K&M GutsWeine
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Am Freitag, den 16.03.2007 war es wieder soweit. Unser “erster” Winzer, Erwin Tinhof, hat uns wieder besucht. Wie im letzten Jahr im März, hat er sich wieder die Zeit genommen, seine Weine persönlich, gewohnt informativ aber eben auch mit dem ihm eigenen, so sympathischen Österreichischen Schmäh bei uns vorzustellen. Heraus kam ein wunderbar genussreicher Abend mit besten burgenländischen Weinen!
Mitgebracht hat er uns seine ganz frischen 2006er Weißweine Muskat und Neuburger, die neue Regionscuvée Leithaberg weiß, aus Neuburger und Weißburgunder, seine Classic-Rotweine St. Laurent und Blaufränkisch, den ganz neuen Feuersteig 2004, eine St. Laurent geprägte Cuvee, seinen Top-Blaufränkisch Gloriette, der ganz sicher zu den besten Blaufränkisch Österreichs gehört und seine 2002er Beerenauslese, die mit den hausgemachten Marillenknödeln von Bernd die würdige Krönung des Abends war.
Dazwischen gab es als ganz besonderes Schmankerl und Rarität, den 2000er Feuersteig zu probieren, von dem wir nach langer Überredung 12 Flaschen aus dem Privatkeller von Erwin Tinhof erhalten haben und als Ausblick, seinen derzeit noch im Fass schlummernden 2005 Leithaberg rot, der erst im Oktober in den Handel kommen wird.
Zum Intro und Überbrücken bis alle Gäste eintrafen, begeisterte uns der ganz neue Muskat 2006, eine Cuvee aus Muscat-Ottonel und gelbem Muskateller. Viele haben bei Muskat einen halbtrockenen bis lieblichen Wein erwartet, auch das Bouquet schien im ersten Moment in diese Richtung zu deuten. Traubenfruchtig, Wiesenblüten, ganz offen und duftig. Als dieser elegante Tropfen dann aber auf dem Gaumen landete, stellten wir fest: ganz durchgegoren! 1,3 gr/l Restzucker (RZ), knackig, frisch, feine Säure. Das hat nichts mit Barock zu tun, das ist die Verspieltheit des Jugendstils gepaart mit straffer Eleganz. Ein milder Sommer-Sonntag auf der Terrasse und es steht zu befürchten, dass uns eine Flasche allein nicht ausreichen könnte, so trinkanimierend und Freude bereitend rinnt dieser Wein die Kehle hinab. Mit diesem Wein konnte Erwin Tinhof die Teilnehmer von Beginn an für sich und seine Weine begeistern.
Danach folgte als erste Stärkung eine klare Rindsuppe von Gemüse und Tafelspitz mit Kräuterfrittaten (Flädle). Und weiter ging es mit den Weißweinen. Der nächste im Glas: 2006 Neuburger, klassisch Österreich, wie Erwin Tinhof sich sowieso nur auf die typischen Rebsorten seiner Heimat konzentriert. Nicht weil internationale Rebsorten keine guten Weine ergeben würden, die heimischen Rebsorten interpretieren die von ihm angestrebte Regionaltypizität einfach um ein vielfaches authentischer. Nun also Neuburger. Nach dem Muskat hatte es dieser etwas schwerer, schlicht weil diese Rebsorte dezenter und zurückhaltender in Frucht und Bouquet auftritt. Mit ihren feinwürzig, mineralisch erdigen Noten im Abgang wird der Neuburger aber ganz sicher wieder einer unserer beliebtesten Spargelweine sein.
Danach folgte 2005 Leithaberg weiß, eine Cuvee aus Neuburger und Weißburgunder, spontan im Holzfass vergoren, langes Hefelager. Ein Wein, der sich sehr gut zum Reifen eignet, jetzt immer noch sehr jung und ein klein wenig unruhig wirkte. Seine großen Anlagen bewies er dann aber um so mehr, als wir diesen am Ende der Probe noch einmal nachprobierten, jetzt mit ganz viel Luft über den Abend und deutlich wärmer, zeigte er sich viel offener, schmelziger, harmonischer. Im Moment sollte man diesen Weißwein wohl noch dekantieren oder zwei bis drei Jahre im Keller reifen lassen!
