Im Januar 2005 präsentierten Winzer des Consorzio del Vino Brunello di Montalcino in Wiesbaden Ihre Weine einem größeren Fachpublikum. Dabei gab es die Jahrgange 1999 und 2000 als Brunello sowie die 2002 und 2003er bei den Rosso di Montalcino zu verkosten. Mehrere Weingüter fielen mir damals aufgrund der dargebotenen Weine recht positiv auf, einige fielen aber sogleich aufgrund Ihrer Preisgestaltung wieder heraus.
Ein Weingut aber blieb über die vergangene Zeit immer wieder auf meiner Watchlist, sprich, wenn ich mal in der Gegend bin, wollte ich es unbedingt besuchen. Jetzt, im September 2007 war es endlich soweit.
Az. Ag. Pian dell’Orino
Loc.Piandellorino,189
53024 Montalcino (SI)
Tel./Fax +39 0577 849301
E-mail: info@piandellorino.it
Weingut: 10 ha Grundfläche
3,5 ha Pian Bossolino gepflanzt 1999
1,5 ha Pian dell’Orino Ertragsanlagen 1976 und 1982
1,0 ha Scopeta Neuanlage 2005
Weine: Brunello di Montalcino DOCG (100% Sangiovese grosso)
Rosso di Montalcino DOC (100 % Sangiovese grosso)
Piandorino IGT (Sangiovese, Cabernet-Sauvignon, Merlot)
Das Weingut, übersetzt “das goldene Plätzchen”, liegt in mikroklimatisch hervorragend exponierter Lage ungefähr zwei Kilometer entfernt von Montalcino auf dem Weg in Richtung Castelnuovo dell‘ Abbate. In Sichtweite gen Süden thront erhaben der erloschene Vulkan Monte Amiata.
__Pian dell´Orino___rechts der neuerbaute Keller
Dass man es hier an diesem Fleck versteht, besondere Weine zu machen, davon kann der Nachbar Zeugnis reden.
Das weltberühmte Weingut Biondi-Santi. Biondi Santi ist der Begründer des Brunello Weins und der anerkannte Doyen der Region. Das Haus wurde 1840 von Clemente Santi gegründet. Sein Enkelsohn Ferruccio Biondi Santi soll Brunello di Montalcino entdeckt haben. Ein Klon (Variation) von Sangiovese Grosso wurde in dem kleinen Weingut “Il Greppo” isoliert und Ferruccio begann 1880 Wein ausschließlich dieser Rebsorte zu produzieren. Mit genauer Traubenauswahl hat das Haus seitdem einige der teuersten und langlebigsten Weine Italiens produziert. Biondi Santi ist der Inbegriff des Brunello und zählen zu den Stilisten unter den Weinmachern von Montalcino.
Blick von Pian dell´Orino auf Biondi-Santi
Seit Ende 1996 ist PIAN DELL´ORINO im Besitz der Südtirolerin Caroline Pobitzer, die es gemeinsam mit Ihrem Mann Jan Hendrik Erbach unter großen Anstrengungen mit unerschöpflicher Passion erweitert und modernisiert hat und mittlerweile zu den führenden Weingütern aus Montalcino gehört. 1997 wurden die Weinberge neu bepflanzt und seither nach biodynamischen Richtlinien von Rudolf Steiner bewirtschaftet.
Die Weine stammen aus vier verschiedenen Weinbergen, die sich insgesamt über 6 Hektar erstrecken. Die Lagen (Pian dell Orino) in der Nähe des Weingutes bildeten sich im Tertiär. Viel Mergel und sandiger Lehm kennzeichnen nicht nur hier, sondern fast die meisten Böden in Montalcino. Sie sind von hohem Kalkgehalt geprägt und relativ gut wasserdurchlässig.
In der Lage Pian Bossolino herrschen vorwiegend Sand, Kalk und Ton vor. Durch Errosion und Erdverschiebungen formte sich hier das Landschaftsbild . Auch hier sind die Böden von hohem Kalkgehalt geprägt. Dies hat den Vorteil der schnellen Humusaufnahme. Daher wird in den Lagen abwechselnd von einem auf das andere Jahr eine Teilbegrünung in jeder zweiten Zeile mit mindestens 20 unterschiedlichen Kräutern eingesät, was eine besonders lockere, lebendige Bodenstruktur zur Folge hat.
