Portwein Late bottled Vintage ( LBV)
Herkunft
2016er Quinta de la Rosa LBV Port – wer im portugiesischen Winzerstädtchen Pinhão das Boot besteigt und auf dem Douro abwärts fahrend nach der ersten großen Flussschleife die Quinta de la Rosa sieht, wird dieses Gut nicht mehr so schnell vergessen. Artige Giebelhäuschen und große Kellereigebäude aus verschiedenen Epochen verschmelzen zu einem kurios in sich verschachtelten, weiß schimmernden Gebilde, das aber letztlich nur seine vielfältigen Funktionen symbolisiert. Denn die Quinta de la Rosa ist Tafel- und Portweinkellerei, Familienwohnsitz, Olivenölmanufaktur, Hotel und Restaurant in einem. Und sie ist ein perfekter Platz, um in die Douro-Welt einzutauchen. Von den hellen, modern eingerichteten Zimmern geht der Blick hinaus auf den stillen Fluss und die spektakulären Weinbergterrassen. Das Weingut verfügt derzeit über rund 55 Hektar Rebfläche und produziert jährlich etwa 80.000 Liter Portwein und 300.000 Liter Qualitätswein.
Tradition und Moderne
Das Weingut befindet sich seit 1906 im Besitz der Familie Bergqvist, obwohl es schon seit 1815 unter dem Familiennamen Feueheerd im Portweinhandel tätig war. Quinta de la Rosa wurde 1906 als Taufgeschenk für Claire Feueheerd, Sophias Bergqvists Großmutter, geschenkt. Claires Vater Albert, leitete die familiäre Hafenreederei Feueheerds. Albert war ein echter Pionier und einer der ersten Verlader, der aus den Trauben von La Rosa einen “Single Quinta Port” herstellte. Er war verantwortlich für den Bau der Weinberge von Vale do Inferno mit einigen der höchsten und beeindruckendsten Mauern des Douro. Er baute auch eine Adega mit 8 Lagares und begann, Trauben von lokalen Produzenten einzukaufen und Portwein auf dem Weingut La Rosa herzustellen. Dies ermöglichte es Albert, die Qualität der Produktion beizubehalten. Zu dieser Zeit wurde der meiste Portwein von Kleinbauern in ihren eigenen Lagaren hergestellt.
Feueheerds wurde jedoch in den 1930er Jahren an Barros verkauft. Die Quinta de la Rosa blieb dennoch im Familienbesitz und wurde von Sophias Großmutter Claire geführt. Claire baute nur Trauben an und verkaufte sie an Crofts und später an Sandemans. Bis 1988 verkaufte die Familie Bergqvist ihre Jungweine an englische Handelshäuser. Seither hat sich ihre Quinta zu einem Topgut am Douro entwickelt. Eine wichtige Rolle spielt dabei Kellermeister Jorge Moreira. Er beherrscht die Gratwanderung zwischen Fülle und Eleganz perfekt.1988 beschlossen Sophia und ihr Vater Tim Bergqvist, das Familienunternehmen neu zu gründen und brachten Quinta de la Rosa als Hersteller von hochwertigem Portwein auf den Markt. Mit ihrer Erfahrung aus der Arbeit als Unternehmensberaterin bei Booz Allen half Sophia, die Portweine wie den Quinta de la Rosa Colheita Port auf den Markt zu bringen und ein globales Netzwerk von Importeuren aufzubauen.
Topbetrieb am Douro
Dass die Quinta de la Rosa mittlerweile zu den Topbetrieben am Douro gehört, hat vor allem auch damit zu tun, dass die Bergqvists eine glückliche Hand bei der Wahl ihrer Kellermeister hatten. Dank der Unterstützung des australischen Önologen David Baverstock gehörten die roten Tafelweine schon in den frühen 90er Jahren mit zu den besten Douro-Crus überhaupt. Waren die ersten Rotweine noch fast zart im Ausdruck und moderat im Alkohol, so folgte speziell die Reserva um die Jahrtausendwende herum dem damaligen Trend zu Fülle und Kraft, ohne aber so «overdesigned» zu wirken wie andere Douro-Gewächse.
