“Cles en Main” blanc VDF
Herkunft
Fontjoncouse ist ein abgelegenes Dorf in den Corbieres und Heimat der Domaine des deux Clés, die Florian und Gaelle Richter dort 2015 gründeten. Gaelle, im Burgund geboren, lernte gute Weine zu Hause kennen. Das erste Praktikum auf Chateau de Chassagne entfachte bei ihr echte Begeisterung. Als sie 2009 für den Abschluß die Rotweine im Hause Champy vinifizierte, traf sie dort auf Florian. Nach dem Diplom sammelten die zwei gemeinsam Erfahrungen in Neuseeland, Kalifornien und der Toskana. Als sie 2012 Jobs in Südfrankreich fanden, fühlten sie sich ihrem Ziel , ein eigenes Weingut aufzubauen, deutlich näher. “Wir suchten ein kühles Terroir, denn unser Ziel waren Weine mit Eleganz und Finesse.” In Fontjoncouse fanden sie ihr Glück. Ein 12ha großes Bio-Weingut mit alten Weinbergen, Keller, Wohnung und Werkzeug. “Wir haben alte Reben und nur kleine Erträge, aber schönen Stoff”, freut sich Gaelle, die den Keller unter sich hat. In unseren Lagen in Fontjonoucse spielen Weißweine wie der Corbieres Clés en Main blanc eher eine untergeordnete Rolle, obwohl es ein großes Potential für Weißweine gibt.
Die weißen Corbières sind eher unbekannt, da sie nur 5 % des Volumens der Appellation ausmachen. Wenn man jedoch den Wein von Gaëlle und Florian probiert, findet man es schade, dass es nicht mehr davon gibt… Ihr weißer Corbières ist eine Assemblage aus zwei Parzellen, einer eher jungen Parzelle (2012 gepflanzt) auf einer nach Nordosten ausgerichteten Terrasse und einer Parzelle mit alten Reben auf einem kleinen, nach Süden ausgerichteten Hang. Eine Assemblage, die sich perfekt ergänzt. Die Gärung und Reifung erfolgen in Burgunderfässern sehr guter Herkunft (Chassin und Damy) über einen Zeitraum von 7-8 Monaten, gefolgt von einer kurzen Reife auf der Flasche.
Vinifikation Domaine des Deux Clés Corbieres blanc Cuvée “Cles en Main blanc”
Grenache Gris, Macabeu, Chardonnay und Bourboulenc – im Jahr 2024 wurden alle Trauben für diesen Wein von Winzer aus der Nähe des Dorfes Sigean (an der Küste der Corbières) bezogen. Das Durchschnittsalter der Reben beträgt 3-15 Jahre. Jede Rebsorte und jede Parzelle wurde separat geerntet und gekeltert. Der Saft wird zwei Tage lang kalt geklärt und dann direkt von der Grobhefe in Fässer abgefüllt. Die Gärung beginnt auf natürliche Weise unter Verwendung ausschließlich einheimischer Hefen und erfolgt vollständig in 5 bis 7 Jahre alten 228-Liter-Fässern aus französischer Eiche. Das Rühren der Feinhefe beginnt gegen Ende der alkoholischen Gärung. Nach Abschluss der malolaktischen Gärung wurde eine geringe Menge Schwefel hinzugefügt. Die Komponenten werden separat 5 Monate lang in 5 bis 7 Jahre alten 228-Liter-Fässern aus französischer Eiche gereift. Danach werden die Fässer abgefüllt und die Komponenten in Edelstahltanks gemischt. Zwei Wochen vor der Abfüllung wurde eine geringe Dosis Schwefel hinzugefügt und 2024 eine leichte Filtration durchgeführt. Füllung Mitte Mai 2025.
Reporter-Legende Manni Breuckmann über Winzer Florian Richter
Auch wenn es 1250 Kilometer bis zur Dortmunder Südtribüne sind – BVB-Fan Florian Richter hat ein Leben als Winzer in Frankreich gewagt.
Fontjoncouse hat 140 Einwohner, davon einige Winzer, und – das ist nur in Frankreich möglich – ein Drei-Sterne-Restaurant. Gaelle und Florian haben sich zwölf Hektar Weinfelder gekauft, das Weingut „Domaine des Deux Clés“ ist also ein kleiner Betrieb. Hier sind Rebstöcke, die siebzig Jahre und älter sind. „Die ältesten stammen aus dem Jahre 1909“, meint der Winzer stolz. Es handelt sich um das Gründungsjahr der ruhmreichen Dortmunder Borussia.
Winzerleben ist weniger romantisch als gedacht
Seit drei Jahren leben die jungen Leute nun ihren Traum vom Wein. Der Name des Weinguts, „Deux Clés“, also zwei Schlüssel, soll die Schlüssel zu ihrem persönlichen Glück symbolisieren. 2009 haben sie sich kennengelernt, während eines Praktikums auf einem Weingut. Gaelle hat bei ihrem Önologie-Studium im Burgund alles über die Weinproduktion gelernt.
