Zu Ehren des viel zu früh verstorbenen badischen Winzers Bernhard Huber organisierte Joachim Kaiser unter großem persönlichen Einsatz eine bisher nie da gewesene Vertikale aller Spätburgunder Wildenstein, dem Topwein von Bernhard Huber sowie den Reserveweinen des Weingutes, die faktisch die Vorgänger des Wildenstein sind. Es wurden auch noch Weiss- und Süßweine verkostet, aber meine ganze Aufmerksamkeit galt auf den von mir so geliebten Weinen aus der Spätburgundertraube. Teilnehmer waren Dorit Schmitt, Barbara Brendel, Joachim Kaiser, Thorsten Kogge, Maximilian Philipps, Jörg Wendel, Rene Neukirch, Michel Kreuzberg, Stefan Rauscher, Sebastian Koik und Jürgen Kling. Unsere aller Dank geht an das Team vom Restaurant La Viletta in Karlsruhe-Durlach, das uns einen Teil seines Restaurants zur Verfügung gestellt hat. Die Fotos genießen das Urheberecht von Joachim Kaiser und Maximilian Philipps.
PRICKELND
2008 Chardonnay Blanc de Blanc brut nature
Kräftig gelbfarben; im Duft Honig, auch gewisse “steinige” Mineralik. Feincremige Perlage, ich schmecke vorallem nussige Noten, aber auch Trockenobst in Form von Aprikosen, unterlegt von Zitrus, ganz dezente, nicht störende Bitternote, etwas Honig, trocken wirkend, macht Lust auf den nächsten Schluck. 87/100 Pkt.
ROT
2003 Spätburgunder QbA Alte Reben
Klare Farbe, Reiferand. Tiefer Duft nach Pflaumenkompott, etwas Sauerkirsche und getrockneten Beerenfrüchte, etwas kräuteriges schwingt auch mit. Im Mund reintönig, reife Frucht von Süßkirsche, feine Säure, zarte Karamellsüße, gute Dichte, hat Tiefe, leichte Bitternote, griffiges Tannin, wirkt noch frisch mit einem leicht salzigen, mineralischen Finish, nachhaltig. Hat Kraft, super Balance, noch Potential. 91/100 Pkt.
2009 Spätburgunder QbA Alte Reben
Farblich deutlich dunkler, Duft nach dunklen Beeren (Cassis), Kirsche und ein Hauch Himbeere. Am Gaumen recht wuchtiger, kräftiger Auftakt, deutliche Kaffeeröstnote, präsente Säure, Paprikanote, etwas pflanzlich. Kommt nicht an den 2003er ran, bezweifle, ob er sich so positiv entwickelt wie der 2003er. 89/100 Pkt.
2005 Spätburgunder Schloßberg GG
Mittleres Rot mit Reiferand. Fester, würziger und intensiver Duft nach Zitronenthymian, Kirschen und Leder. Im Mund dichter und voller als die Weine zuvor, fleischiger, man hat mehr zu Kauen bei diesem Wein. Säure ist gut verpackt, der Wein wirkt insgesamt runder und samtiger als seine beiden Vorgänger. Gute Konzentration, deutliche Specknoten, auch viele mediterrane Kräuternoten sind zu erahnen, sehr vielschichtig im Mund, Würze in Form von Hoi-Sinn-Sauce, salzig-süßlich-würzig im Finish. Wirkt auf mich recht reif. 88/100 Pkt.
2009 Spätburgunder Schloßberg GG
Jugendliches Rot, klarer, nach roten Beeren duftender Wein, dazu etwas rauchige Würze, Kirsche, viel Kraft, etwas Orangenschalen, Holz. Am Gaumen viel Kraft, elegant, viel Gerbstoff, gute Säure, recht saftig, sehr ins kirschige gehend, extrem jung, (93/100 Pkt.)
2005 Spätburgunder Sommerhalde GG
Farblich gereiftes Rot. Intensiver, leicht rauchig-röstiger Paprikaduft, viel getrocknete Beeren, recht rund und schon extrem zugänglich, hat wenig Ecken und Kanten, es fehlt etwas an Tiefe und Komplexität. Mit dieser Zugänglichkeit und seiner offenen Frische everybodys Darling. Gastronomisch hervorragend einsetzbar. Ein Sauf-Pinot. (90/100 Pkt.)
2011 Spätburgunder Wildenstein R
Erwähnenswert hier die “nur” 13% Alk, der Rest der Weine liegt immer bei 13,5% Alk. Recht verschlossen wirkender, leicht süßlicher Duft nach Süßkirsche, Vanille und Gartentomate. Im Mund recht verschlossen, bräuchte Luft, etwas Schwarzbeere ist zu erahnen, gewisse Kraft, Vanillenote recht deutlich, leicht salzig, am Ende ein ganz leichter Medizinalton, der jedoch mit der Zeit verfliegt. Bräuchte wahrscheinlich noch viel mehr Luft, daher für mich derzeit “nur” (92+/100 Pkt.)
2012 Spätburgunder Wildenstein R
Ungemein tiefer, ganz leicht röstiger Duft nach roten und schwarzen Johannisbeeren, die sich durch fast alle Weine wie ein roter Faden durchziehende Kirschnote darf nicht fehlen. Am Gaumen viel Schliff mit viel Mineralik, ungemein saftig mit viel Zug, trocken, sehr fest am Gaumen, griffiges Tannin, elegant, hochkomplex, vielschichtig, dicht und nachhaltig, sehr lang haftend. Derzeit in einer begeisternden Phase. Großes Kino, mir 94/100 Pkt. wert. Potential!
