel, Schreiber etc.). Aber keiner, der dem verdienten Platzhirschen ernsthaft Paroli bieten könnte. Einem, dem ich es zutraue ist Fabian Schmidt. Nicht nur, weil sein Weingut im ehemaligen Künstler-Domizil nebst einem schönen Restaurant beheimatet ist.

2009 Hochheimer Riesling Kabinett trocken (Drehverschluss) 12% Alk.
Weingut Im Weinegg / Hochheim / Rheingau
In der Nase zunächst ein fruchtgeladener Auftakt, „voll der Pfirsich“, am Gaumen dann etwas weicher als die Weine zuvor, hat vermutlich auch ein wenig mehr Restzucker, ein guter, vielleicht etwas gefälliger Wein, der aber für 5,50 € zu haben ist.

2009 Hochheimer Riesling Kabinett trocken ² (Drehverschluss) 12% Alk.
Weingut Im Weinegg / Hochheim / Rheingau
In der Nase noch deutlich von hefigen Noten geprägt. Der Unterschied zum vorherigen Wein ist mir trotz gleicher Bezeichnung nicht bekannt, die Hoch2 sind nur ein handschriftlicher Vermerk des Winzers, auf jeden Fall ist der Wein deutlich komplexer, am Gaumen auch mit einer größeren Vielschichtigkeit, es wechseln sich die Eindrücke von Frucht und Würze, dunkler Mineralität, hat auch deutlich mehr Kraft und Substanz, ist vom Stil etwas „wärmer“. Könnte mir vorstellen, dass der Wein ein Sponti ist und eventuell im Holz war. Werde mich aber mal beim Winzer erkundigen.

2009 Riesling vom Vulkangestein trocken (Drehverschluss)  ?? %Alk.
Weingut von Racknitz / Nahe – (demnächst bei K&M)
Im Duft eher knappe Frucht, dafür Hefe pur! Ca. 3 Wochen auf der Flasche. Wirkt deutlich kräftiger als sein Jahrgangsvorgänger, der sich im Moment wunderbar auf der Zunge mit Noten von Thymian und Zitrusfrüchten präsentiert. Ist auch viel verspielter, der 09er hat mehr „Grundbums“, wir lassen den jetzt mal 2 –3 Tage offen im Kühlschrank „ziehen“, mal schauen, was da passiert. Strukturell und vom Mundgefühl einer der spannendsten Wein bis dato, für Riesling-Puristen und eher schwierig für Limotrinker 😉

 

2009 Riesling QbA trocken „Edition S“(Premiumlinie) (Naturkork) 13,5% Alk
Weingut Raddeck / Rheinhessen / BIO 

Recht molliger Typ, Fruchtbowle mit Erdbeeren und Wodka, extrem breitschultrig, sattmachend, fett, Restzuckerl. Säure da, aber durch die Wucht nur ganz weit hinten erahnbar. Für uns von allem etwas zuviel.

 

2009 Hochheimer Hofmeister Riesling Spätlese trocken Alte Reben (Naturkork) 12% Alk.
Weingut Im Weinegg / Hochheim / Rheingau
Wieder etwas klarer und leichter in seinem Auftreten als der Wein zuvor. Wirkt leicht bonbonhaft, ganz dezente Bitternote, feine Säure. Überzeugt eher durch seine Filigranität als durch Power und lautes Rumgekreische. Etwas mehr Druck stünde ihm gut. Verfolgenswert.

 

2009 Hochheimer Hölle Riesling Spätlese trocken Alte Reben (Naturkork) 12% Alk.
Weingut Im Weinegg / Hochheim / Rheingau
Erstmals im Juli beim Public-Viewing zum Spiel um Platz 3 getrunken. Für schlappe 8,50 € ab Weingut. Auch hier eher wieder filigran am Anfang, zitronige Noten, macht derzeit keine gute Figur. Was ihn im Juli auszeichnete, Schmelz, Kraft, Länge, Trinkvergnügen, von diesen Attributen ist er im Moment etwas deutlich entfernt. Verschlussphase? Ich fürchte ja.

 

2008 Riesling Spätlese trocken „Berghauptener Schützenberg“ (Naturkork)
Weingut von und zu Franckenstein / Baden
KORK

 

2009 Riesling Spätlese trocken „Westhofen Morstein“ (Naturkork) 13,5% Alk.
Weingut Winzerfamilie Flick / Rheinhessen
Eine sogenannte „Bürgerjury“ erkor diesen Wein vor etwa 4 Wochen zum Sieger der Twitter Wine Awards 2010, im Twitterfachchargon kurz #TWA genannt. Und womit: mit Recht! Auch hier 13,5 % Alk. Wie bei Raddeck´s Edition S, aber deutlich besser integriert. Faszinierendes Nasenspektrum: Rauch, Orangenzesten, dazwischen kühle Kalknoten. Am Gaumen kraftvoll, entwickelt Spannung und Druck im Mund, hat immens Kraft, leichtes Zuckerl, dass aber gegen Ende von der Mischung aus Mineralität, Kraft und reifen Früchten wunderbar eingefangen wird. Da muss ich der Bürgerjury ein großes Kompliment machen. Für mich 90 Punkte und auch mit konsumentenfreundlichem Preis um die 10 € , glaub ich zumindest. Macht neugierig auf den noch vorhandenen Silvaner und Weissburgunder.

Zum Abschluss gab es dann noch etwas besonderes, einen deutschen Riesling aus Rheinhessen, von dem exakt kosmosweit 18 Flaschen existieren. (Jetzt nur noch 17 😉 )Den gibt’s natürlich nicht im Verkauf, den gibt es nur für besonders fleißige Weinhändler. Die Beschreibung gibt’s dann aber erst morgen.

Würde uns freuen, wenn ihr dann wieder einschaltet 😉