Ein wahrer Glücksgriff war dann 2002 die Verpflichtung des jungen Kellermeisters Jorge Moreira. Mit ihm hat man einen der besten, sensibelsten Portweinspezialisten der jungen Weinszene ins Boot geholt. Neben der Tätigkeit bei Quinta de la Rosa betreibt er auch sein eigenes Weingut Quinta do Poeira. Es zählt ebenfalls zu den besten Weingütern Portugals. Dieser hatte ein Jahr zuvor seinen ersten eigenen Wein, den Poreira, gekeltert, der für viele Kritiker der Inbegriff eines konzentrierten, aber eben gut strukturierten, kernig-frischen Douro-Weines ist.
Diese Stilistik, die von einem tendenziell etwas früheren Erntezeitpunkt mit reifen, aber auf keinen Fall überreifen Trauben abhängt, visierte er auch in der Quinta de la Rosa an. In den letzten Jahren ist ihm das immer besser gelungen. Vor allem die Reserva zeigt heute eine perfekte Balance zwischen Fruchtfülle, saftiger Säure und präsentem Gerbstoff. Keine Frage: Das weiße Haus am Douro erlebt momentan die beste Zeit seiner über 200-jährigen Geschichte.
Der Jahrgang 2016 Quinta de la Rosa LBV Port
Moment mal! Wir dachten, Douro-Weine wären wie Gandalf; “ein Portwein kommt nie zu spät, er wird genau dann abgefüllt, wenn sie es beabsichtigen! Das ist genau richtig, junger Meister Beutlin. Diese Ports werden Late Bottled genannt, da sie 4- 6 Jahre im Fass bleiben, im Gegensatz zu traditionellen Jahrgangs-Ports. Das bedeutet, dass sie viel früher zugänglich sind und keine Flaschenreifung oder Dekantierung erfordern.
Vinifikation Quinta de la Rosa LBV Port
Handlese. Cuvée aus hauptsächlich Touriga Nacional, Touriga Franca, Sousão und Tinta Roriz von La Rosa’s A-klassifizierten Weingärten. Die Trauben eines Late Bottled Vintage stammen aus einem Jahrgang ähnlich wie bei einem Vintage Port. Die Trauben für diesen Portwein wurde in Granitbecken mit Füßen sanft getreten. Der LBV reifte zusätzlich 4 Jahre in Eichenholzfässern. Anschließend wird er in Flaschen gefüllt und ist zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zu einem Vintage Port bereits trinkreif. Leicht gefiltert und im Mai 2020 in Flaschen abgefüllt. Er kann sofort getrunken werden, ohne dass er dekantiert werden muss. Ein extrem hochwertiger Portwein, der aus einigen der besten Weine des Jahres 2016 hergestellt wurde. Gesamtproduktion ca. 20.000 Flaschen.
Memo zur Speise
Perfekter Zeitpunkt für den Käsegang. Wir empfehlen milden Blauschimmelkäse oder ein Schokoladendessert, oder gleich beides...
Memo zur Degustation
Unverkennbar Jorge Moreira. Äußerst komplexe Aromen mit Noten von Kirschlikör, Kakao und Kaffee. Sehr reichhaltig und vollmundig, mit einer fesselnden, fruchtbetonten Süße. Köstliche Tannine verleihen diesem eleganten LBV einen langen und lebhaften Abgang. Wunderbar fruchtbetont und mundfüllend. Ist zwar noch sehr jung, zeigt sich aber schon wunderbar offen und trinkfertig. Dunkelbeerig, tiefe und komplexe Aromen von schwarzen Johannisbeeren, Brombeeren, Pflaumen, Veilchen und einem Hauch von Würze. Ätherisch, Rumrosinen, eingelegte Früchte, sehr gute Konzentration, weder schwer noch üppig, sehr geschliffene Tannine, nichts trocknendes am Gaumen, seidig-samtig auf der Zunge. Erstaunlich günstiger Preis für solch einen ambitionierten LBV!
Memo zum Boden
Granit