2001 war ich das letzte Mal in der Weinbauregion Dao, das war viel zu lange her, deshalb ging es auf der diesjährigen Portugal-Wein-Tour endlich wieder in diese Region. Ein Besuch beim Mr. Dao, Luis Lourenço, war vereinbart. Sein Weingut Quinta dos Roques liegt im Land-Städtchen Mangualde. Fans der Ente von Citroen kennen den Ort vielleicht? Hier wurden 1990 die letzten 2CV hergestellt. Sonst dürfte der Ort aber in Deutschland kaum jemand kennen, dabei ist er das kommerzielle Zentrum einer der renommiertesten Weinregionen der Welt.
Die Region Dao gehörte schon im 19.Jh. zu den berühmten Rotweinregionen, als die Reblaus nach Bordeaux kam, wich mancher Produzent hierher aus, da hier ähnlich hochklassige Weine erzeugt werden konnten. Aber die Reblaus war schnell und auch die Region Dao wurde befallen. Zusammen mit den wirtschaftlichen Problemen Portugals führte das zum Niedergang der Weinproduktion in der Region. Am Ende gab es noch ein paar Großkellereien und die Genossenschaften, die hier Wein produzierten.
Zu Beginn der 1980er Jahre entschied Manuel Mineiro Lopes de Oliveira, der Schwiegervater von Luis Lourenço, dass die alten Weinberge der Familie mehr Potential hatten, als einfache Genossenschaftsweine zu erzeugen. Er erneuerte alle Weinberge, kaufte beste Lagen dazu, die auch komplett neu nach modernen Richtlinien bestockt wurden. Er arbeite stark mit der Weinuniversität zusammen um zu entscheiden, welche Sorten und welche Klone ideal für das Klima und die Region sind. Das Weingut Quinta dos Roques gehörte von Beginn an zu den Qualitätspionieren in Portugal.
In den ersten Jahren verkaufte man aber weiterhin das Gros der Trauben an die örtliche Genossenschaft. Aber erst als man 100% zufrieden mit der Qualität war und konstant Jahr für Jahr perfekt reife Trauben erntete, entschloss man sich zum Bau des neuen Kellers. Dieser Keller war ein zweckmäßiger Bau. Ende der 1980er waren die EU-Subventionen für den ländlichen Raum noch nicht so üppig ;-). Nein, die Idee war ein Produktionsort, der geeignet ist, Weine von höchster Klasse zu erzeugen. Der Bereich für Weinfreunde und Gäste sollte später einmal das alte Weingutshaus werden. Im neuen Keller hatte man Platz für alte Techniken wie die Lagares aus Granit, also offene Gärbottiche, in denen die Maische mit Füßen getreten wird oder etwa alte Korbpressen, aber auch moderne pneumatische Pressen dazu Betontanks neben Edelstahltanks und Holzfässern. Bei Quinta dos Roques versucht man immer, den idealen Wein im Blick zu haben und keine bestimmte Ideologie, wie der Wein erzeugt werden soll. Das hat vielleicht auch mit der ersten Profession des heutigen Leiters Luis Lourenço zu tun, der, bevor er in das Weingut seines Schwiegervaters einstieg, ebenso Mathematiklehrer war wie seine Frau Maria.
1996 der nächste Qualitätsschritt! Das Weingut war eines der ersten Weingüter in Portugal, das rebsortenreine Weine erzeugte, beginnend mit den roten Sorten, Touriga Nacional, Tinta Roriz, Alfrocheiro und Tinta Cao. Zu Anfang wurde das Team um Luis Lourenço skeptisch betrachtet, heute gibt es kaum ein Weingut, das keine rebsortenreine Weine erzeugt. Dies war auch wichtig, um den Kunden überall auf der Welt die Klasse der autochthonen Rebsorten Portugals zu zeigen. Auch bei diesem Projekt arbeitete man wieder eng mit der Weinuniversität zusammen, man wollte die praktischen Erfahrungen immer auch wissenschaftlich absichern. 1998 kam dann noch der weiße Encruzado als Varietal dazu, für mich einer der besten Weißweine Portugals.
