WeinWeiblich – die Weine der Protagonisten

WeinWeiblich

v.l.n.r. Carolin Weiler, Eva Vollmer, Silke Wolf, Theresa Breuer

Die Weine zum Film – die Geschichte eines ungewöhnlichen Experimentes

„weinweiblich – die erste Generation“: vier faszinierende Winzerinnen, ein Nachwuchstalent der Hochschule Geisenheim, ein wein­verrückter Brite und ein Kulturgut im Wandel sind die Zutaten für einen außergewöhnlichen Film, der den Zuschauer ganz tief in die Seele des weiblichen Weins ein­tauchen lässt.

Der Film „weinweiblich – die erste Generation“ erzählt die Geschichte eines ungewöhnlichen Experiments. Vier erfolgreiche Winzerinnen der ersten Generation, eine talentierte Weinbau-Studentin und ein weltbekannter Weinkritiker treten zusammen an. Die Aufgabenstellung: Sie müssen einen neuen Riesling, Jahrgang 2018, kreieren und 2019 in eigener Flasche präsentieren. Dieser Film begleitet die Winzerinnen Eva Vollmer, Theresa Breuer, Katharina Wechsler, Silke Wolf, die Studentin Carolin Weiler und den Weinkritiker Stuart Pigott über 18 Monate lang. Emotional, authentisch und hautnah – Von der Auswahl der passenden Reben bis zur Abfüllung des fertigen Weins. Der Showdown ist dann kein Winzerinnen-Alltag mehr, sondern Spannung pur: eine Blindverkostung in Oliver Donneckers Restaurant Heimat, mitten in der Frankfurter City. Es wird der Abschluss einer langen, gemeinsamen Reise, bei der sich die intensive Arbeit in großen Gefühlen entladen darf.
Stuart Pigott ist der einzige männliche Protagonist und zugleich einer der beiden Autoren des Films. Zusammen mit Christoph Koch möchte er in diesem Film zeigen, dass „weinweiblich“ mehr ist, als nur eine kurze Episode in der Geschichte des deutschen Weins. Wenn sich ein weltbekannter Weinkritiker auf ein solches Experiment einlässt, ist er überzeugt, dass hier etwas Außergewöhnliches im Entstehen ist. Die erste Generation Winzerinnen hat eine neue Wein Ära eingeleitet, eine Art Popkultur des Weins. Dieser Film möchte Teil dieses kulturellen Wandels in der Weinwelt werden. (Text Weingut Breuer)

Wein 1:
2018 Rüdesheim Riesling trocken | Theresa Breuer | Rüdesheim | Rheingau

WeinWeiblich - die Weine der Protagonisten

Stammt aus einer Randparzelle des Rüdesheimer Berg Roseneckes. 600 Liter wurden als Ganztrauben gepresst, 24 Stunden Sedimentation, spontan in einem Halbstück-Fass vergoren. Füllung nach 10 Monaten. Schraubverschluß.
Verkostung 1 am 11.06.2020: straff, kernig, stramme Säure. Ein Breuer Kenner meinte, wie immer, in der Jugend manchmal garstig und kantig, wird sich aber sicher prächtig entwickeln.
Verkostung 2 am 13.06.2020: Riecht weicher als er schmeckt, etwas Pfirsichhaut, leicht phenolisch, Säure immer noch sehr präsent, aber reif, saftig, wunderbar animierende Säure, wunderbar auch als Reparaturwein einzusetzen. Auch wenn er sich so präsentiert, wie er sich aktuell zeigt, mag ich dieser knackige, treibende Säure. Zeigt sich sehr stabil über 2 Tage und einigen Autobahnkilometern. 


Wein 2:
2018 Riesling SPIN Wicker Nonnberg | Stuart Pigott | Rainer Flick | Wicker | Rheingau 

WeinWeiblich - die Weine der Protagonisten

Stammt aus der Lage Wicker Nonnberg des Winzers Flick in Flörsheim-Wicker. Ausbau im 500 Holzfass, davon 1 in Erstbelegung. 1 Fass spontan, 1 Fass mit Hefe Heiligensteyn vergoren. Hefelager/Batonnage bis April, Füllung Juni 2019. Kernig und auch von der Säure geprägt. (Oli D.)