2009 Spätburgunder Wildenstein R
Recht offener, intensiver Duft nach Kirsche, roten und dunklen Beerenfrüchten, dazu röstige und rauchige Noten. Im Mund leicht süßlicher Touch, aber auch mit einer frischen Säure unterlegt. Zeigt keinerlei Schwere, recht transparent, im Mund etwas fleischiger mit gutem Schmelz, schönes Tannin, guter bis sehr guter Nachhall, sehr trinkig. 92/100 Pkt.
2010 Spätburgunder Wildenstein R
Unglaublich tiefer und intensiver, nach dunklen Beeren duftender Wein. Viel Gewürznoten, rauchig-röstig vom Holz, hochkomplex am Gaumen, enorm dicht und kompakt, hohe Dichte und Konzentration, sehr engmaschig am Gaumen, reife Säure, Spannung, man spürt förmlich auf der Zunge, was dieser Wein einmal sagen möchte, alle Parameter sind exzellent in Ansätzen zu schmecken, aber der sollte noch mindestens 5 Jahre im Keller liegen bleiben. (94/100 Pkt.)
2007 Spätburgunder Wildenstein R
Weniger ausladend im Duft als der Vorgänger, dafür prägen den Wein eher die floralen Noten, Rosenblätter drängen sich etwas in den Vordergrund, leichter Stinker; recht Säure getrieben am Gaumen, Säure wirkt leicht spitz, Tannin zeigt sich schon recht rund, Teenoten am Gaumen, zeigt sich schon recht rund. (90/100 Pkt)
2008 Spätburgunder Wildenstein R
Deutlich nach Pflaumenmus und dunklen Beerenfrüchten duftender Wein; am Gaumen recht stark von der Säure geprägt, wirkt dadurch recht schlank und filigran, nicht ganz so klare, etwas verwaschene Aromatik am Gaumen, gute Tanninstruktur, mir mangelt es an Komplexität und Tiefe im Vergleich zum 2010er. (91/100 Pkt.)
2005 Spätburgunder Wildenstein R
Ätherischer, ein Hauch floral wirkender Duft mit Noten von Himbeeren und reifen Beerenfrüchten sowie Süßkirsche und leicht vanilligen Tönen. Im Mund nicht ganz klare Aromatik, Hauch von Karamellsüße, Bitternote, grüner Tee. eher verschlossen wirkend. Zeigt im Finish eine ordentliche Tiefe mit leicht salziger Mineralik. Ähnlich wie der 2005er Schloßberg GG in einer Phase, die mich nicht zuversichtlich stimmt, das es lohnt, ihn reifen zu lassen, ich würde ihn die nächsten 3 Jahre trinken. 89/100 Pkt.
2006 Spätburgunder Wildenstein R
Zeigt für mich – wohl jahrgangsbedingt – einen etwas reiferen, wärmeren, breiteren Stil. Im Duft meldet sich ein leichter Kleberton, auch sonst wirkt der Wein auf mich recht unpräzise, nicht klar. Wirkt mit der deutlichen Säure und dem breiten Stil etwas barock. Ein Kind des Jahrgangs. Nicht mein Fall. (89/100 Pkt.)
2003 Spätburgunder Reserve
Aus dem heißen Jahrgang kommt ein wunderschöner, tief nach Brombeeren und Heidelbeeren duftender Wein. Dazu zeigt sich das Holz bestens eingebunden, es sind keinerlei überreifen Noten zu vernehmen, im Gegenteil zeigt der Wein eine saftige, sehr animierende Trinkigkeit. Sehr klar und sauber in seiner Ansprache im Mund, feine Säure, tolle Balance, reifes Tannin, Trinkfreude pur, jetzt und die nächsten 2-3 Jahre trinken, solange er sich so freudig präsentiert. 92/100 Pkt.
2004 Spätburgunder Wildenstein R
Vorneweg: mein Wein des Abends. Bernhard Hubers Premieren-Wildenstein. WOW, was für ein Wein. Schon der Duft ist betörend und herrlich vielschichtig; Amarenakirsche pur, Leder, animalische Noten, Hoisin-Sauce, dunkle, reife Beeren, Kaffee, leichte Klebernote, herrliche Gerbstoffe, Graphit kam es aus der anderen Ecke des Tisches, Pflaumen. Im Mund salzig, herrlich tragende Gerbstoffe, ganz fein und mit viel Druck und Länge ausgestattet. Jetzt perfekt plus 2-3 Jahre. 95/100 Pkt.
2001 Spätburgunder Reserve
Herrlich intensiver Duft von reifen, hauptsächlich roten Beeren, zart floraler Touch, wieder würzige Hoisin-Aromatik, etwas Altholznoten, viel Gripp am Gaumen, ein Maul voll Wein, Tabak. Viel Kraft, präsentes Tannin, Holz gut eingebunden, dicht, viel Saft am Gaumen. Langer Nachhall. 93/100 Pkt.
2002 Spätburgunder Reserve
Auch der 2002er überzeugt sehr. Eher eine feine Nase mit Johannisbeer,- und Kirschnote, wiederum leicht floraler Touch. Holz auch hier perfekt integriert, saftige Art, entwickelt etwas mehr Druck am Gaumen als der 2001er. Im Mund von sehr klarer, roter Beerenfrucht geprägt, dazu etwas Cassis, ein sehr harmonischer Wein mit gutem Druck, durch und durch strukturiert, macht viel Spaß, ihm würde ich sogar noch ein höheres Potential an Reife zugestehen als der ebenfalls großartige 2001er. 93/100 Pkt.