Vor dem hausgemachten, marktfrischen burgenländischen Buffet kam noch der 2005er Blaufränkisch Rosé. Die Idee dazu kam Erwin Tinhof während eines Urlaubs in Südfrankreich, vielleicht die Urheimat süffiger Roseweine. Saftabzug nach 14 Stunden, wunderbar strahlend helles Himbeerrot, duftig in der Nase, rote Johannisbeere, Himbeere. Im Mund getragen von einer nach einem Jahr wunderschön weichen, gleichwohl festen Säure. Saftig, lecker schmeichelte sich dieser Wein in die Herzen der Probierenden, zur ersten Runde am Buffet ein leckerer Begleiter. Es kam wie es kommen musste, eine Flasche langte nicht, eine zweite und dann auch eine dritte Flasche gingen den Weg allen Irdischen. In der Süffigkeitswertung konnte sich der Rosé damit sogar noch vor den Muskat schieben!
Auf dem Buffet befanden sich wieder viele leckere Schmankerl, von Bernd perfekt zubereitet, z.B.: Erdäpfel-Lachs-Terrine, Bärlauch-Frischkäse-Tarte mit Pignoli, Ländliche Fleischterrine vom Huhn, Vogerlsalat mit Kürbiskernöl-Dressing, Erdäpfelsalat, Tafelspitz mit Apfelkren und frischem Bärlauchpesto, dazu Erdäpfel-Petersilienwurzel-Stampf, Strudel gefüllt mit ungarischem Paradeiser-Paprika-Relish. Später folgte noch ein Käsebrett mit österreichischem Käse und als Abschluss, Marillen-Topfen-Knödel mit karamellisierten Hefezopfbröseln.
Weiter ging es mit den Roten, vorneweg ein eleganter, feinfruchtiger 2004er St. Laurent, sehr burgundertypisch, Frucht nach Kirsche und roten Beeren, feine Mandeln, delikate Säure, nach hinten raus etwas Bittermandelnoten, ein schöner Essensbegleiter. Danach bei K&M die Premiere des 2004er Blaufränkisch, mit diesem Jahrgang haben wir auch bei den Basisroten von Erwin Tinhof auf Schrauber als Verschluss umgestellt, endlich kein Korkschmecker mehr!
Der 2004er Blaufränkisch konnte mit einer wunderbar dichten Art, festen Frucht, kräftigen Körper und feiner Kräuterwürze überzeugen. Ein Maul voll Wein, der es lohnt, dass man sich auch mal etwas näher mit ihm beschäftigt, der Charakter zeigt, bei dem aber auch der Trinkspaß nicht zu kurz kommt. Das war schon einmal ein schönes Doppel zum Start der Rotweine. (Ein paar wenige Flaschen vom 2003er gibt es auch noch bei uns im Laden, wer Lust hat kann hier zwei Jahrgänge vergleichen)
Es folgte ein absoluter Höhepunkt des Abends, der 2004er Feuersteig.
Mit diesem Jahrgang hat Erwin Tinhof die Zusammensetzung des Feuersteig etwas geändert, jetzt ist St. Laurent das Rückgrat der Cuvee. Was wir im Glas hatten, gab dem Winzer für diese Entscheidung mehr als Recht, das war ganz großes Kino. Tiefdunkles intensives Rot mit fast schwarzen Einsprengseln. Dicht, cremig, samtiges Tannin, mundfüllend und lang. Intensive Frucht, dunkle Kirsche, Waldbeeren aufgefangen durch eine fast schon kühle Mineralik. Klasse!
Als nächstes kamen zwei Weine neben dem regulären Programm, ein Blick zurück und ein Blick in die Zukunft. Zuerst aus dem Privatkeller von Erwin Tinhof sein 2000er Feuersteig, hier eben noch die Blaufränkisch geprägte Cuvee. Jetzt wunderschön mürbe, gereifte Tannine, würzig, eine feine Säure und vornehme Frucht, rote Beeren, rote Kirschen. Nicht mehr der jugendliche Kraftprotz, sondern schon ein distinguierter älterer Herr. Zeigt wiederum das große Potential der Weine von Tinhof.
