Einen wunderbaren Fußball- Nachmittag erlebten knapp 30.000 Zuschauer im ausverkauften Karlsruher Wildparkstadion, sofern sie wie Bundes-Jogi und Assi Flick neutrale Beobachter waren (wobei man dem heutigen Bundestrainer als ehemaligem Spieler (1984) und Trainer (1999) vielleicht eine gewisse Neutralität absprechen kann, denn vielleicht wird die tolle Saison des KSC mit einer überraschenden EM Nominierung gekrönt)
Bei sommerlichen Temperaturen um die 25 Grad spielten beide Mannschaften mit offenem Visier, wobei sich Werder im Auslassen hochkarätigster Chancen selbst übertraf. Zwei Topchancen innerhalb der ersten sechs Minuten (u.a. ein Pfostentreffer von Klasnic) blieben ungenutzt oder wurden von Markus Miller glänzend entschärft.
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Viel, viel Glück also für den KSC in der Anfangsphase und dieses wurde sogar mit dem überraschenden 1:0 durch Sebastian Freis 7. Saisontreffer in der 15. Minute noch mehr strapaziert. Die erste Chance wurde verwertet, ein völlig neues Gefühl beim KSC, eine schmeichelhafte Führung.
Dennoch behielt Werder das Heft in der Hand. Kombinationssicher, mit hohem Tempo und einem überragenden Antreiber Diego rollte ein ums andere Mal der Ball Richtung KSC Tor und man spürte förmlich, dass es sicher auch irgendwann im KSC-Gehäuse einschlagen würde, denn die in der Hinrunde hochgelobte KSC Abwehr stand oftmals zu weit weg vom Gegner und lud die Gäste förmlich zum Tore schießen ein. Nur sieben Minuten konnte man sich über die Führung freuen, dann netzte Diego unbedrängt aus 11 Meter ins lange Eck ein.
Der KSC fand nun immer weniger statt, Werder erhöhte ständig den Druck und lies viele, viele Chancen aus, auf Seiten des KSC hätte man sich über einen 1:4 oder höheren Rückstand nicht beschweren dürfen. Das ausgerechnet der seit Wochen stärkste Spieler, Keeper Markus Miller, für die Führung durch Özil nach einem schweren Patzer sorgte, war bezeichnend für dieses tolle, sehr faire Fußballspiel.
Nach der Pause glaubten sich die Bremer offenbar auf der sicheren Seite. Anders war ihr manchmal aufreizend teilnahmsloses Spiel nicht zu erklären. Nachdem ein klares und absichtliches Handspiel im Strafraum von Mario Eggimann nicht geahndet worden war, nahm Sebatian Freis seinen gesamten Mut zusammen und spurtete über gut 70 Metern der gesamten Werder-Abwehr davon und traf per Direktschuss aus 17 Metern zum 2:2 nach 60 Minuten. (kommt bestimmt in die Auswahl zum Tor des Monats)
Das war aber noch nicht alles und es war besonders für einen Spieler ein besonderer Tag.
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Auf wunderbare Vorarbeit von Alexander Iashvilli, konnte sich nach langer, langer Zeit ein Mann wieder in die Torschützenliste eintragen. Seit 27 Pflichtspielen hat Stürmer (jawoll) Edmond Kapllani nicht mehr für die Blau-Weißen getroffen. An der Seite von Giovanni Federico (heute beim BVB Borussia Dortmund) schoss er letztes Jahr den KSC mit 17 Toren in die 1. Liga. Nun also sein 1. Saisontreffer nach 67 Minuten. Ich hoffe, dass beim Albaner nun der Kopf frei ist und er in den verbleibenden Spielen anders auftritt. Sein oftmals pomadiges und lustlos wirkendes Auftreten hat beim Schreiber dieser Zeilen desöfteren „den Kamm schwillen lassen“.
Auch im heutigen Spiel lief vieles an ihm vorbei, dazu viele Offensivfouls und die ein oder andere schauspielerische Einlage, die ich auch von den eigenen Spielern nicht sehen möchte. Nun also führte der KSC mit 3:2.
Wieder lag Werder hinten, tat sich aber diesmal schwerer, zurückzuschlagen. Schwindende Kräfte führten zu Fehlern, die der konterstarke KSC freilich nicht mehr bestrafte.
Einige Chancen erspielten sich die Grün-Weißen trotzdem noch. Und auch ein Tor sprang noch dabei heraus. Nachdem Sanogo bereits in der 83. Minute eine weitere „Hundertprozentige“ vergeben hatte, drückte er vier Minuten vor dem Abpfiff den Ball doch noch über die Linie. Das 3:3 nach Flanke von Diego war mehr als verdient, blieb aber das letzte Tor in einem höchst unterhaltsamen Spiel.
Karlsruher SC:
Miller – Görlitz, Eggimann, Franz, Eichner – Porcello (54. Buck), Aduobe – Timm (56. Iashvili), Hajnal, Freis – Kapllani (78. Staffeldt)
Werder Bremen:
Wiese – Fritz, Mertesacker, Naldo, Pasanen – Jensen – Borowski, Özil (84. Almeida) – Diego – Klasnic (65. Rosenberg), Sanogo
Tore:
1:0 (15.) Freis
1:1 (23.) Diego
1:2 (29.) Özil
2:2 (59.) Freis
3:2 (67.) Kapllani
3:3 (86.) Sanogo
Schiedsrichter: Seemann (Essen)
Wildparkstadion: 29.700 Zuschauer (ausverkauft)
Gelbe Karten: Görlitz, Hajnal, Franz, Kapllani
Beste Spieler auf Seiten des KSC waren Tamas Hajnal und natürlich Sebastian Freis, bei Werder überragten Borowski, Jensen und Diego.