Jan hat im Weingut Schlumberger im badischen Laufen seine ersten Schritte im Weinbau gemacht, war danach in Frankreich auf Chateau Pigoudet – von dort wurde er als Önologe auf ein Weingut in Montalcino berufen und ist mittlerweile wohl auch heimisch geworden, auch wenn das Auto immer noch das Karlsruher Kennzeichen trägt. (Man muss sich ja mittlerweile auch nicht mehr schämen, wenn man von dort kommt, auch wenn “die Blauen” sich gestern eine 1:4 Klatsche gegen die Bayern geleistet haben)
Dieses Jahr wurde der neue Weinkeller fertiggestellt. Er ist auf Niedrig-Energie-Verbrauch ausgerichtet mit einem ausgeklügelten System von Zu- und Abluft, mit einer Außenmauer aus Steinen aus dem Weinberg, Holzdach aus Südtirol und einer inneren Wand aus Ziegelsteinen für einen optimalen Feuchtigkeits- und Luftaustausch.
Der Weinkeller ist komplett rund wie ein Schneckenhaus und so konzipiert, dass die Trauben ebenerdig angeliefert und alle weiteren Arbeitsschritte ohne Pumpen ausgeführt werden können. Die Kapazität ist auf eine Rebfläche von 8-10 ha ausgerichtet. Man hofft noch auf ein angrenzendes Stück von 2 ha, direkt am Weingut. (siehe folgendes Foto) Derzeit sind 6,5 ha Rebfläche im Ausbau. Die Lagen sind um Montalcino verteilt.
Die Trauben werden spätestens zu Beginn des Farbumschlags (invaiatura oder veraison) auf fünf Trauben pro Stock ausgedünnt. Dadurch wird eine rein jahrgangsabhängige Kontinuität der Weinqualität erhalten. Geerntet werden nur die vollreifen Trauben, meist gegen Ende September auf Pian Bossolino und in der ersten Oktoberwoche auf Pian dell’Orino. Während der Ernte, die manuell und auch nur in kleinen Kisten von 20kg durchgeführt wird, wird auf dem Table de Tri nochmals penibelst selektiert. Daraufhin passieren die Trauben die Abbeermaschine in der sie leicht angequetscht werden sollen. Von dort gelangen sie in die Gärbottiche. Lange Mazeration auf der Maische, der Abstich erfolgen nur aufgrund von sensorischen Eindrücken ein bis dreimal pro Jahr.
Im Keller verproben wir 2006 Piandorino IGT,(Sangiovese, Cabernet-Sauvignon, Merlot) 2006 Rosso di Montalcino sowie Brunello 2006 – ebenso Brunello aus 2004+2005 von verschiedenen Holzfässern. Alle Weine werden spontanvergoren, dem ein oder anderen merkt man es deutlich an. Alle Weine sind wunderbar fein und vielschichtig, wunderbar balanciert, der doch teils hohe Alkohol bestens verpackt. Beileibe keine Monster – Mode- oder Marmeladenweine. Sie genießen alle eine wunderbare Frische, teils ist dass Tannin noch deutlich spürbar, aber es ist reif und niemals trocknend. Kennzeichnend für die Weine ist eine enorme Tiefe.
Zum Fassausbau werden Holzfässer in den Größen 300hl, 500hl und ein kleiner Bestand von gebrauchten Barriques verwendet. Der Barrique-Bestand wird sich in der nächsten Zeit jedoch noch weiter reduzieren. Der Boden im Fasskeller ist überwiegend zementiert – jedoch wo die Fässer stehen ist der Boden naturbelassen und mit einer Kiesschicht bedeckt.
Caroline und Jan servieren uns am Ende in Ihrem Gutshaus mit traumhaften Blick nach Süden lokale Spezialitäten – Brot, Käse, Wildschinken und Trüffelcreme.
Wir sagen vielen Dank für den überaus freundlichen Empfang und das sehr sympathische Auftreten!
Carolines und Jans Empfehlung für ein kleines Lunch nehmen wir auch war, allerdings würde ich beim nächsten Mal doch lieber den etwas weiteren Weg über “normale” Straßen nehmen, als über die “Strade bianche”.;-)
Bruschetta mit Tomate und Olivenöl
Ricottaflan mit geschmorten Kirschtomaten, Kapern und Pinienkernen
……
hausgemachte Pinci mit Sugo
Spinat-Ricotta-Ravioli
Dazu nehmen wir eine halbe Flasche 2005er Rosso di Montalcino Tenuta Il Poggione (8 Euro/ 13,5% Vol)