Armin Busch besuchte das Weingut am 18.01.2018. Hier seine Momentaufnahmen.
Wir arbeiten nun seit drei Jahren mit dem Weingut Mehling zusammen und ich bewundere Kathrin Otte und ihren Lebenspartner Christoph Knäbel immer mehr. Was diese beiden jungen Weinmacher seit 2011 im Weingut umsetzen, verdient allen Respekt.
Am Donnerstag den 18. Januar 2018 hatte ich die Möglichkeit, den neuen Jahrgang im Fass zu probieren und mich mit den beiden über den Jahrgang und ihre Pläne zu unterhalten.
Das Weingut Mehling gehört zu den Gründungsmitgliedern des Verbands der Naturweinversteigerer, dem Vorläufer des heutigen VDP. In den 1980er Jahren hatte man aber die Schnauze voll. Zusammen mit Bassermann-Jordan verließ man den Verband, der sich mehr mit alten Verdiensten als mit der aktuellen Qualität der Weine seiner Mitglieder beschäftigte.
Der VDP hat sich gewandelt, achtet heute wieder auf Qualitätsführerschaft in der Region und meine private Meinung ist, das Weingut Mehling würde jetzt wieder gut zum Verband passen. Time will tell.
Teile des Kellers sind über 400 Jahre alt, ein wunderschönes Kreuzgratgewölbe in der Mitte des Kellers macht dies auch sichtbar. Heute dominiert Edelstahl den Keller, die beiden Jungwinzer wollen das aber in den nächsten Jahren in Richtung Holzfässer verschieben, letztes Jahr gab es die ersten gebrauchten Tonneau.
Wir begannen die Probe mit dem Hauptteil der Gutsweine: „Riesling Herr Mehling“, der aktuell komplett durchgegoren noch auf der Hefe liegt. Ein kleiner weiterer Teil mit Restsüße wird demnächst dazukommen und die Restsüße des Weins einstellen.
Aber schon diese komplett durchgegorene Partie begeistert. Natürlich sehr straff und von der Säure geprägt, aber die Säure ist wunderbar reif, gibt dem Wein Struktur und Frische, dominiert aber nicht den Eindruck. Die Frucht frisch, Steinobst und Zitrusfrüchte. Der Wein animiert zum nächsten Schluck, was könnte man besseres zu einem Gutswein sagen.
Danach ging es zu den Ortsweinen, Deidesheim und Ruppertsberg. Wo der Deidesheimer mit Eleganz und klarer Frucht punktet, da zeigt sich der Ruppertsberger im guten Sinne rustikaler, erdiger, „dreckiger“. Was mir besser gefällt kann ich gar nicht sagen, beide Weine zeigen wunderbar das Potential der Rieslinge an der Mittelhaardt. Was mir sofort auffällt: beide Weine zeigen deutlich mehr Stoff und Extrakt als der Gutswein, der Qualitätsunterschied ist klar erkennbar. Der größere Aufwand hat sich für die Winzer, noch mehr aber für uns Weintrinker, gelohnt. Hochklassige Weine, die im Moment noch sehr günstig zu haben sind.
Danach ging es zu den Weinen der Ersten Lagen.
Die Leinhöhle nannten Kathrin und Christoph scherzhaft Ihre Lein-Hölle. Der Regen unterbrach die Lese dreimal, viermal ging es in den Weinberg, um 100{7d8d9de3b95be9796b6b0b8c3a9be6a46ba395288eb2943010480a3c6fa44f53} gesunde Trauben zu ernten. Hier sieht man exemplarisch den Anspruch und den Aufwand der beiden Winzer. Der Wein zeigte sich noch etwas wild, würzig mit roter Frucht. Der braucht wohl noch ein wenig Ruhe um sich zu harmonisieren. Danach zeigte sich der Kieselberg sehr mineralisch, die Säure gibt Zug, klar, frisch.
