Autor: Armin Maurer
Wer auf der A3 zwischen Nürnberg und Würzburg unterwegs ist, sollte hier einmal reinschauen:
Wirtschaft von Johann Gerner in Dannberg bei Hessdorf
Ausfahrt Erlangen West. Am besten mit Navi zu finden, da Dannberg – ein kleiner Weiler – etwas abseits vom Schuß liegt. Die Wirtschaft ist aber auch schon frühzeitig ausgeschildert.
Wie im Beitrag zuvor bereits beschrieben, war der Betriebsausflug von K&M nach Nürnberg zum Bundesligaauftakt für das M von K&M kein so großer Spaß, aber der Abschluss war dann doch mehr als versöhnlich. Die Wirtschaft von Johann Gerner ist auch auf der Seite von Slow Food Nürnberg empfohlen und so bin auch ich auf dieses Gasthaus aufmerksam geworden, für den Abschluss eines langen Sonntags sollte das ein würdiger Rahmen sein.
Nachdem es erst gar nicht vorwärts gehen wollte bei der Abfahrt vom Frankenstadion (jetzt easy-credit-Stadion), kamen wir dann doch noch fast rechtzeitig in Dannberg nicht weit von der Autobahnausfahrt Erlangen West der A3 an. Ein kleiner Weiler inmitten von Karpfenteichen und Wiesen, der Aischgrund grüßt hier bereits und in den Monaten mit “r” (September bis April) gibt es natürlich auch “beim Gerner” diese fränkische Spezialität. Noch ist es aber August, kein “r”, kein Karpfen, dafür hatten wir das Glück, dass man draußen sitzen konnte, in diesem launischen, verregneten Sommer leider kein häufiges Vergnügen.
Detlev Gerner hat auf einem Luxus-Kreizfahrtschiff gekocht und im Sternelokal Tantris in München gearbeitet, er kennt die Welt und die Welt der feinen Küche, in seinem Herzen blieb er aber immer seiner fränkischen Heimat treu, hier in Dannberg hat er sich nun im von seinem Großvater gegründeten Gasthaus eine Heimat geschaffen. Das alte Haus ist wunderschön hergerichtet, behutsam wurde Altes mit Neuem kombiniert und heute kann man sicher sagen, hier ist ein echtes Kleinod der fränkischen Gastlichkeit entstanden.
Wir nehmen im schönen Gastgarten Platz, auch hier draußen passt alles gut zusammen, man sitzt auf ordentlichen Holzstühlen, die Tische sind mit lindgrünen Platzsets und festlich weißen Stoffservietten eingedeckt. Wir fühlen uns gleich wohl und sehen einem genussreichen Abend zuversichtlich entgegen.
Wir gönnten uns einen leckeren Winzersekt aromatisiert mit einem Quitten-Kardamom-Likör. Die reife Quittenfrucht wird durch die Würze des Kardamoms aufgefangen, die leichten Bitternoten runden den Geschmackseindruck ab, ein frischer Sommeraperitif mit einem interessanten Akkord durch das Gewürz Kardamom.
Die Karte war angenehm überschaubar, immer ein gutes Zeichen, dass frisch und selbst gekocht wird. Auch schön: zu fast jedem Gang wird ein offener Wein empfohlen, alles zu reellen Kursen, gerade für uns Frankfurter eine sehr angenehme Erfahrung. Leider war das fränkische Schäufele schon aus und auch der Rehbraten war schon von den Gästen komplett verspeist, mit 20:30 Uhr waren wir natürlich nicht gerade frühzeitig angekommen.
