Rudi May im SchauMahl oder ein Abend im Zeichen des Silvaners
Das Weingut Rudolf May gehört zu den Aufsteigern in Franken, vor 20 Jahren gab es das Weingut noch nicht, Rudi May arbeitete bei der Landesanstalt für Garten- und Weinbau in Veitshöchheim, die Eltern hatten eine kleine Landwirtschaft mit Vieh, Ackerbau und ein wenig Weinberge, deren Trauben bei der Genossenschaft abgeliefert wurden.
Aber mit Mitte 30 war das Leben als Beamter nicht das, was er bis zur Rente machen wollte und so entschloss er sich, voll auf den eigenen Weinbau zu setzen. Er baute mit viel Mut und wenig Geld sein Weingut komplett neu auf. Vor der Finanzkrise reichte sein Wort und der Neubau als Sicherheit, ob so eine Geschichte heute noch möglich wäre? Wohl eher nicht.
Von Anfang an war die Rebsorte Silvaner sein Steckenpferd, die passt in die Region und vor allem zu Klima und Böden rund um Retzstadt. Muschelkalk und teilweise auch etwas Buntsandstein, insbesondere nach Süden Richtung Thüngersheim. Noch gibt es ein paar andere Rebsorten im Weingut, Müller-Thurgau z.B., aber das Ziel ist ganz auf Silvaner und etwas Spätburgunder zu setzen, der sich auf den kalkhaltigen, fränkischen Böden ja auch sehr wohl fühlt. 80% Silvaner und 20% Spätburgunder sollen es einmal sein.
Bei den Silvanern gehört Rudi May heute ganz sicher zu den Topwinzern Deutschlands und seine Weine können sich auch international sehen lassen.
Nun aber zum Wein & Genuss Abend im SchauMahl in Offenbach.
Zu Beginn schenkte dem Clubfan Rudi May und mir der FCN auch noch einen Auswärtssieg in Berlin, dazu gab es den 2012 Silvaner Sekt Brut aus der Magnum, der 36 Monate auf der Hefe lag und letztes Jahr degorgiert wurde. Für Rudi May hätte der Sekt etwas trockener werden können, ja sollen, aber die zweite Gärung in der Flasche ist bei ca. 8gr RZ stehen geblieben.
Im Antrank fand ich ihn auch etwas süßlich, das gab sich aber mit etwas Zeit und Luft und er zeigte eine kühle, kräutrige und herb-mineralische Art. Die Stilistik geht schon Richtung Blanc de Blanc Champagner, es fehlt vielleicht noch etwas Länge und Struktur.
Der erste Gang des Abends setzte gleich ein Ausrufezeichen in Sachen Genuss.
Entenessenz, Heilbutt und Backpflaume
Die Backpflaume war die Füllung eines großen Ravioli, der den Boden bedeckte, darauf lag eine schöne Tranche Heilbutt, perfekt gegart, etwas rote Kresse, die eine feine Schärfe beisteuerte und darüber gab es dann am Tisch eine kraftvolle, trotzdem elegante Entenessenz. Die Essenz verband mit ihrer würzigen Art und dem Fett die beiden Komponenten. Ein Gang zum Reinlegen, große Kochkunst.
2014 Silvaner Langenberg VDP.Erste Lage
Ein feiner, eher frischer Wein mit guter Säure, Frucht, etwas Apfel und Quitte, aber eher dezent im Hintergrund, dazu Kräuter, der Muschelkalk ist spürbar. Pur ein schöner eher etwas herber Weißwein, zeigte er zu dem durchaus kraftvollen Gericht seine ganze Stärke, er hat kein Problem mit der Würze und Süße des Backpflaumenmuß und auch das Fett der Essenz stellt keine Herausforderung dar, ganz im Gegenteil, mit dem Wein verbindet sich das ganze zu einem perfekten Aromenfeuerwerk, der Wein bringt den Frischekick.
Skrei, Okra, Mango, Pak Choi
Auch der nächste Gang überzeugte auf ganzer Linie, wieder perfekte Komposition der Aromen, was beim Lesen etwas willkürlich wirkt, verbindet sich im Mund auf das feinste. Der Fisch wieder perfekt gegart, der Mangoschnitz gibt dem Gericht Frische und Süße, die Okraschote macht das ganze schlotzig, Pak Chor und Sauce gibt dem ganzen einen zart asiatischen Touch.