Verkostung 1 mit Mona und Frank am 11.06.2020: reduktiver Stinker, Spontinoten, zeigt sich im Vergleich zu Wein 1 mit mehr Volumen im Mund, körperreich, Touch exotische Frucht, Säure spürbar, aber gut eingebunden. Legte über den Abend in der Nachverkostung zu und wurde dabei immer kerniger und schlanker
Verkostung 2 mit Karin & Gerhard am 13.06.2020:
Cremige Nase”, viel Citrus, mineralisch, Schießpulver, runder und weicher als Wein 1, zeigt aber dennoch eine ziemlich knackige Säure, nussig, etwas trocknend gegen Ende, “sattmachend” war auch noch ein Einwand.

Preis 16,90€ erhältlich beim  Weingut Flick

Wein 3:
2018 Rheingau Riesling trocken | Carolin Weiler | Lorch | Rheingau  

WeinWeiblich - die Weine der ProtagonistenDer erste eigene Riesling überhaupt! Lese am 30.09.2018. Ertrag 500l, 92 Oechsle, stammt aus der Lorcher Krone. Warmer Schieferboden, direkt am Rhein, Hangneigung Süd-West. 2018 war ein Hammer-Jahr für uns. Wir hatten Anfang des Jahres Angst, dass wir Trauben ernten werden, die dickschalig und nichtssagend sind. Aber das Gegenteil war der Fall, kerngesundes Lesegut! Da wir in Lorch nur Steillagen auf Schiefer und Quarzitgestein bewirtschaften, wollte ich im Keller keinen Schnickschnack ausprobieren. Denn für mich sollte ganz klar diese typische Schiefernote in Verbindung mit Riesling im Vordergrund stehen. Ausbau im kleinen Immervoll-Stahltank. Reduktiv, keine Maischestandzeit, Einsatz einer speziellen Reinzuchthefe. Der Wein ist ohne Komplikationen langsam und stetig durchgegoren. Der Weinweiblich-Riesling hat 4,7 g/l Restzucker und 7,9 g/l Säure und 12,5 % alc. Ich habe ihn bewusst mit weniger Restzucker eingestellt, weil ich erstens voll auf Säure stehe und zweitens finde, dass die Schieferaromatik dabei großartig rauskommt.

Verkostung 1 am 11.06.2020:
Nasentechnisch zunächst ein leicht süßlicher Touch, deutlich fruchtiger aber auch eine kühle Ader, erinnert etwas an Sauvignon oder Scheurebe (Reinzuchthefeneinfluss?), viel Zug am Gaumen, saftig, legt über den Abend zu und wird immer charmanter. War dann beim abschließenden Käse-Essen einer der beiden am schnellsten getrunkenen Weine und kam nach anfänglichen Mäkeleien einiger Probanden sehr gut aus der Kurve und gab Gas. 
Verkostung 2 am 13.06.2020:
Zunächst wurde Kork vermutet, was uns aber sicherlich bei der 1. Probe zwei Tage zuvor aufgefallen wäre, da waren genug anwesend, die sehr empfindlich auf Korkschmecker reagieren. Und da wurde nicht mal im Ansatz über einen Fehler diskutiert. Heute zeigte er sich ziemlich knackig von der Säure geprägt, straff am Gaumen, salzig, etwas Pfirsich und roter Apfel, wurde auch als anstrengend tituliert, und wir beschlossen, diesen zum Essen (Kabeljau asiatisch) zu testen und er gefiel dann auch den Mitverkostern besser. 