So war das Team von Quinta dos Roques wieder einmal ein wichtiger Motor der Qualitätsentwicklung des portugiesischen Weins. Völlig zurecht bekam Luis 1998 die Auszeichnung zum Erzeuger des Jahres in Portugal, auch deshalb nennt man ihn heute den Mr. Dao des portugiesischen Weinbaus. Dass er dabei ein unglaublich freundlicher und bescheidener Mensch geblieben ist, können unsere Kunden und alle Weinfreunde im Rhein-Main-Gebiet bei unserer Hausmesse am Samstag, den 12.11.2016 selbst feststellen, er wird seine großartigen Weine persönlich präsentieren.
Wir von K&M Gutsweine haben uns für drei Rotweine und einen Weißwein entschieden:
2014 Quinta dos Roques tinto DOC
€ 12,90 // ab 6 Flaschen nur € 10,40
Cuvée aus 30 Jahre alten Rebstöcken, ca. 50% Touriga Nacional, dazu Tinta Roriz, Alfrocheiro und Tinta Cao. Der Ausbau erfolgt über 9 Monate in gebrauchten Holzfässern, danach noch mindestens 12 Monate in der Flasche am Weingut. Für mich ist der Hauptwein des Weinguts der typische Dao, er verbindet Kraft und Eleganz, zeigt eine kräuterwürzige, mineralische Art, die Frucht ist ganz natürlich, Johannisbeere und Brombeere, das Tannin geschliffen, feinkörnig. Ein Wein, der immer typisch portugiesisch, typisch Dao und gleichzeitig ein Rotwein von internationalem Format ist. Und das zu einem Preis, den man fast als geschenkt nennen muss. Mehr Wein zu dem Preis geht nicht.
2011 Quinta dos Roques Reserva DOC
€ 19,40 // ab 6 Flaschen nur € 18,90
Der Reserva ist ein ganz besonderer Wein im Portfolio von Roques. Er stammt aus dem letzten Weinberg des Weinguts, der noch im traditionellen gemischten Besatz (Field Blend) bestockt ist. Markenzeichen der Lage ist ein Pfirsichbaum, weswegen Luis schon mal scherzhaft die Lage “Peach Tree Vineyard” nennt. Spannend, die Sorten reifen im gemischten Besatz anders als in den rebsortenreinen Anlagen des Weinguts, wo sonst oft 14 Tage zwischen der Ernte liegen können, kann der Reserva an einem Tag gelesen werden und gemeinsam vergoren werden. Der Reserva ist für mich immer der eleganteste Wein von Roques, zeigt immer eine wunderbar frische Säure, damit Frische. Das Tannin ist samtig, reif, die Frucht chargiert zwischen Kirsche und dunklen Beeren, er ist komplex, fein und lang. Dieser Rotwein kann problemlos 20 Jahre reifen und wird dabei immer eleganter.