Danach ein Blick in die Zukunft, der Leithaberg rot 2005. Noch reift der Wein im Fass im Keller, Erwin hat extra für uns zwei Flaschen vorab gefüllt, um uns einen ersten Eindruck zu verschaffen. Natürlich ist dieser Wein noch nicht “fertig”, aber er zeigt doch schon alle Anlagen zum großen Wein. Perfekt durchstrukturiert, eleganter Charakter, festes Säurerückgrat, das ihm sicher viele Jahre Entwicklungszeit ermöglicht, feinkörnige und reife Tannine, natürlich jetzt noch etwas vorstehend, aber schon in einem halben Jahr, wenn er auf den Markt kommt, wird das eingebunden sein. Das könnte ein ganz großer Wurf für Erwin Tinhof werden, einige Mitkoster haben schon nachgefragt, ob wir den Wein bei K&M auch haben werden? Wir werden! So einen Wein können wir uns doch gar nicht entgehen lassen!
Zum Abschluss der Roten folgte noch der Topwein von Erwin, seine Gloriette. Wie diese ein Ort der Muße, Kontemplation und der Kunstfreude war, ist heute dieser Wein Genuss pur, ein Wein in den man sich verlieren kann. Da ist einfach alles da, nichts Aufgesetztes, Gewolltes. Komplexes Geschmacksbild, nachhaltige Struktur, große Tiefe und Länge, jetzt in der Jugend auch noch ein wenig adstringierend herb im Mund, die Frucht ein klein wenig verschlossen, aber dieser Wein steht erst ganz am Anfang seines Weinlebens. Lassen wir ihm schlicht noch ein paar Jährchen zur Reife, der dann kommende Genuss wird es uns lohnen, ganz sicher ein würdiger Abschluss und Höhepunkt der trockenen Weine und der Rotweine.
Jetzt fehlte nur noch das Zuckerl auf den Abend und das folgte mit der 2002er Beerenauslese. Die Region um den Neusiedlersee gehört sicher zu den ganz großen Süßweinregionen, ähnlich wie Tokay in Ungarn oder Sauternes in Frankreich. Durch die Edelfäule Botritis einkonzentrierte, rosinierte Beeren ergeben Süßweine, die für die Ewigkeit gemacht sind, die aber auch in der Jugend ob ihrer Opulenz und Fruchtsüße große Geschmackserlebnisse erleben lassen. Hier ein Spiel von Frucht, getrocknete Marillen aber auch etwas Lagerapfel, und eleganter Säure. Kraft und Finesse ergeben ein fast perfektes Weinerlebnis, man könnte noch Stunden nachriechen und nachschmecken. Lecker auch zu den Marillenknödeln.
Auch dieser Besuch von Erwin Tinhof hat uns wieder viel Freude gebracht, seine freundlich, sympathische Art, noch mehr die wieder begeisternden Weine, ließen den Abend zu einem reinen Genuss für alle werden. Wir, und ich denke, wir können da für alle Anwesenden sprechen, danken Erwin für diesen schönen Abend!
Rezept der Marillenknödel für 4 Personen
100 g getrocknete Aprikosen
etwas Zucker
150 g Hefezopf vom Vortag
1 Vanilleschote
60 g Butter
65 g Puderzucker
3 Eigelb
500 g Schichtkäse
1 EL Speisestärke
2 EL Rum
1 Msp abgeriebene Zitronenschale
1 Prise Salz
Die getrockneten Aprikosen in einen Topf mit Zuckerwasser geben, so dass sie gut bedeckt sind und aufkochen. Den Topf vom Herd ziehen und ca. 1 Stunde ziehen lassen. Den Hefezopf zu Bröseln zerreiben. Die Vanille längs aufschneiden und das Mark herausstreichen. 30 g Butter mit 40 g Puderzucker und Eigelbe mit dem Handrührgerät schaumig schlagen.
Den Schichtkäse gut ausdrücken. Die Stärke mit dem Rum (oder Wasser) anrühren und mit 100 g Hefezopfbröseln, der Zitronenschale, Vanillemark, Salz und dem Schichtkäse zur schaumig gerührten Masse geben und alles miteinander gut durchkneten.
Die eingeweichten und abgetropften Aprikosen jeweils mit etwas Teig umgeben und zu Knödeln formen. Diese in gezuckertem Wasser ca. 10 Minuten pochieren. Herausnehmen und abtropfen lassen.
In der Zwischenzeit restliche Brösel mit 25 g Puderzucker mischen, in eine Pfanne geben und schwenken bis der Zucker karamellisiert und die Brösel braun werden. Restliche Butter untermischen und schmelzen lassen. Die Knödel anrichten, die Butter-Brösel darüber gießen und servieren. (Quelle: Vincent Klink)