Historischer Erfolg für den KSC: Erstmals nach 48 Jahren gelang ein Sieg in München, zudem erzielte man im 5. Spiel in der Allianz-Arena die ersten Tore. Das Aufatmen bei allen Verantwortlichen des Bundesligaabsteigers war förmlich zu hören. Nach dem verpatzten Saisonstart mit nur 1 Punkt aus zwei Spielen und der daraus resultierenden Entlassung von Trainer Edmund Becker, bezwangen die Badener am Montag Abend den TSV 1860 München verdient mit 3:1 (Pause 1:1) Toren. Nach dem spielerischen und vor allem kämpferischen Armutszeugnis der vergangenen Wochen und Monate überzeugte die von KSC II – und Übergangscoach Markus Kauczinski betreute Truppe in allen Bereichen. Und auch das Glück scheint wieder auf Seiten des einzig wahren badischen Traditionsvereins zurück gekommen zu sein. Konnte der KSC den ersten ernstzunehmenden Angriff der Löwen (Tor durch Cooper) vor fast 31.000 Zuschauern noch im Gegenzug durch den Ausgleich des stark aufspielenden Christian Timm egalisieren, so standen den Blau-Weißen im weiteren Verlauf bei einem durch Innenverteidiger Dino Drpic verursachten Foulelfmeter das Glück in Form des Querbalkens zur Seite. Aber auch sonst musste KSC-Keeper Jean-Francois „Jeff“ Kornetzky kaum eingreifen, zu harmlos und unstrukturiert wirkte das Spiel der jungen „zahnlosen“ Löwentruppe.
Der KSC war von Beginn an nicht wieder zu erkennen. Schon die Aufstellung lies deutliche Änderungen im System erkennen. Die Doppelsechs vor der Abwehr wurde aufgelöst, somit fand sich Ersatzkapitän Marco Engelhardt aufgrund seiner schwachen Leistungen erst mal auf der Bank wieder. Ersatz-Ersatzkapitän Gottfried Adoube war alleiniger Zerstörer, und im Mittelfeld wurde erstmals die Raute verwirklicht. Timo Staffeldt überzeugte im Training, fing somit ebenfalls erstmals von Beginn an wie Mainz 05 Neuzugang Christian Demirtas, der als rechter Außenverteidiger den verletzten Kapitän Michael Mutzel gut vertrat. Für Mutzel wird es schwer sein, seinen Platz in der Mannschaft wieder zu finden.
Im Mittelfeld zog Gaetan Krebs, von Hannover 96 verpflichtet, vorzüglich die Fäden, seine Spielweise ließen Parallelen und Erinnerungen an Tamas Hajnal aufkommen, zudem schloss er nach überragendem Pass vom glänzend aufgelegten Timo Staffeldt den besten Spielzug seit Jahren, an den ich mich beim KSC erinnern kann, zur zwischenzeitlichen 2:1 Führung für den KSC eiskalt ab.
Überhaupt: das, was in den letzten 8 Monaten beim KSC viel zu wenig zu sehen war, sprudelte aus den Spielern geradezu hinaus: Spielverständnis, Laufwege erkennen, Aggressivität, ein gewisses Maß an Arroganz, das Verschieben, aber auch spielerische Impulse aus dem Mittelfeld, fehlerfreie Ballbehandlung, Zweikampfannahme, mutiges Spiel nach vorne und Effektivität im Abschluss. Die Spieler wirkten wie von einer Last befreit. Klasse-Kombinationsspiel, mit schnellen Pässen in die Löwenschnittstelle, mehrmals konnten die Stürmer Anton Fink und Christian Timm mit ihrer Schnelligkeit in diese Schnittstelle hineinstoßen und für Gefahr sorgen. All das trug die Handschrift von Markus Kauczinski, der den Spielern wieder Mut und Selbstvertrauen gegeben hat, ihre Stärken kennt (Timm wurde 2 Jahre im Mittelfeld verschenkt) und diese entsprechend für die Mannschaft positioniert. Wer zum Teufel kam in der Vergangenheit auf die Idee, Michael Mutzel als rechten Verteidiger einzusetzen, Mutzel ist ein Kämpfer, ein 6er, aber kein klassischer Außenverteidiger, da gehört Christian Demirtas hin, schon in Mainz war er dort lange Publikumsliebling.
Bleibt zu hoffen, dass dieser Aufwärtstrend am kommenden Freitag im Heimspiel gegen den FC St. Pauli Hamburg anhält. Jedenfalls freue ich mich seit Monaten wieder auf ein (Fußball)- Spiel des KSC. Mit einem Sieg sind wir wieder oben dabei.
Und vielleicht hat sich dann die Trainersuche von selbst erledigt.
Stenogramm
TSV 1860 München – Karlsruher SC 1:3 (1:1)
TSV 1860 München:
Kiraly – Rukavina, Felhi, Ghvinianidze, Holebas – Ignjovski, Lovin (78. Djokaj), Kaiser, Ludwig (61. Rösler) – Cooper (74. Schäffler), Lauth
Trainer: Ewald Lienen
Bank: Tschauner, Hoffmann, Beda, Pappas
Karlsruher SC:
Kornetzky – Demirtas, Drpic, S. Langkamp, Schäfer – Aduobe (57. Engelhardt), Staffeldt (64. Chrisantus), Krebs, Stindl – Timm, Fink (87. M. Langkamp)
Trainer: Markus Kauczinski
Bank: Nicht, Zimmermann, Rupp, Buck
Tore:
1:0 – Cooper (19.)
1:1 – Timm (20.)
1:2 – Krebs (58.)
1:3 – S. Langkamp (72.)
Gelbe Karten:
Holebas, Staffeldt, Kaiser, Felhi
Zuschauer: 30800
Schiedsrichter: Peter Gagelmann (Bremen)
Assistenten: Matthias Anklam, Stefan Trautmann, Markus Sinn