Beim ersten Gang entschieden wir uns für diverse Suppen, in Franken selten eine falsche Entscheidung und auch hier wurden wir nicht enttäuscht im Gegenteil. Es gab eine Paprikacremesuppe mit hausgebeizten Wildlachs, leicht scharf gewürzt, man traut sich hier lobenswerterweise auch an andere Gewürze als Pfeffer und Salz. Chili, Ingwer, Kardamom und Kräuter, für Detlev Gerner alles keine Fremdwörter. Wie gesagt, auch die Paprikacremesuppe war schön gewürzt, der Lachs wirklich frisch und mit feinem Geschmack. Dem dazu gereichten 99er Chardonnay von Gaja merkte man schon eine gewisse Reife an, was aber auch eine gewisse Komplexität gab, in der Kombination mit der Paprikacremesuppe hat der Wein allerdings nicht unbedingt gewonnen, somit war es ein guter Wein, der nicht ganz billig war. Irgendwie passte der große Name Gaja auch nicht wirklich in den Rahmen dieses Hauses. Egal, war schon ok und immer muss man vielleicht nicht unbedingt ein Highlight erwarten, einfach gut tut’s doch auch. Danach gab es eine sehr klassische Leberknödelsuppe mit Kräuterpfannkuchen, auch diese Suppe war von angenehmer Würze, feiner Konzentration und die Einlage sehr gut. Zu guter letzt die Tomatenessenz mit Auberginennockerln, auch hier gab es nichts zu meckern, kräftiger Tomatengeschmack, der durch eine feine Schärfe unterlegt war. Gut, die Nockerln waren nicht so intensiv im Auberginengeschmack, aber Aubergine schmeckt ja auch nicht zu intensiv, die Konsistenz war aber schön locker, das hat schon sehr gut gepasst.
Danach gab es den Hauptgang, einmal hatten wir das luftgereifte Rindfleisch bestellt, was aber leider auch schon aus war, alternativ wurde Kalbsrücken empfohlen und von uns auch genommen. Dieser war mit grünen Bohnen – von perfekter Frische und Konsistenz – begleitet, dazu Birne mit Ingwer, wieder ein spannender Akkord, und frischen, knackigen Pfifferlingen. Diese Hauptspeise war einfach perfekt, Bernd konnte nur sagen, er wüsste nicht was es zu kritisieren gäbe, mit 19,40 EUR blieb man knapp unter 20,- EUR, auch das sehr angenehm. Desweiteren gab es Schweinefilet auf Zucchini mit Pfifferlingen, auch dieser Gang war von bester Grundqualität der Zutaten und auf den Punkt gegart, alles wie es sein sollte, beste Landküche.
Eigentlich waren wir jetzt fast schon satt, aber schon beim ersten Studieren der Karte fielen uns die interessanten Desserts auf und so gab es als süßen Trost nach der Auftaktniederlage für mich eine absolute Versuchung von Topfengratin auf Blaubeeren mit Honig-Chilli-Eis und Krönung des Tages für Bernd karamellisierte Vanillecreme mit Kompott von Birne und Tamarillo, dazu Mangoeis. Das Mangoeis hätte es vielleicht gar nicht gebraucht, die Vanillecreme war einfach zum reinlegen und vor allem in einem sehr breiten Teller angerichtet, so dass wirklich jeder Happen Creme mit einem Hauch zarter, crunchiger Karamellkruste unterlegt wurde, die Tamarillo kam nicht so stark durch, trotzdem eine schöne Kombination. Ja das war absolut die richtige Entscheidung, dass wir uns noch ein Dessert vor der Heimfahrt nach Frankfurt gegönnt hatten.
Bestens gesättigt und glücklich stiegen wir ins Auto und machten uns auf den Weg in die Heimat. Selbst für mich mit der Heimniederlage war der Tag perfekt, ein solches Restaurant würde man sich auch in der Nähe von Frankfurt wünschen!
Wir von K&M empfehlen: machen Sie doch einmal Pause, wenn Sie um die Mittagszeit oder gegen Abend an der Autobahn A3 an der Ausfahrt Erlangen West vorbeikommen, die Wirtschaft von Johann Gerner ist eine echte Entdeckung, die Speisen ein großer Genuss, für uns eine echte Empfehlung wert!