Zum Abschluß gönnen wir uns einen Abend in der “La Bottega del 30”, einem zauberhaften Restaurant in Villa a Sesta, nahe Castelnuovo Berardenga. Im Sternerestaurant von Hélène Stoquelet und ihrem Mann Franco Camelia fühlt man sich gleich wohl. Zwei kleine Gasträume, liebevoll dekoriert mit Familienfotos, Antiquitäten und Sammlerstücken, bieten gerade mal 30 Personen Platz (wenn sie eng sitzen) – so wie es der Name „La Bottega del 30“ schon voraussagt. Im Sommer bietet sich im kleinen Innenhof ein toller Blick auf den Sonnenuntergang durch ein Rundbogenfenster.
Die Französin Hélène, eigentlich Lehrerin von Beruf, absolvierte in Siena einen Sprachkurs, als sie Ihren Mann kennenlernte. Schon immer kochte sie leidenschaftlich gerne und so machte sie einige Jahre später ihre Liebe zum Kochen und Essen zum Beruf.
In einem schmucken Steinhäuschen eröffnete sie ihr kleines, mit viel persönlichem Touch eingerichtetes Restaurant. Obwohl sie den harten Beruf des Kochs nie erlernte, wußten Ihre Gerichte auch den Guide Michelin zu überzeugen – eine tolle Verbindung toskanischer Kochkunst mit französischem Esprit. Eine geschriebene Karte gibt es nicht, Helene kocht nach den Jahreszeiten, eben was der Markt hergibt. Ihr Mann Franco war immer für den Weinservice zuständig, doch beim unserem Besuch bei Felsina erfahren wir, dass er vor 6 Monaten einen Schlaganfall erlitten hatte.
Bei unserem ersten Abend vor etwas mehr als 10 Jahren gab es einen göttlichen Schokoladenkuchen zum Dessert, ohne Mehl gebacken mit einem leicht flüssigen Kern. Bisher unerreichte Qualität, wo immer wir auch wieder dieses Dessert probiert haben.
Wir sind ein paar Minuten zu früh dran und können uns noch einen hübschen Tisch aussuchen. 10 Minuten später ist der Laden voll. Kaum Platz genommen, bekommen wir schon von Strozzi einen Spumante di Vernaccia serviert und dazu etwas hausgemachtes Brot, Focaccia mit Tomaten und hausgemachte Grisini.
Bevor Hélene an unseren Tisch kommt, um uns die Speisenfolge vorzutragen, bekommen wir noch den Gruß aus der Küche, der aus einem Karottentörtchen, etwas frischem Pecorino und einer kleinen Bruschetta-Scheibe besteht. Schöner Auftakt, der Lust auf mehr macht.
Dann kommt Helene an unseren Tisch und fragt, in welcher Sprache Sie das Menü vorstellen soll. Ich glaube wir haben Sie mit dem eher scherzhaft gemeinten „auf deutsch / tedesco“ so „verschreckt“ dass sie erklärt, dass Sie uns ein paar leichte Vorspeisen und Primi zusammenstellt und uns dann nur noch die Hauptgänge vorträgt. Und das in einer atemberaubenden Geschwindigkeit, dass wir nicht viel Zeit haben, uns zu entscheiden.
Wir bekommen:
gefüllte Kürbisblüte mit Ricotta und Steinpilzen, Feige im Speckmantel mit Pecorino und Pinien im Ofen gebacken
Malfatti aus Spinat und Ricotta auf Käsesauce mit weißen Trüffeln
Spaghettini aus Teig von 30 Eiern auf 1kg Mehl mit Steinpilzen und Brennesselsoße
Tagliata (viel) mit Fenchel-Feldsalat (mini) – das Fleisch genial – fast roh aber unheimlich zart!
Ossobuco – auf elegante Art
Sesam-Halbgefrorenes mit Karamell, Eis von grünem Tee mit Minze, Schokoladenkuchen
Dazu gab´s wie immer für humane 36 EUR einen 2003er Fontalloro (leider nicht dekantiert)
Es war wieder ein sehr schöner Abend, wir werden wieder kommen!
Benvenuto a toscana!