Florian kommt von der wirtschaftlichen Seite und studierte Internationale Weinwirtschaft in Geisenheim. „Bei mir fällt die Traube nicht weit vom Weinstock“, sagt Richter. „Denn mein Vater ist Geschäftsführer des Weinhandels ‚Weinzeche‘ in Essen. Ich hab schon früh im Verkauf und bei der Beratung mitgeholfen, da wurden Weichen gestellt.“ Sollte jemand verklärte Bilder über ein genussvolles Winzerleben im Kopf haben: Die Wirklichkeit sieht anders aus. Vor allem, wenn zwei Menschen den Job auf den Weinfeldern allein erledigen müssen. „Das ist harte körperliche Arbeit, 18-Stunden-Tage kommen schon mal vor“, meint Florian Richter. „Nur bei der Lese im Herbst sind Erntehelfer mit dabei. Die kommen teilweise aber auch aus der eigenen Familie.“
Lese wird penibel von Hand erledigt
Manchmal sitzen Florian oder seine Frau die ganze Nacht auf dem kleinen, fast 30 Jahre alten Traktor, um die Weinstöcke durch Spritzen vor Pilz, Krankheiten oder Insektenbefall zu schützen. Spritzen? In einem ökologisch zertifizierten Weinbaubetrieb? „Es ist ein großer Irrtum, dass die Öko-Weinbauern nicht spritzen müssen“, sagt Richter und lächelt. „Aber der Unterschied ist, dass wir keine Chemie auf die Weinstöcke bringen, sondern natürliche Substanzen.“ Unter anderem einen Sud aus Kräutern, die Florians Mutter gesammelt und getrocknet hat.
Im April gab es zusätzliche Nachtschichten, als in drei Nächten Minusgrade die Weinfelder bedrohten. „Dann zünden wir zum Schutz der Rebstöcke Äste und Laub an, um die Temperaturen anzuheben.“ Der Arbeitsaufwand ist also groß, auch die Lese wird penibel von Hand erledigt. Der Ertrag fällt aber vergleichsweise gering aus. Das hängt unter anderem mit den wenigen Niederschlägen zusammen: Von Mai bis August sind zum Beispiel nur 30 Liter pro Quadratmeter vom Himmel gefallen.
Wachsende Anerkennung für den Wein
Am Ende werden jährlich zwischen 19.000 und 25.000 Flaschen produziert, hauptsächlich Rotwein, aber auch Weißer und Rosé. Im Weinkeller unter dem schlichten Winzerhaus, in Stahltanks und Barrique-Fässern, reift der Wein. Der Rote („Corbieres Rouge“), ein Cuvée aus den Traubensorten Carignan, Syrah und Grenache Noir, verströmt den Duft und Geschmack des Südens: fruchtig, frisch und würzig, „mit einem Hauch von Oliven, Lorbeerblättern und Wacholderbeeren.“ So liest sich jedenfalls die Produktbeschreibung eines Weinversandes auf seiner Internetseite.
Florian und Gaelle genießen die wachsende Anerkennung für ihren handwerklich gemachten Wein. Florian weiß, dass ihre Flaschen mit Preisen um die 15 Euro selten beim Discounter landen werden. „Wir hoffen aber, dass wir die wirklichen Weinkenner zum Träumen bringen.“ Die träumen dann mit dem Weinglas in der Hand bestenfalls auch noch von der nächsten BVB-Meisterschaft. Wenn es keine Schalker sind.
Update September 2025: ein Feuer hat 50% der Rebstöcke vernichtet, auch das Weingut inkl. Ausstattung ist komplett ein Opfer der Flammen geworden. Gaelle und Florian konnten sich retten und sind unversehrt.
Memo zur Speise
frische grobe Gemüse, mediterran geschmort
Memo zur Degustation
Ein Wein aus dem wild-romantischem südlichen Corbieres, der wie ein burgundischer Chardonnay vinifiziert wurde, mit einer Reife auf der Hefe und einem gelungenen Holzeinsatz. Zwar präsent, aber gut integriert. Er ist vollmundig und sehr aromatisch, mit Noten von Pfirsich, Birne und Mandelkuchen. Man findet auch Getreidenoten und einen Hauch von Brot und Butter. Die Textur ist sehr angenehm, leicht cremig, mit einer schönen, den Speichelfluss anregenden Säure, die insbesondere im Abgang zum Tragen kommt und den Wein schön verlängert. Er hat ein schönes Volumen, ist dicht und lang zugleich, absolut gastronomisch und ohne jegliche Übertreibung von Alkohol oder Bitterstoffen. Etwas feiner und weniger kräftig als der vorherige Jahrgang, bleibt er dennoch in einem üppigen und edlen Stil.
Memo zum Boden
Sandiger weißer Lehm und Kalksteinböden


