REINER WEIN
Krisenfeste Spätburgunder
von Stuart Pigott

Man sollte meinen, dass die Weltwirtschaftskrise die Experimentierfreude der Winzer ganz erheblich eindämmt. Denn es ist ja eher nicht die richtige Zeit für gewagte neue Weine oder Stilrichtungen. Dass es hierzulande trotzdem erstaunliche Neuigkeiten gibt, spricht Bände über die Kreativität und Hartnäckigkeit mancher deutscher Winzer. Vor allem gilt das im Zusammenhang mit Spätburgunder Rotwein, einer Sorte, bei der seit gut zwanzig Jahren ständig Bewegung herrscht. Der neueste Trend ist die Abkehr vom üppig-geschmeidigen Stil des vergangenen Jahrzehnts, der beim zahlungskräftigen Publikum so gut ankam. Diese Weine hatten meist 14 Prozent und mehr Alkohol und sehr ausgeprägte Eichenaromen (vor allem Toast und Vanille) vom neuen Barriquefass. Manche Spätburgunder dieser Art waren und sind sehr beeindruckend, aber es gibt daneben auch genug plumpe und vordergründig “süßliche” Exemplare.

Winzer wie Hanspeter Ziereisen in Efringen-Kirchen im äußersten Süden von Baden gehen neuerdings aber in eine fast konträre Richtung. Ein perfektes Beispiel für diesen neuen Stil ist Ziereisens herber, schlanker 2007er “Tschuppen” (zwölf Euro ab Hof, Telefon 0 76 28/28 48), der nur 12,5 Prozent Alkoholgehalt aufweist, dafür aber mit einer feinen Himbeernote und lebhafter Frische betört. Normalerweise werden gute Spätburgunder etwa zwei Wochen auf der Maische vergoren, aber bei diesem Wein hat Ziereisen den Kontakt zwischen gärendem Saft und Beerenhäuten auf sechs Wochen ausgedehnt; ein Teil des Geheimnisses dieses kleinen Helden. Ein anderer Aspekt ist der geringe Anteil (nur 20 Prozent ) an neuen Fässern bei der Fassreifung. Noch konzentrierter und strahlender ist der 2007er “Rhini” (22 Euro ab Hof) mit seinem herrlichen Duft von feinster Bitterschokolade und Schwarzkirschen. Noch sehr verschlossen, aber cremig und feinwürzig wirkt der 2007er “Jaspis” (35 Euro ab Hof). Erst die nahezu perfekte Traubenreife und dann jeweils neun und zehn Wochen auf der Maische verleihen diesen zwei Weinen ein enormes Potential; gut gelagert, werden sie sich über Jahrzehnte hin entwickeln.

Dass Ziereisen auf diesem Weg nicht allein ist, zeigen die neuen Weine der “Shelter Winery” im badischen Kenzingen, auch wenn sie ein wenig alkoholreicher ausfallen. Der 2007er Pinot Noir (die französische Bezeichnung für Spätburgunder; 28 Euro ab Hof, Telefon 0 76 44/92 76 63) ist dank reichlicher Gerbstoffe ziemlich herb, aber keinesfalls eindimensional, sondern sehr vielschichtig, tief und würzig. Etwas einfacher, doch ähnlich im Duft wirkt der 2007er Spätburgunder trocken von der “Shelter Winery” (neun Euro ab Hof). Allerdings ist der Körper deutlich schlanker, wodurch die Gerbstoffe noch dominanter wirken – aber genau das macht richtig wach im tiefen Grau der Krise.

Text: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 29.11.2009, Nr. 48 / Seite 56

Alle Ziereisen-Weine gibt es auch zum Original-Abhof-Preis bei K&M Gutsweine in Frankfurt.

Entweder in der Hamburger Allee 37, Mo-Fr.:11-19, Sa: 10-16 (Advent bis 18:00 Uhr) oder in der neuen Filiale im Frankfurter Nordend, Gluckstrasse 20 / Ecke Glauburgstrasse, Mo-Fr. 13-19, Sa: 10-16 (Advent bis 18:00 Uhr)