Brief aus Schweigen – der Jahrgang 2017 beim Weingut Jülg

2017 – Leichte Frostbeulen

untypisch zeigte sich der Jahresbeginn mit einem zu warmen Februar und März. Besonders der März lag mit 4 Grad Celsius und 100 Sonnenschein-Stunden über dem langjährigen Mittel. Die Konsequenz lässt in der Natur nicht lange auf sich warten: der Austrieb der Reben begann sehr früh. Doch der Frost kam Ende April über ganz Weinland Deutschland und Europa. Noch im Urlaub erfuhr ich, das 20% unsere 20 Hektar Rebfläche davon betroffen waren, darunter besonders Weiß,- Grau- und Spätburgunder. Bis hin zum Totalausfall beim Gewürztraminer.

Viele Sonnenstunden mit vereinzelten Regenschauern brachte der südpfälzische Sommer. Gegen Ende des Monats August, in der letzten und empfindlichsten Reifephase der Traube, nahmen die Niederschläge nochmals zu. Die Reben saugten das vorhandene Wasser im Boden direkt auf und verlagerten es in die Trauben. Diese wurden praller und fingen an aufzureißen. Der Fäulnisdruck stieg. Dies und der Vegetationsvorsprung vom Frühjahr wirkte sich auf den Lesebeginn aus, der früheste seit Jahren. Am 30. August begannen wir die Ernte unserer Sektgrundweine und schlossen am 9. Oktober mit der Riesling-Lese ab.

Aufgrund der fortgeschrittenen Säure war zunächst die Angst sehr groß, das die Alkoholgehalte in die Höhe klettern und die Säure in den Keller rutschen würde. Nach ersten Verkostungen und Analysen waren wir dann doch beruhigt. Die Alkoholgehalte für unsere Gutsweine liegen im idealen Bereich von 12,5% Vol. Die kühlen und schweren Kalkböden hielten die Säure auf einem angenehmen Niveau. Durch die frühe Lese sind die Weine zum jetzigen Zeitpunkt schon sehr offen und zeigen klare, präzise und reife Aromen. Unreife oder grüne Anklänge sind im Jahrgang 2017 fehl am Platz. Eine feine Saftigkeit lassen die Weine mit wenig Restzucker auskommen.