Ilbesheim in der Südpfalz ist ein bezauberndes Nest, einer der wärmsten Flecken in Deutschland. Zudem hat der Ort mit der Kleinen Kalmit eine besonders gute Lage. Lange bevor der Weißburgunder in Mode kam, wurde diese Rebe dort schon angebaut. Deshalb schultert die Gemeinde seit acht Jahren einen Wettbewerb um den besten pfälzischen Wein dieser Sorte.
KÖLN. 129 Flaschen galt es diesmal zu probieren. Nach langem Hin-und-her-Schmecken stand endlich der Sieger fest, eine Spätlese von Felix Waldkirch aus Rhodt unter Rietburg. Da meinte ein Tester: “Waldkirch? Schon davon gehört. Ein junges aufstrebendes Weingut.” Sein Gesprächspartner schüttelte den Kopf: “Von wegen jung. Das ist eine der ältesten und berühmtesten Weinstuben in der Pfalz.” Beide haben recht.
Felix Waldkirch ist Jahrgang 1972. Damals gründete Vater Gerhard die Weinstube und hatte von Anfang Erfolg damit, auch wenn die Schoppen, die dort ausgeschenkt wurden, von eher bescheidenem Zuschnitt waren. Der Sohn interessierte sich nicht dafür. Nach seinem Abitur leistete er seinen Zivildienst in der Küche eines Altersheims ab. Da erwuchs der Wunsch, Koch zu werden, und er arbeitete einige Jahre in diesem Beruf. Dann wollte er sich weiterbilden und meldete sich bei der Hotelfachschule an. Bis dahin blieb ihm etwas Zeit. Er überbrückte die Pause – “einfach so” – mit einem kurzen Praktikum bei Ökonomierat Rebholz, dem besten Südpfälzer Weingut.
“Das ließ mich nicht mehr los”, erinnert er sich. “Das Thema Wein begann mich zu faszinieren.” Nach dem Abschluss als Hotelbetriebswirt war ihm klar, dass er – was er zuvor stets abgelehnt hatte – Winzer werden wollte. Nach Jahren redete er wieder ernsthaft mit dem Vater. Der freute sich, auch wenn er sich das nicht anmerken lassen wollte, und sagte zu, diese dritte Ausbildung zu finanzieren.
Erneut bewarb sich Felix Waldkirch um ein Praktikum bei Rebholz. Da erlebte Waldkirch “grundsolides, präzises Handwerk und kompromissloses Qualitätsstreben”. 2005 schloss er die Fachhochschule als Weinbautechniker ab. Vater Gerhard war glücklich, dass der Junior nun das Rebgut führen wollte. Dem damals 69-Jährigen war der Betrieb über den Kopf gewachsen, nachdem er neben seiner Weinstube ein nettes kleines Hotel eröffnet hatte.
Nun werden gute Tropfen ausgeschenkt. Das Anwesen der Waldkirchs ist 300 Jahre alt. Es hat einen Natursteinkeller, in dem die Weine wunderbar reifen, der aber als Arbeitsplatz ziemlich unpraktisch ist. “Den ziehe ich aber jedem modernen Betonkeller vor”, urteilt der spätberufene Winzer.
Während der Lese im vergangenen Herbst wurde Felix Waldkirch krank. Den größeren Teil seines Weißburgunders von der Lage Rosengarten hatte er noch in den Keller gebracht. Doch dann musste er sich hinlegen. Zehn Tage später holte er den Rest der Trauben. Die Zeit hatte ihnen gut getan. Sie waren goldgrün und völlig reif. Ein wundersamer Tropfen ist daraus geworden, dem die fast 14 Grad Alkohol nicht anzuschmecken sind.
Alles kommt zart und dezent daher: die Düfte von Majoran und gelben Früchten, die Aromen von Apfel und Pfirsich. Die eigentlich knackige Säure erscheint im Spiel der Mineralstoffe fast weich. Reife und Schmelz füllen den Gaumen aus. Die Harmonie ist vollkommen. Schön, dass nicht ein pompöses Riesengewächs, sondern ein so vornehmer Wein den Testern am besten gefallen hat. Und was kommt dem gelernten Koch Waldkirch dabei in den Sinn? Riesengarnelen aus der Pfanne schlägt er vor, dazu einfach zerlassene Butter mit etwas Zitrone und vielleicht frischem Dill.