Tour de France 2007 – Tag 2: Vinexpo – Probe großer Burgunder der Cote d´Or 1985-2005

Bei den Vorbereitungen auf die Messe stand diese Probe ganz oben auf meinem Notizzettel. Wir sind extra früher von Château Segonzac aufgebrochen, um dort ja pünktlich anzukommen. Aber der morgendliche Berufsverkehr auf der gebührenfreien Stadtautobahn um Bordeaux herum machte uns einen kleinen Strich durch die Rechnung, so dass wir erst gegen 12:00 Uhr im Palais de Congress ankamen. Die Abkürzung über den Steg war leider auch gesperrt, weil in jenem Moment Hochsicherheitsstufe 1 herrschte, den just zu diesem Zeitpunkt eröffnete Mr. Juppé offiziell die Messe.

So bin ich dann im Schnelldurchgang an die Stände. Manch ältere Burgunder war fein und elegant, umgarnte spielerisch mit seiner feinen Aromatik den Gaumen. Aber den meisten Weinen fehlte es an Tiefe und Länge, Druck am Gaumen habe ich ja nicht mal unbedingt bei diesen Gaumenschmeichlern erwartet, eher das tiefsinnige, Weine bei denen ein Aha Erlebnis für gereifte Weine ausgelöst wird. Als Panel und Masstab mußte unsere Entdeckung aus dem Burgund, die Domaine Michel Martin dienen.

So richtig begeistert haben mich eigentlich nur die Weine dreier Betriebe.

Auf Platz 3:
Domaine Thomas-Moillard
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1994 Nuits-Saints-Georges 1er Cru Les Richemares
weich und elegant, reifes Tannin, Pflaumennote,auch dunkle Brombeeren, sehr feine Aromatik mit viel Tiefe und Länge. Wirkt noch unglaublich frisch. “Kann sicher noch 10 Jahre liegen” meinte Denis Thomas.

1993 Corton Grand Cru “Clois du Roi”
Auch hier sehr frischeNase nach etwas Erd- und Himbeere, zart und elegant, viel Kraft, mineralisches Finish. Toll!

1989 Vosne-Romanée 1er Cru “Beaux Monts”
etwas heller in der Farbe, wirkt anfangs etwas leichter, kommt dann aber gewaltig; sehr feste Struktur, dennoch gewisse Eleganz, viel (Holz)Würze, präsente Säure, “eisenhafte” Mineralik, ewig lang, sollte in 5 Jahren perfekt sein.

Auf Platz 2:
Domaine de la Vougeraie

Die Domaine entstandt 1999 aus einem Zusammenschluß von 4 Betrieben und dem Besitz der vermögenden Familie Boisset, seither wird die Umstellung auf biodynamischen Weinbau vollzogen. Für sein ehrgeiziges Projekt, die Domaine de la Vougeraie an die Spitze des Burgund zu führen, konnte Jean-Claude Boisset den genialen Pascal Marchand gewinnen, der sich u.a. einen excellenten Namen durch seine Arbeit auf der Domaine du Clos des Epeneaux von Comte Armand geschaffen hat. Pascal Marchand ist ein Weinbesessener, der sich um die Rebstöcke und die Gesundheit der Böden genauso selber kümmert wie um die Vinifikation im Keller. Und dies konsequent: die Bodenbearbeitung erfolgt vor allem mit Pferden und von Hand.

Auf unserer Burgund-Tour nach Ostern wohnten wir nur ein paar Schritte entfernt in Premeaux-Prissey. Auch hatten wir schon einen Termin dort zwecks Verkostung, den wir aber aus Zeitmangel wieder absagen mussten. Hätten wir mal damals blos, so kam ich aber trotzdem in den Genuß von 5 Weinen. Die ersten 3 wirkten dabei auf mich sehr intensiv und auch komplett von A-Z durchstrukturiert, sind sicher auch Klasse-Weine, im Zusammenhang getrunken wirken Sie aber etwas uniform. Die letzten beiden Weine aber haben mich dann richtig begeistert.

2005 Clos de Vougeot Grand Cru
sattes dunkles Rot; sehr elegant, tolle innere Struktur und ausgewogene Balance. Wirkt noch völlig unterentwickelt, strahlt aber eine solche innere Dichte aus, schönes rauchiges Aroma. Preislich wohl etwa 100,- EUR ab Weingut

2003 Clos de Vougeot Grand Cru
wirkt ähnlich wie der 2005er, vielleicht eine Spur runder und weicher. Die Weine wirken auf der einen Seite so ruhig, so unspektakulär – fast könnte man langweilig und uniform sagen – faszinieren aber dennoch mit ihrer komplexen Art. Dicht, elegnat und ganz fest am Gaumen.
Ab Weingut 82,- EUR

2003 Charmes Chambertin “Les Mazoyérés”
wieder weicher, runder,sehr harmonischer Auftakt, viel Frucht, hier aber gesellt sich noch eine Spur erfrischend-reife Säure hinzu, straff. Perfekt ausbalanciert.
Ab Weingut 78,- EUR

2000 Bonnes Mares Grand Cru
wirkt verschlossen und insgesamt von seiner Art etwas zurückhaltender und nicht so offensivin seiner Präsenz. Dadurch wirkt die Säure sehr präsent, große Tiefe. Muss liegen
Kostete ab Weingut um die 100,- EUR, eher mehr, denn der 2003er kostet schon 95,- EUR

1999 Pommard “Les Petit Noizons”
Kraft und Elegnaz, Kräuternoten, viel finessenreiches Spiel am Gaumen, unglaublich viel Charakter, sehr tief, hochelegant und mineralisch. Lebendiger und fesselnder Wein!
Ab Hof um die 35,- EUR

Platz 1:
Domaine Jean Chartron
“Der Namen hatte ich schon mal irgendwo gehört, allerdings mit irgendeinem Zusatz”, so meine Frage an Jean-Michel Chartron. “Trebuchet” meinte er und er hatte recht. Chartron-Trebuchet.

Das Weingut Jean Chartron besitzt 9 Hektar Reben in Puligny-Montrachet und in den benachbarten Gemeinden. Die Weine werden schon nach 10 Monaten nach der Ernte abgefüllt, so daß sie viel von ihrer Urprünglichkeit und Frucht behalten. Seit 2004 hat sich die Domaine von dem Handelshaus Chartron & Trébuchet getrennt.

Nun, auf der Probe präsentierte der sehr gut Deutsch sprechende Winzer nur einen Rotwein, aber aus 3 Jahrgängen, der “Clos du Cailleret” ist der einzig existierende rote Puligny-Montrachet.

2004 Puligny-Montrachet 1er Cru “Clos du Cailleret” (Monopollage)
1995 Puligny-Montrachet 1er Cru “Clos du Cailleret” (Monopollage)
1993 Puligny-Montrachet 1er Cru “Clos du Cailleret” (Monopollage)

Alle 3 Weine präsentierten sich mit einer unglaublich frischen Frucht, saftig, mit einer herrlich präzise auf den Punkt gebrachten Aromatik nach reifen Beeren, sehr komplett und einer erdigen Mineralik. Dem 95er traue ich sicher noch 6-7 Jahre zu.

Das hat mich natürlich sehr neugierig gemacht und ich versprach, am Mittwoch an seinen Stand zu kommen und die Weißweine zu probieren, worauf ich mich jetzt schon sehr freute.