Jahrgangsbericht 2018: heißes Jahr – coole Weine.
Denken wir zurück an die Vegetation des Jahres 2018, so ist es doch sehr überraschend, wie facettenreich sich heute die Weine trotz der ausgeprägten Hitze im Sommer präsentieren. Der kalte Start in den Frühling verzögerte den Austrieb um drei Wochen gegenüber dem Vorjahr. Mit den anschließenden konstant-warmen Temperaturen und den Feuchtigkeitsreserven aus dem Frühjahr sprintete die Vegetation in Richtung einer rekordverdächtig frühen Reb-Blüte. Das stabile und warme Wetter blieb uns erhalten, und bis in den Oktober sollte nennenswerter Regen ausbleiben. Doch die anhaltende Trockenheit hatte auch ihre positiven Seiten. Das Risiko für Erkrankungen unserer Reben war sehr gering, wir konnten uns mit voller Kraft und Konzentration der Laubarbeit und der Unterstützung unserer Reben widmen. Es zeigte sich besonders sinnvoll, vor allem die jungen/hellgrünen Blätter, die noch eine sehr starke Photosynthese-Energie besaßen, zu entfernen aber die alten/dunkelgrünen Blätter zur Beschattung zu belassen. Diese sehr penible Arbeit hatte das Ziel, den potentiellen Alkohol zu bremsen, dagegen aber die Säure zu erhalten. In der Zwischenzeit wurde die Trockenheit zu einer deutlichen Herausforderung: Die Mehrheit unserer ca. 40 Jahre alten Reben waren erfahren und verwurzelt genug, um auch damit zurechtzukommen.
Gerade unsere Junganlagen brauchten aber jede Menge Führsorge und Wasser. Über den Sommer fuhren wir zu deren Unterstützung ca. 300.000 Liter in die Weinberge… ich spüre heute noch die Wadenmuskulatur wenn ich an die vielen Sondereinsätze zum Umlegen der Bewässerungsschläuche im Steilhang denke. Belohnt wurden wir durch lockere Trauben mit gesunden, vollreifen Beeren. So früh wie nie in unserer fast 130-jährigen Geschichte starteten wir bereits am 24. August mit der Weinlese. Sie dauerte 8 lange Wochen. Die kerngesunden Trauben erlaubten uns, die Weinberge in vielen Durchgängen immer wieder zu entlasten, und Schritt für Schritt das volle Potential des Jahrgangs zu extrahieren. Der traumhafte Gesundheitszustand der Trauben und später die enorm stabilen Moste, erlaubten eine sehr sanfte und lange Reifeperiode auf der vollen Hefe im Fass. Den jungen 2018er Weinen gewähren wir somit viel Zeit für eine naturbelassene Reife, damit sie auf ihrer Entwicklungsreise alles entwickeln können was sie zu langlebigen und dichten Weinen werden lässt. Die Belohnung für den erheblichen Mehraufwand im Weinberg ist neben der erfreulichen Menge jetzt der animierende Geschmack der jungen Weine. Denn aufgrund der Wärme hatten wir etwas völlig anderes erwartet! Zwar ist die messbare Säure etwas geringer als 2017, dagegen sorgen die überraschend niedrigen PH-Werte für einen unglaublich frischen und fokussierten Geschmack.
Deshalb unterstreichen wir unseren Eindruck vom 2018er Jahrgang: heißes Jahr – coole Weine!