Brief aus Schweigen – der Jahrgang 2015 beim Weingut Jülg

Krönender Abschluss der Weinlese mit Riesling Trockenbeerenauslese für unseren kommenden Filius. Bild Copyright Weingut Jülg

Krönender Abschluss der Weinlese mit Riesling Trockenbeerenauslese für unseren kommenden Filius. Bild Copyright Weingut Jülg

Der Winter 2014/15 war sehr mild. Die Temperaturen im März und April lagen überdurchschnittlich hoch, sodass die ersten Triebe Mitte April schon sichtbar wurden. Die schon Anfang Juni beginnende Blüte verlief schnell und endete innerhalb weniger Tage. Der Vegetationsvorsprung betrug dann schon eine Woche. Im Sommer wurde die Wasserknappheit zum bestimmenden Thema. Es fehlte an ordentlichen Niederschlägen ganz und gar. In unserer neu angelegten Junganlage im französischen Kammerberg, die in 4 Jahren beste Spätburgundertrauben liefern wird, kamen wir richtig ins Schwitzen. Insgesamt wurden hier bis zu 50.000 Liter Wasser ausgebracht! Die älteren Weinberge vertrugen bedingt durch ihr tiefes Wurzelwerk diesen Hitzestress jedoch besser. Durch anhaltende Hitze war der Pilzdruck natürlich sehr hoch, sodass wir uns keine Fehler bei der Weinbergpflege erlauben konnten. Aber der Vorteil der intensive Sonneneinstrahlung war hier die absolute Reduzierung der tierischen Schädlinge, insbesondere der Kirschessigfliege, die letztes Jahr in der Weinwelt viel Schaden angerichtet hat. Das monatelange trockene, warme Wetter ließ das Weinjahr 2015 in vielen Weinregionen in die Geschichte eingehen, als eines mit dem frühesten Lesebeginn. Auch wir starteten Rekord verdächtig früh und befanden uns bereits in der ersten Septemberwoche bei Traumwetter mit T-Shirt und kurzen Hosen im Weinberg.

Die Trauben blieben lange gesund und die Aromaentwicklung wurde begünstigt durch kühle Nächte während der Lese. Trotz des schlechten Wasserhaushaltes der Rebe sind auch der Mostertrag und dessen Qualität überraschend gut. Säure und Zucker erreichen wunderbare Werte, ganz nach unseren Qualitätsmaßstäben, anders als im Hitzejahr 2003