Entdeckung: Philippe Gilbert – Menetou-Salon

Letzten Freitag (am 04.04.2008) hat uns ein Winzer aus der Appellation Menetou-Salon besucht:

Philippe Gilbert

Philippe Gilbert, Winzer aus der Appellation Menetou-Salon. Sagt einem vielleicht erst Mal nichts, grenzt aber unmittelbar an das bekanntere Sancerre, wo mit die teuersten, aber nicht immer die besten Sancerre (Sauvignon Blanc) herkommen.

Armin hat im Forum Talk about Wine seine Eindrücke dokumentiert:

Seit ca. 2003 arbeitet er biologisch, seit letztem Jahr hat er den Schritt zur Biodynamik gemacht. Auf sehr sympathische Art beschreibt er, wie er auf der Suche war, den für ihn “richtigen” Ausdruck seiner Weine zu finden, wie er weg wollte von der sehr “technischen” Ausrichtung seines Vaters. Nach der Schule wollte er sogar erst einmal gar nichts mehr mit dem elterlichen Weingut zu tun haben.

Er arbeitet mit einem der Bio-Großmeister der Loire zusammen, Didier Dagueneau und so hat er Schritt für Schritt seinen Weg gemacht. Gerade die Jahrgaänge 2005, 2006 und 2007 waren für ihn große Schritte hin zu “seinem” Wein, “seinem” Stil, mittlerweile ist er sicher, auf dem richtigen Weg zu sein.

Wir probierten:
2006 Menetou-Salon blanc AOC

Wie in Sancerre ist die für die Appellation zugelassene weiße Rebsorte die Sauvignon Blanc und schon mit seinem Einstiegswein konnte uns Philippe Gilbert überzeugen. Noten von Mandarine und Orange, etwas Efeu, frisch geschnittenes Gras, dann im Mund dezent cremig, wird nach hinten immer straffer und zupackender. Enorm dicht gepackte Mineralik, Feuerstein und feine Würze tragen schier ewig. Der Wein wird für fast ein Jahr auf der Hefe ausgebaut, der Ertrag beläuft sich auf ca. 50 hl/ha.
Für uns ein perfektes Beispiel eines mineralischen Sauvignon blanc. Ein Kollege, der gerade in der Steiermark nach einem Sauvignon Blanc sucht, meinte lakonisch, man sollte mal allen steirischen Winzern solch einen Wein zum Verkosten geben.

2006 “Les Renardieres” blanc
Auch dies Sauvignon Blanc pur aus 40 jährigen Reben. Die Selektion “Les Renardieres” ist immer auch ein wenig die “Experimiermöglichkeit” von Philippe Gilbert, hier ist er immer die nächsten Stufen zuerst gegangen, hin zu bio und Biodynamik. Der 2006er wird zum Teil noch in kleinen Barriques ausgebaut, mit dem 2007er kommen aber fast nur noch 500ltr. Fässer zum Einsatz, laut Philippe Gilbert will er einfach das Holz minimieren.
Aber auch der 2006er zeigt perfekt integriertes Holz, wir riechen wieder Orange und Orangenschale, im Mund trägt den Wein eine wunderschöne frische Frucht, Philippe Gilbert vermeidet den BSA um den Weinen ihre ganze Frische zu belassen. Im Abgang dann straffe Mineralik, feste Struktur, Substanz. Einfach grandios, sicher einer der besten Sauvignon Blanc der Welt!

Nach einem Tag habe ich den Rest getrunken und mir schien der Wein hat noch einmal etwas zugelegt, wirkt noch harmonischer. Klasse!

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Der junge und sehr sympathische Winzer Philippe Gilbert brachte auch seine Rotweine mit. Im Gegensatz zur Gesamtappellation, baut Philippe auch etwas mehr Pinot Noir als Sauvignon blanc an, mir schien auch, dass ihm der Pinot Noir ein klein wenig wichtiger ist.

2006 Menetou-Salon rouge Pinot Noir
Auch hier analog zum Sancerre, die rote Rebsorte ist Pinot Noir und wird bei der AOC reinsortig verwendet. Philippe Gilbert läßt seinen “kleinen” Roten zuerst 5 Tage gekühlt auf der Maische stehen, dann Maischegärung für 25 Tage.

Dieser Pinot Noir gefällt durch seine eher schlanke, frische Art. Die Frucht erinnert an rote Beeren, rote Johannisbeere und ein wenig Himbeere. Auch durchzieht den Wein eine feine, kühle, mineralische Ader. Die Frucht zeigt nichts “süßliches” oder gar “bonbonhaftes”. Gute Struktur, dezent würzig und ordentliche Länge. Dieser Rote macht ganz sicher auch im Sommer leicht temperiert unheimlich viel Freude, auch als Essensbegleiter kann ich ihn mir sehr gut vorstellen. Sehr (pardon) lecker und trinkanimierend.

Danach folgte der Topwein:
2005 “Les Renardieres” rouge Pinot Noir
Les Renardieres Blanc
Wenn ich ehrlich bin, ließ mich dieser Wein diesmal etwas ratlos zurück, wir hatten den gleichen Wein ja schon 14 Tage vorher bei unserer kleinen Pinot Noir Probe, wo er mit einer sehr eleganten, mineralischen Art sehr gut ankam. Auch für mich war der Wein an diesem Abend einer der Gewinner, auch im Vergleich mit sehr guten Burgundern. Heute dagegen schien mir das Holz etwas zu aufdringlich, die Frucht konnte nicht ganz mit der gleichen Finesse und Klarheit überzeugen. Das letzte Mal war er nicht dekantiert, diesmal kam er in die Karaffe. Vielleicht war etwas wärmer? Vielleicht tut ihm Luft im Moment gar nicht so gut? Ich kann es nicht sagen.

Ich meine, das war schon ein guter Pinot und auch im Vergleich mit unseren Burgundern von Michel Martin konnte er durchaus bestehen, aber diese feine kühle, mineralische Art, die mich das letzte Mal so begeistert hat, brachte er diesmal nicht ins Glas. Wir werden das noch weiter beobachten.

Fazit: Wir hatten wieder einen tollen Weinabend, konnten einen absolut angenehmen und mehr als sympathischen Winzer persönlich kennen lernen. Interessant auch eine Appellation kennen zu lernen, von der ich vorher kaum etwas wußte, wie gesagt sie ist mir das erste Mal bei diesem Winzer aufgefallen. Und was Sauvignon blanc betrifft, ist dieser Winzer für mich ein echter Maßstab, der sich vor keinem der großen Namen aus Sancerre und Pouilly Fume verstecken muss.


Mit vinophilem Gruß

Armin Maurer
www.gutsweine.com