Der Jury hat dieser Wein eigentlich am besten gefallen – wobei ich sagen muss: die Jury war nicht zu streng und hat auch keinen Riesling “gekillt”. Vielleicht der Riesling von Stuart wurde am ehesten “kritisiert”. (Oli Donnecker)

Wein 4:
2018 Riesling Gau-Bischofsheimer Herrnberg | Eva Vollmer | Ebersheim | Rheinhessen  

WeinWeiblich - die Weine der Protagonisten

Weinberg: Tonmergelboden mit ordentlicher, aber nicht steilster Steigung, 34 Jahre alte Reben. Ein Teil des Weinbergs wurde wie gewohnt biologisch, der andere (in der WeinWeiblich-Flasche) biodynamisch ausgebaut. Lese am 11.10.2019, gigantisch schönen Trauben, trotzdem haben wir zu Hause noch mal händisch auf dem Sortierband nachselektioniert. 12 Std. Maischestandzeit, also oxidativ, der fertige Wein dann aber reduktiv. Beide Varianten wurden getrennt spontan im Edelstahl vergoren. Der biodynamischer hatte ein langsameres Tempo. Beide wurden alle zwei Wochen für 10 Wochen lang mit ihrer eigenen Hefe wieder aufgerührt = (Battonage). Das gibt dem Wein Stoffigkeit und Komplexität. Als Weine zeigten sich die beiden auch unterschiedlich: Bio: etwas weicher, Biodyn, etwas kraftvoller. Ich habe die biologische Variante dann in 0,375er Flaschen abgefüllt. Das fand ich sehr spannend. Schwefelgabe am absoluten Minimum, der Wein ist in sich völlig stabil. Beide Weine wurden am 5. Juni 2019 KOMPLETT unfiltriert auf die Flasche gefüllt. 13,5 Alk., 4,2 RZ, 6,5 Säure

Ein weiterer sehr lauter Wein war von Eva Vollmer: hier hat Sie ja mit der Biodynamie gespielt und einen wilden Riesling vorgestellt. Bei der Juryprobe ist dann ein Riesling mit Kork rausgefallen, und alle drei Weine waren sehr unterschiedlich.  Für mich war der beste Wein von Eva Vollmer der Favorit – allein die Streuung mit drei komplett unterschiedlichen Weinen (eventuell ein Korkschmecker dabei), hat mit irritiert. (Oli Donnecker)

Preis 22€

Verkostung 1 am 11.06.2020:
Trüb, wilde Nase, Kräuter, etwas Tannin spürbar, kaum Frucht, insgesamt recht offen und präsent, am Gaumen weich und ungemein süffig, etwas gemäßigtere Säure, trinkig ohne Ende. Dies war auch der Wein, der am Käsebuffet zuerst fast ausgetrunken war, ehe ich die Handbremse für die 2 Tage später stattfindende Verkostung zog. Einzig der Alkohol war mit 13,5% doch ein bischen spürbar, letztendlich aber nicht störend. 
Verkostung 2 am 13.06.2020:
Trüb, wiederum viele Kräuter, zeigt sich erstaunlich stabil über zwei Tage, komplex, dieses mal fällt mir eine Art Feinkörnigkeit auf der Zunge auf, die mich an feinporiges Schmirgelpapier erinnert. Sehr vielschichtig, auch heute zeigt sich der Wein sehr komplex, vielleicht sogar einen Hauch wilder als 2 Tage zuvor. 

Die Weinauswahl von Eva Vollmer bei K&M Gutsweine

Wein 5:

2018 Riesling trocken SILKE 1/1, | Silke Wolf | Shelter Winery | Kenzingen| Baden   

WeinWeiblich - die Weine der Protagonisten

Weil die Shelter Winery keinen Riesling im Portfolio hat, hat Silke einen halben Hektar Weinberg im nahe gelegenen Glottertal gepachtet. Der Weinberg liegt auf gut 500 m Höhe und ist sehr steil. Der Boden besteht aus Gneis‐Verwitterungsgestein; die Reben hat Wolf Dietrich Salwey vor gut 60 Jahren gepflanzt. Der deutlich erkennbar im Holzfaß ausgebaute Wein ist komplex und dicht, zeigt gut die Mineralität des harten Gesteins und die Frische der Höhenlage.

