Salon des Vins de Vignerons Independants Strasbourg Tag 3

Am Sonntag war auf der Messe deutlich weniger los, als die Jahre zuvor. Ob es am kalten Wetter mit Schneefällen oder an den vielen Fassnachtsumzügen lag? 
 
 

Jedenfalls trafen gegen 11.30 Uhr @garrafeira aus Dortmund und der Rest der K&M Equipe samt besseren Hälften in Wacken am Stand von Nicolas Cheveau ein. Hier gab es wieder großartig-mineralische 2008er Chardonnay aus Macon und Pouilly-Fuisse zu probieren. Der Mann hat einfach ein Händchen. Ganz groß der Einzellagen Pouilly Fuisse „Aux Bouthieres“ Mineralische Finesse gepaart mit unbändiger Kraft, dass ganze spielerisch in dezenten Holznoten verpackt. Grandios! 

Direkt gegenüber dem Austernstand (12 Stück für 13 €, herrlich frisch und äußerst schmackhaft, Suchtfaktor) hatte Jean-Francois Merieau aus der Tourraine seine Zelte aufgeschlagen. Derzeit sind wir ja bei seinen Sauvignons und dem roten, frisch-fruchtigen, keinesfalls banalen Gamay „Le Bois Jacou“ komplett ausverkauft. Mitte März soll der 2009er Sauvignon „L´Arpent des Vaudons“ auf die Flasche kommen, wir warten voller Ungeduld auf diesen singulären Charakter des ungemein umtriebigen und auch in der Familienplanung nicht untätigen Winzers, denn das 2. Kind nach Sohn Jean ist unterwegs.

 Salon des Vins de Vignerons Independants Strasbourg Tag 3

Fantastisch übrigens ist der aus 60 jährigen Gamayreben vinifizierte „BOA LE ROUGE“ Tiefdunkles, dichtes Rot. Herrlicher Duft von ultrareifen, himmlisch duftenden Himbeeren und saftig-dunklen Brombeeren, Ausbau im Barrique, seidig und nachhaltig über die Zunge rollend, hochelegant. Gamay, wie man ihn so noch nicht gesehen und getrunken hat, dazu tragen auch die tollen Etiketten bei. 

Immer eine Zwischenstop wert sind die herrlichen Weine der Domaine de la Casa Blanca aus dem Roussillon. Insbesondere der mächtige rote, trockene Collioure mit seinem herrlich tiefen Duft nach eingelegten Früchten, frischen Kirschen und Pflaumen, zart unterlegt von buttrigen Noten mit etwas Karamell und kühlen Noten. Viel, viel Kraft am Gaumen, spürbarer, teils kaffeeröstiger Holzeinsatz, saftig-reife Tannine, mit prächtigem Nachhall. Trotz aller Kraft herrlich trinkig. Seine fruchtsüßen, roten Banyuls strotzen vor fruchtiger Frische, die Süße ist merklich, aber niemals aufdringlich oder klebrig. Lecker!!

Bevor ich den Kollegen dann meine gestrigen Entdeckungen Chateau Planeres und Domaine Grand Arc vorstellte, probierten wir noch bei Herve Felix die beiden Saint-Bris und die hochmineralischen Chenin Blanc von Claude Papins Château Pierre-Bise, insbesondere der 2008er Savennieres “Clos de la Coulaine“ (10 €)  und der 2008er „Roche aux Moines“ (12,50 €) begeisterten ob ihrer komplexen Art, auf der einen Seite herrliche Noten von reifen Mirabellen mit druckvoller Struktur und Saftigkeit, auf der anderen Seite der hochmineralische Ausklang, noch Minuten später war dieses Wechselspiel der Aromen am Gaumen schmeckbar. Pierre-Bise ist der einzige Chenin Blanc Erzeuger, mit dem ich persönlich zu Recht komme, da stimmt an den Weinen einfach alles, auch der Preis.

Von der Loire ging es nun ins Luberon zur Domaine de Fontenille. Von Pierre Leveque gibt es eigentlich nichts neues zu berichten. Eigentlich, denn es ist fast schon beängstigend, mit welcher Konstanz er den über 100 jährigen Carignan- und über 50 jährigen Syrah- und Grenachereben derart komplexe Weine abringt. Seine „einfachen“ Côtes du Luberon  der Jahre 2005-2007 sind tiefdunkle, fruchtige Unikate, sehr traditionell vinifiziert ohne Effekthascherei und ohne laut auf die Pauke zu hauen. Wein pur, dunkle Beeren, rassiges Tannin, ein Maul voll Wein, Kräuter, Kühle, seidig und dicht trägt dieser rote Stoff immens lang die Aromen am Gaumen. Ohne zu übertreiben: sein „Vieilles Vignes“ aus 2005 ist ein kleiner Chateauneuf du Pape. Ach, wenn er denn auch noch ein wenig mehr Verkäufer und Marketingmensch wäre, könnte er deutlich mehr aus diesem Weingut rausholen und dem eher traditionellen Auftreten einen weiteren Schub verleihen.

2009 präsentierte das Weingut Mas de Cynanque aus dem Languedoc erstmals seine Weine auf der Strasbourger Messe. Beim Rundgang durch die Hallen fielen mir die geschmackvollen Etiketten auf und so probierte ich die Weine damals mit viel Genuß, auch weil sie meiner Meinung nach ein sehr gutes Preisgefüge haben. In der AOC Saint Chinian beheimatet, vinifiziert Xavier de Franssu auf 12 Hektar kräftige, extraktreiche Rotweine aus den Rebsorten Syrah, Grenache, Mourvèdre und Carignan. Immens ausladend und mächtig wirkende Weine, am schönsten gefiel uns der 2007er Acutum, eine Cuvee aus alten Reben von 50% Syrah, 30% Mourvèdre, 10% Grenache und 10% Carignan. Manuelle Lese, 20hl / ha Ertrag, Ausbau im Barrique. Der eleganteste Wein und mit 12 € grandios eingepreist. Konzentriert und mächtig,  hat was“australisches“, ohne überreif zu wirken, am Gaumen dann viel Frucht, etwas pfeffrig, etwas warme Aromatik, dennoch auch am Ende sehr elegant und mit guter Länge. Kann reifen, sollte reifen!

Nun war Zeit für eine kleine Stärkung angesagt, der eine ging an den Baguettestand und lies sich ein riesiges Schinkenbaguette mit Butter munden, der Großteil jedoch genoss frische Austern mit Champagner Non-Dose. Schade, dass man sich beim Genuss dieser Delikatessen so bremsen muss, ich habe es erst vor 2 Jahren gewagt Austern zu probieren und bin seither einfach nur begeistert von diesem puristischen Geschmack. Anschließend war Flaschen einsammeln angesagt und ein Teil musste sich auch schon wieder gen Frankfurt verabschieden.

Weiter ging es am Montag mit den gespritteten roten Maury von Mas Amiel…Bericht folgt