Montag, 16.03.2009
Heute stand der erste Verkostungstag auf dem Programm. Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel fuhren wir bei strahlend blauem Himmel ins etwa 20 km entfernte Chateau du Clary in Roquemaure, wo Weine aus den Appellationen Clairette de Bellegarde und Costieres de Nimes präsentiert wurden.
Bei den Weißweinen überzeugte uns die Auswahl von Nathalie Blanc-Marès von der Domaine Mas Carlot-Chateau Paul Blanc, darunter ein wunderbar floral duftender, nach Stachelbeeren, Mirabellen und Birnen schmeckender 2008er AOC Clairette de Bellegarde, ein mineralischer 2008er Costieres des Nimes Blanc Tradition sowie ein im Barrique ausgebauter Weißer namens 2006 Costieres de Nimes Blanc “Chateau Paul Blanc” , der etwas kräftiger (Holz), aber dennoch mit einer herrlichen Frische daherkam. Der Stil des Hauses – eher karge, mineralische, frische Art mit einem Säurekick – setzt sich auch bei den Roten fort, da gefielen mir die Rotweine ihres Mannes Cyril Marès der Domaine Mas de Bressades mit ihrer eher etwas wärmeren, aber nicht minder frischen Art etwas besser. Am Gaumen auch mit deutlich mehr Fleisch ausgestattet und ungemein lang auf der Zunge präsent, insbesondere der 100%ige Syrah „Cuvée Excellence“.
Ein weiteres Highlight war der 2007er Costieres des Nimes „Le Galets rouge“ des Château Mourgues du Grès. Ein enorm konzentrierter Wein mit Noten von dunkeln, frischen Beeren, untermalt von würzigen Aromen wie schwarze Oliventapenade, dennoch bei aller Konzentration immer trinkig. Für mich ein 90 Punkte Kandidat und für knapp um die 7 EUR Verkaufspreis in Deutschland ein enormer Wert. Diese Preis-/Qualitätskonstellation war heute mit das Beste, was ich probiert habe.
Wie immer sind neben den Weinverkostungen die mittäglichen, liebevoll präsentierten und geschmacklich wunderbaren Essenskompositionen in Form von Fingerfood ein Highlight. Dabei wird viel Wert auf die Präsentation regionaler Produkte in Verbindung zu den vorgestellten Weinen gelegt, von denen einige zum Essen ausgesucht wurden. Das ganze konnte man dann formvollendend bei knapp 20 Grad unter strahlend blauem Himmel genießen und auch mit dem ein oder anderen ausländischen Verkoster dabei Tipps austauschen.
Station zwei an diesem Tag war gegen 13:30 Uhr der „Roi de Rosé de France“, der König der französischen Rosé: Tavel!
Meine Erfahrung mit Tavel Rosé geht gegen Null, von daher mussten wir uns erst einmal sozusagen in die verschiedenen Weintypen „reinschmecken“. Das Repertoire der Stilistiken geht von extrem kräftig mit viel Frucht ausgestattet – fast rotweinartig – bis hin zu zart lachsfarben mit eher reifer, filigraner, hellbeerig-saftiger Frucht. Letzteren bevorzuge ich, wie ich irgendwann nach 10 Proben bemerkte. Eines aber haben alle gleich: Tavel ist sehr gefragt und nicht mehr günstig zu bekommen, ähnlich geht es dem Lirac rosé. Bei vielen gab es vereinzelt tolle Exemplare, dann aber gefielen uns die Rotweine nicht.
Das beste Gesamtpaket bot uns die Domaine La Loyane aus Rochefort du Gard, wunderbar feinduftig-floraler Lirac Rosé sowie fast all ihre Rotweine (salzig-mineralisch) aus Lirac. Die Weine haben uns am meisten beeindruckt, so gut dass, wir uns am morgigen Dienstag mit dem Sohn des Hauses auf seiner Domaine zu einer Nachverkostung verabredet haben.
Besseres konnte eigentlich nicht mehr kommen und so ließen wir Arbeit Arbeit sein und machten uns gen Tavel, um in einem kleinen Straßenkaffee die Seele baumeln zu lassen, ein Kaffee zu trinken und den daheim gebliebenen per SMS mit Foto unseren harten Arbeitsalltag zu dokumentieren.
Nach dieser einstündigen Pause folgten wir einer Einladung unserer Rhône-Winzer Martine & Jean David nach Jonquieres auf Chateau Beauregard, wo sich die Vereinigung „TOQUÉS DES DENTELLES“ mit einigen Gastwinzern von der Loire präsentierte.
Auf unserer ersten Runde probierten wir nur die Weiß- und zum Teil auch Roséweine, aber so richtig Freude kam nur beim 2008er Côtes du Rhone Blanc von Jean David auf. Als Faßprobe noch etwas unruhig, sehr frisch, aber im Hintergrund mit mehr Körper ausgestattet. Bei vielen Weinen und Winzern hatte ich das komische Gefühl, es wieder mit einigen der sogenannten Naturwinzern zu tun zu haben, viele Weine waren extrem säurelastig, und unharmonisch, viele fehlerhaft und mit Bitternoten und reichlich Alkohol ausgestattet, nein, diese Probe hat keinen Spaß gemacht, so dass wir uns dann eher in die Warteposition für das abendliche Essen begaben, welches wiederum sehr gut und in schönem Rahmen stattfand, nichts großes, aber eben regional, authentisch und gut, von den 3 Tapenaden an Salat, über das Kartoffel-Fleischgulasch mit Oliven, den wunderbaren Artisanal Käsen bis zum leckeren Kuchen am Ende.
Am morgigen Dienstag folgt bereits das Highlight der gesamten Veranstaltung der Decouverte en Valle du Rhône: die Verkostung der 2007er Chateauneuf du Pape, jener Jahrgang, der von Robert Parker zum besten Jahrgang in seiner 30 jährigen Journalistentätigkeit geadelt wurde und der schon jetzt die Preise bei den Topweingütern in schwindelerregende Höhen schnellen lässt.