Weinduell: Riesling gegen Riesling zu Muscheln

Eigentlich war ja eine Touriga Nacional Probe angesagt, aber beim Blick auf die Fischtheke lachten mich ca. 1 kg Miesmuscheln an. Kurzer Anruf zu Hause, ob denn die entsprechenden Indegrenzien in der abonnierten Gemüsekiste vorhanden sind und schwupps übergab mir lächelnd die Verkäuferin den Sack Muscheln.
Die Zubereitung war dann recht einfach: den Muscheln ein ausgiebiges Bad inkl. Wäsche in lauwarmem Wasser gönnen, zwischendurch Zwiebeln, Karotten einigermaßen kleinwürfelig schneiden, in einem Topf in heißem Dolciolio von Giachi etwas Kreuzkümmel kurz anschmurgeln, dann die Karotten und Zwiebeln dazugeben, sanft weiterschmurgeln, etwas Mehl und Tomatenmark mitzschwitzen lassen, mit Vanillezucker kurz karamellisieren und mit original fränkischem Müller-Thurgau (wegen der nichtvorhandenen Säure) eines VDP-Winzers (nur wo Qualität drin ist, kommt auch Qualität raus) aus Überbeständen ablöschen. Safran in Fäden nach Belieben zufügen. Nun den kaum (11,5%) vorhandenen Alkohol im Wein mittels Reduktion verdampfen lassen (Einstellung 12 am Herd = volle Kanne) und kurz vor dem Anhängen der homogenen Masse die gewaschenen Muscheln hinzufügen, Herd weiter auf 12 belassen, die Muscheln einmal durchrühren und dann den Deckel auf den Topf geben. 5 Minuten unter zeitweiligem Schütteln des Topfes die Muscheln kochen, dann die Temperatur zurücknehmen und 5 Minuten oder bis sich die Schalen geöffnet haben nur noch leise simmern. Der austretende Saft der Muscheln verflüssigt nun die Karotten-Zwiebel-Mischung zu einer leichten Flüssigkeit. Wer will, kann mit einer ganzen Chilischote noch zusätzlich Pikanz in das Gericht einbringen. Zum Schluß mit Pfeffer und Flor de Sal würzen. Im Topf am Tisch mit Baguette servieren. Nix dazu, auch wenn Belgier Pommes dazu essen.

Wichtiger Tip, der Leben retten kann: sollten sich Muscheln unter der Hitzeeinwirkung im Topf nicht geöffnet haben, bitte nicht essen.

Und nun zu den Weinen, ich hatte Lust auf Riesling, (hab ich fast immer) also wurden folgende, glücklicherweise kühl liegende Kreszenzen geöfffnet.

2007 Riesling Qualitätswein Gelblack trocken 0,375l
Weingut Schloß Johannisberg / Rheingau / 13% Alk.
Gelbfruchtiger Steinobstduft mit einem Toch Kräuternoten unterlegt, zarte Rosenblätternoten. Am Gaumen straffe, zitronige Säure, Hauch Exotik mit kurzem limonigem Nachhall. Frischer Ansatz, zart-salzige Mineralik, hefige Würze, gegen Ende wieder zarte, kräutrige Waldmeisternoten mit einem Hauch Restsüße, gewisse Strenge, kurz. Gesamtfazit: rassig-saftiger Riesling, sicher ein guter, einfacher Solo-Riesling, zu den Muscheln leider nicht passend. 81/100 Pkt.

Der Gegenspieler kommt aus Franken:
2007 Riesling Spätlese trocken “Clees”
Weingut Baldauf / Ramsthal
12,5% Alk.; Restzucker; 7,7g / l; Gesamtsäure: 7,7g / l.; 9,50 € ab Hof

Jede Menge Lametta an der traditionellen Bocksbeutelflasche, Goldener Preis der DLG Bundesweinprämierung und Gold bei der fränkischen Weinprämierung. Viel Vorschußlorbeeren also, mir ist das Weingut namentlich nicht bekannt, der Wein war ein Geschenk an meine Barbara und wurde nun seiner Bestimmung zugeführt.

Deutlich mehr “Stoff” am Gaumen, dezent kandierte Noten, Zitrus , dezent süßlich, mit der Zeit deutlicher wahrnehmbar, Säure gut integriert, leider schwingt ein phenolisch-bitterer Unterton mit, der den Wein stumpf erscheinen läßt. Passabler Nachhall. Macht alleine wenig Spaß, passte aber wahrscheinlich aufgrund seiner Süße (Vanillezucker und Karotten) besser zu den Muscheln. 80/100 Pkt.

Vielleicht hätte ich doch den Müller-Thurgau des VDP-Winzers trinken sollen…..

Und morgen gehts zum Jamie Oliver-Dinner!!!! Bericht folgt!
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