2011 Quinta dos Roques Touriga Nacional DOC
€ 24,90 // ab 6 Flaschen € 23,90
Der Touriga Nacional zeigt gleich, warum er zur beliebtesten und am höchsten geschätzten Rebsorte Portugals wurde. Dunkelrot im Glas, saftige Frucht, Brombeere, Holunder, Schwarzkirsche, auch ein wenig herbe Schlehe, Würze, mediterrane Kräuter, intensiv, kraftvoll, baut herrlich Druck am Gaumen auf, dabei ausreichend fein, mineralisch, Granitboden, das Tannin feinkörnig wie ein 500er Schleifpapier und samtig wie feinster englischer “Orange-Cord”. Ein großer Rotwein, der über die Jahre immer feiner und komplexer wird. Jetzt bis 2035
2014 Quinta dos Roques Encruzado branco DOC
€ 14,90 // ab 6 Flaschen nur € 14,40
Die Rebsorte Encruzado erinnert mit ihrer Fruchtpalette von Zitrone und Apfel ein wenig an Chardoanny. Sie wird hauptsächlich in der Region Dao angebaut und zeigt auch hier das beste Ergebnis. Die besten Dao-Encruzado gehören zu den Topweißweinen der Welt, Quinta dos Roques gehört zu den Pionieren des reinsortigen Encruzado, schon 1998 wurde der erste erzeugt. Erinnert mich immer ein wenig an einen weißen Burgunder aus Puligny, zeigt feines, sehr gut eingebundenes Holz, nichts süßliches, gar breites, eher Würze, zarte Frucht, Zitrus, Kräuter, Thymian, feste mineralische Ader und reife Säure gibt Struktur. Wunderbare Länge. Einer der besten Weißweine aus Portugal.
Alle Weine von Quinta dos Roques bei K&M Gutsweine
Bei meinem Besuch des Weinguts im Juni 2016 öffnete Luis zwei Weine aus dem Jahr an dem ich zum letzten Mal das Weingut besuchte, aus 2001. Es waren nicht die Topweine, die er öffnete, es war einmal der Encruzado, also ein Weißwein und der zeigte sich perfekt gereift, zarte Reifetöne, etwas Sherry, dann die überraschend frische Frucht: Limone, etwas gelber Apfel, würzig. Später zum Essen lief er dann zu großer Klasse auf, insbesondere zum typischen Käse der Serra Estrella, einem jungen halbfesten Schafskäse, passte er perfekt. Interessant auch, das Käse in Portugal immer als Vorspeise gegessen wird und nicht erst nach dem Hauptgang zum Einsatz kommt. Auch zum gegrillten Pulpo schmeckte er uns ganz ausgezeichnet, die feinen Röstnoten harmonierten sehr gut mit den Reifenoten, die Zitrusfrucht brachte Frische.
Der zweite 2001er war der Hauptwein, der Quinta dos Roques tinto. Kurz zuvor hatte ich zu Hause noch einen 1997er aus der Magnum getrunken, der sich wunderbar zeigte, auch der 2001er aus der Normalflasche war gut in Form. Man kann es kaum glauben, welches Potential in einem € 10,00 Wein steckt. Die Frucht immer noch frisch, das Tannin aber schon mürbe, für mich war der Wein perfekt, würde ihn nicht noch groß aufheben, aber er war auch noch nicht am Ende seines Lebens. Grandiose Weinerfahrung, so liebe ich Portugal und seine Weine und Weinmacher. Diese Mischung aus Tradition und moderner Weinerzeugung, diese Typizität der eigenen Rebsorten, dieser Stolz auf die Früchte der portugiesischen Regionen.
Später zum Essen hatten wir den 2001er Tinto zum gegrillten Zicklein, da tat er sich mit den Grillaromen doch etwas schwer, war zum Abschluss solo schöner Zum Fleisch tranken wir dann den 2011er Reserva, der ein wunderbarer Begleiter war.
Insgesamt war der Besuch des Weinguts wieder eine große Freude Die Begeisterung und der Stolz von Luis über das Weingut, das sein Schwiegervater aufgebaut hat und das er mit seiner Frau Maria zu einem der besten Weingüter der Welt gemacht hat. Es war wieder ein großer Spaß mit ihm zusammen zu sitzen und die Palette an Weinen zu verkosten, sich über Aromen und Eigenheiten zu unterhalten. Luis kann so viel zu seinen Weinen, den Jahrgängen erzählen, nennt Ursachen und Gründe warum ein Wein so und nicht anders schmeckt. Wir waren über 4h auf dem Weingut und konnten es kaum glauben, wie schnell die Zeit verging. Der Tag auf der Quinta dos Roques war wieder eine große Freude.