Mein Liebling aber war mal wieder der Paradiesgarten, der noch nicht ganz fertig vergoren ist, aber aktuell auch nicht mehr so richtig gären will. Die 7gr RZ stehen ihm aber ausgesprochen gut. Der Paradiesgarten bei Mehling ist ja jedes Jahr ein echter Crowd-pleaser. Seine saftige Frucht, mich erinnert er immer an rotbackigen Apfel, dazu reife Aprikose bis hin zu einer leichten Anmutung von getrockneter Aprikose. Die Säure ist reif, gibt dem Wein sein Rückgrat und trägt wunderbar zum langen Abgang. Ja!! Das ist lecker, unglaublich lecker ohne auch nur im Ansatz banal zu wirken.
Danach folgten zwei echte Highlights. Die Großen Lage Weine von Kathrin Otte und Christoph Knäbel gehören für mich zum Besten der Mittelhaardt und müssen sich ganz sicher auch nicht vor den berühmten Weinen der großen Traditionsweingüter verstecken.
Die Großen Lagen bleiben bei den beiden 15 Monate auf der Vollhefe und kommen immer erst im zweiten Jahr nach der Lese auf den Markt, sprich die probierten 16er lagen jetzt noch im Fass und werden im März gefüllt.
Der Kalkofen viel komplett aus dem Rahmen, mein erster Eindruck Burgund in seiner besten Form. Wenn man unbedingt einen Riesling burgundisch nennen muss, dann diesen. Die Säure eher niedrig, nur 5,5gr/l, der Wein hat BSA gemacht. Ich persönlich bin ein großer Freund von trockenen Rieslingen mit BSA. Ein in sich ruhender Wein, strahlt viel Harmonie aus, im ersten Moment vielleicht etwas wenig spektakulär, das könnte dazu verleiten, dass man diesen Wein unterschätzt. Aber damit täte man ihm Unrecht. Auch beim Abgang führt er den Weinfreund erst in die Irre, schwingt sanft aus und man ist im ersten Moment der Meinung, dass es ihm an Länge fehlt, aber nach 3-5 Sekunden kommt der Wein wieder zurück und zeigt noch einmal seine ganze Harmonie und Schönheit. Die Aromen eher wenig fruchtig, Kräuter, mineralische Noten.
Der Ölberg aus Königsbach war dann wieder schneller und klarer als Riesling erkennbar, feste, reife Säure, Steinobst und Apfel, dazu viel Würze, Kräuter, auch etwas Tabakblätter. Sehr gut.
Zum Abschluss gab es dann noch ein kleines Kellergeheimnis, einen Wein der schon mal gefüllt wurde, von dem die beiden aber eine kleine Menge zurückgehalten haben. Er lag weiter auf der Vollhefe, bis heute 30 Monate. Das war ein ganz besonderer Stoff, klar war er von der langen Zeit auf der Hefe geprägt, zeigte ganz leichte Anflüge von Oxidation, auch etwas Trockenfrüchte. Daneben hatte ich aber auch den spontanen Eindruck von Schiefermineralität, etwas was ich bei vielen Moselrieslingen wiederfinde. Aber der Wein hat nie Schiefer gesehen. Ich wollte gar nicht wissen, was für ein Geheimnis ich da Kosten durfte, war nur sehr dankbar diesen grandiosen Wein im Glas gehabt zu haben.
Während draußen also Friederike durch Deutschland tobte war ich im Riesling-Himmel unter der Erde und durfte schon einen ersten Eindruck von der wieder großartigen Kollektion des Weinguts Mehling kosten. (AB)
Die Weine vom Weingut Mehling erhalten Sie seit April 2014 bei K&M Gutsweine in Frankfurt/Main. Besuchen Sie unsere beiden Vinotheken in der Gluckstrasse 20 (Nordend) oder Hamburger Allee 37 in Bockenheim. So kommen Sie zu uns.