Preis 22€

Verkostung 1 am 11.06.2020:
Nach dem recht komplexen, verspielten und etwas “anderen” Riesling von Eva Vollmer ging es nun wieder “normaler” zu Gange, auch wenn die Winzerin nichts mit Riesling am Hut hat, sondern für Ihre hervorragenden Burgunder bekannt ist. So war dann auch der erste Gedanke beim Hineinschnuppern: Holz, auf der Zunge dann sehr geradlinig, ohne nach links oder rechts zu schauen einfach durch die Mitte, präsente Säure, wiederum Holz. Wirkte auf die Jungs der Verkostungsrunde irgendwie unharmonisch, zumindest für den heutigen Tag, Luft wäre vielleicht hilfreich gewesen, aber diese Chance bekam er ja zwei Tage später. Die  Mädels in der Runde jedenfalls fanden den Wein sehr gut und werteten ihn auf den ersten beiden Plätzen. Für die Buben war er der 5. Sieger. 
Verkostung 2 am 13.06.2020:
Zwei weitere Tage in der Flasche taten dem Wein wirklich gut, das Holz fügte sich nun besser ein, ohne sein Dasein zu verleugnen.

FAZIT: es gab keinen schlechten Wein, alles ist subjektiv. Ich liebe die Frische, das archaische, das puristische und auch die Konsequenz des Breuerschen Rieslings aus dem Roseneck. Rasse und Klasse. Stuart Pigotts SPIN fordert dich heraus, du must dich schon sehr genau mit ihm beschäftigen, um ihm etwas zu entlocken, aber es gelingt ihm – nicht gleich – aber mit jedem weiteren Glas, dich in seinen Bann zu ziehen. Carolin Weiler  war das Nesthäckchen im Film, die mit der wenigsten Erfahrung, aber den meisten Emotionen, der Abnabelungsprozess findet gerade statt, das Weingut wird von ihr weitergeführt, dazu noch ihr erster eigener Wein, der dann gleich der Favorit der Jury um die Sommelier-Legende Paula Bosch wurde. Und auch in meinen beiden Verkostungen konnte er mich sehr überzeugen. Das Terroir wunderbar hervorgehoben, perfekte Dosis Frucht, ihr Wein hat eine gute Schnittmenge an Liebhabern, auch der erfahrene ambitionierte Weinafficionado kann mit dieser Art etwas anfangen wie auch der Otto-Normal-Trinker. Ich bin sicher, Carolin wird ihren Weg machen. Bei Eva Vollmer bin ich befangen. Wir arbeiten mit Ihr nun schon fast 12 Jahre zusammen, haben miterlebt, wie sie an der Seite von Robert und der Familie wahnsinnig viel Energie in den Betrieb leitet und ganz tolle Weine vinifiziert. Daneben macht sie dann noch den Doktor und zieht zwei Kinder groß. Powerfrau!

Ihr erster Biodyn-Wein kam ebenfalls sehr gut an, so kannten wir Eva bisher nicht und so kannst du auch gerne weitermachen, liebe Eva.

Vor Silke Wolf muss man Hut ziehen, keinen Riesling im Portfolio, auf rote und weiße Burgunder (Shelter Winery) spezialisiert, wagte sie sich an das Experiment Riesling. Und hat einen tollen Wein kreiert, den man jetzt vielleicht unterschätzt, weil er zwar die Richtung vorgibt, aber durch den Holzausbau derzeit nicht ganz stimmig daher kommt. Time will tell. Man darf in ein paar Jahren gespannt sein.

Die Weine sind nur in einer 5er Box erhältlich und diese sind bereits komplett ausreserviert. Es existiert bereits eine Warteliste für Einzelbestellungen der Weine. Sofern etwas übrig bleib, wird es auch einen Einzelflaschenverkauf geben.

Vielen Dank an alle Beteiligten und die zur Verfügungstellung der Weine. Uns hat der Film besonders viel Spaß gemacht, gerade auch, wenn man die entsprechenden Weine live dazu verkosten kann.