2016 Silvaner „der Schäfer“ VDP.Erste Lage
Der Schäfer stammt aus einer Parzelle des Langenbergs, die auf einen ehemaligen Schäferweg hinweist, es ist immer der Silvaner mit dem stärksten Holzeinschlag bei May, jedes Jahr gibt es ein neues Fuder vom Küfer Assmann aus Franken in dem der Wein ausgebaut wird.
Silvaner kann auch Holz, vor allem wenn das Holz so perfekt eingesetzt ist wie hier. Auch jung steht das Holz nicht im Vordergrund, keine süßliche, vanillins Schminke, das Holz gibt dem Wein seine zusätzliche Dimension, unterstützt ihn, gibt ihm etwas mehr Kraft, ein würziger, kraftvoller Silvaner.
Ic war gespannt wie er mit der Frucht der Mango zurecht kommt. Und was soll ich sagen, es passte wunderbar, wieder unterstrich Silvaner in dieser Kombination welch großartiger Essensbegleiter diese Rebsorte sein kann. Unter den deutschen Sorten ist Silvaner sicher der beste Essensbegleiter und ich frage mich immer wieder, warum man nicht viel mehr Silvaner auf deutschen Restaurantkarten findet.
Kalbsbäckchen, Spinat a la Romana, Kartoffelmousseline
Bei diesem Gang denkt sicher jeder an Rotwein als Essenbegleiter, geschmorte Bäckchen mit Schmorsauce, da denkt man doch unwillkürlich an einen kraftvollen Rotwein. Im SchauMahl gab es Silvaner und was für zwei Vertreter.
2012 Silvaner „Recis“
und
2013 Silvaner „Recis“ 63
Der „normale Recis ist der Vorläufer des GG Himmelspfad und der Recis 63 ist heute das GG Rothlauf.
Für mich passte der Rothlauf etwas besser zu dem Gang, weil er etwas kraftvoller wirkte, mit seiner phenolig diesen kraftvollen Gang wunderbar unterstützte. Besonders der Spinat mit Sardelle und Kapern machte mit dem Rothlauf viel Freude.��Der „Himmelspfad“ war der feinere, burgundischere Wein, der mit seiner Kalkmineralität und der perfekt reifen Säure unglaublich jung wirkte. Reifenoten Fehlanzeige, der Wein steht immer noch am Beginn seines Weinlebens.
Beide Weine waren ganz großes Weißweinkino auf internationalem Niveau.
Onglet, Zwiebel-Rotwein-Confit, Brioche, Vanille-Karotte
2009 Spätburgunder Recis VDP.Erste Lage
2014 Spätburgunder Recis VDP.Erste Lage
Der Gang konnte leider nicht ganz das herausragende Niveau der ersten Gänge halten, das Fleisch war eher lau als warm auch die Aromenkomposition war nicht so begeisternd, wohlgemerkt das war durchaus gut und genussvoll, aber die ersten drei Gänge hatten das Niveau halt schon sehr hoch gesetzt und da kam dieser Gang nicht ganz ran.
Beim Wein war es etwas ähnlich, wo die beiden gereiften Silvaner der GG-Klasse Weißwein auf Weltklasseniveau zeigten, da waren mir die Spätburgunder etwas zu „deutsch“. Der 2009er ein wenig zu fett, reif, rauchig, der 2014er etwas zu kurz, beiden Weinen fehlte es etwas an Spiel und diese Verführerische Kombination von Frische, Leichtigkeit und Kraft, die Pinot Noir so einzigartig machen kann.
Auch hier war das guter bis sehr guter Wein, aber die Messlatte, die vorher mit dem Schäfer und den beiden Recis Silvanern halt sehr hoch gelegt war, die erreichten diese beiden Weine nicht mehr ganz.
Crema Catalana, Pekannuss, Himbeere, Mandarinensorbet
Dazu gab es keinen weiteren Wein.
Ich habe mir dann noch einmal die beiden Recis Weine einschenken lassen und schwelgte noch ein wenig im Silvanerhimmel.
Fazit: Ein genussvoller Abend im SchauMahl, dessen Küche bei den ersten beiden Gängen auf Sterneniveau brillierte, beim Onglet wohl auch ein wenig an seine technischen Grenze stieß, 50 Portionen auf einmal waren bei dem Gang wohl in der Küche nur schwer umzusetzen. Dazu großartige Weine aus der wenig touristisch erschlossenen Gegend Mainfrankens, nördlich von Würzburg. Die Silvaner von Rudi May zeigen, dass nicht nur Riesling in Deutschland Weltklasseweißweine bieten kann.
Nach fast 4 Wochen ohne Wein war das ein fulminanter Start in mein Weinjahr 2018. (AB)