(Rüdesheimer) Riesling trocken (Entdeckung 2024)
Herkunft Rüdesheimer Riesling trocken
Alexander Schregel Rüdesheimer Riesling; der Rheingau, touristenüberflutet, manchmal auch behäbig in seiner Art und zum Teil auch wenig innovativ. Das hat jetzt ein Ende, zumindest der innovative Part!
Mit dem Jahrgang 2023 präsentiert der Ur-Rheingauer Alexander Schregel (Jahrgang 1996) seinen dritten, eigenen Jahrgang. Seine große Leidenschaft gehört ganz klar dem Riesling. Aus den Rheingauer Spitzenlagen Berg Roseneck und Bischofsberg bringt er Weine auf die Flasche, die mich tief im innersten berührt haben, Emotionen pur. Seine Weine sind schon ganz großes Kino und ich habe nur ganz wenige Momente in Erinnerung, wo mich Rheingauer Rieslinge so begeistert haben (die von Theresa Breuer gehören dazu).
Alle Weinberge werden von Alexander naturnah mit biodynamischen Einflüssen bewirtschaftet. Sie spiegeln das Terroir und den unverwechselbaren Charakter wieder, auf dem sie nach alter Tradition angebaut wurden. Wenig Kellertechnik, die Qualität entsteht bei Alexander im Weinberg. Die Trauben werden ausschließlich von Hand gelesen, der schonend gepresste Saft wird anschließend spontan vergoren. Es folgt ein langes Hefelager. Keine Schönung, Schwefel wird nur ganz minimal eingesetzt. Die Weine sollen Zeit bekommen, sich zu entwickeln. Der “Bischofsberg” verbrachte noch eine kurze Zeit im gebrauchten Holzfass.
Vinifizierung
Die Trauben für den Rüdesheimer Riesling trocken Ortswein von Alexander Schregel (“Herr aller Weinberge” beim VDP-Weingut Leitz) stammen aus den Lagen Magdalenenkreuz, Bischofsberg und Berg Roseneck. Sie wurden ausschließlich von Hand geerntet, schon im Weinberg wurde rigoros selektiert. 100% nicht entrappt. Anschließend im Edelstahl spontan vergoren, nicht geschönt, wenig geschwefelt, keine Malo, bis Mitte April 24 auf der Feinhefe gelegen. Die Weine sind lebendig, frisch, funky, juicy und alles andere als Mainstream. Sie sind handwerklich hergestellt, Top-Produkte von Menschen, die ihren Flecken Erde lieben, ihn hegen und pflegen, damit aus dem gesunden Boden gesunde Trauben in die Kelter gelangen. Gesamtproduktion 2500 Flaschen.
Da der Wein nicht filtriert wurde und die Prüfer ihn damit als “untypisch” erklärten, verzichtete Alexander auf eine erneute Anstellung zur Qualitätsweinprobe. Wie einst Hanspeter Ziereisen, dessen Weine als untypisch galten, heute ist er einer der besten deutschen Winzer. Der Riesling ist somit als Landwein deklariert
Die Zukunft? Längst da! – Talente des Jahres
In unseren Anbauregionen machen wir immer wieder Neuentdeckungen – oder es machen junge Winzer erneut auf sich aufmerksam, die wir schon mal im Visier hatten. Dahinter stecken oft Drive, Mut und klare Vorstellungen von dem, wo man hin möchte. So ein Winzer ist Alexander Schregel. Als würde ihm der Job als Außenbetriebsleiter (Herr der Weinberge) bei VDP-Winzer Johannes Leitz nicht ausfüllen, nimmt sich der junge Winzer noch einen privaten Hektar Reben als “Ausgleich”, um daraus mehrere, eigene, vorwiegend Rieslinge zu erzeugen. Der junge Mann (Jahrgang 1996) hat große Vorbilder, hoch gesteckte Ziele – und er wird all dem gerecht. (Vinum Weinguide Deutschland 2024)
Memo zur Degustation
Ungemein eigenständiger und komplexer Wein, der mich - wie alle sein Rieslinge - komplett abgeholt hat. Selten haben mich Weine - gerade aus dem Rheingau - so fasziniert wie diese von Alexander Schregel. Schon der Duft brilliert in einer Art, das man Gänsehaut bekommt. Kräuter, etwas gelbe Frucht, orientalische Gewürze, dann wieder helle Blüten, kühl, etwas Reduktion, sehr fest am Gaumen, ganz klar in seinen Aromen. Und das setzt sich in eindrucksvoller Weise am Gaumen fort. Klar und frisch, enorm präzise auf der Zunge, unglaublich mundwässernd, saftig, der erste Schluck hat kaum den Gaumen verlassen, fordert die Zunge oder der Gaumen sofort den 2. Schluck. Dabei begeistert wieder diese Direktheit des Weines. Wild, dezent Hefe, salin, etwas Gelbfrucht, straffe Säurestruktur, trocken, aber nicht staubig, klar wie ein Gebirgsbach, gleichzeitig begeistert der Wein auch in seiner wilden Art und seiner Kraft. Einen solch kompromisslosen Wein macht sonst keiner aus dem Rheingau. Mich hat diese Art so emotional mitgenommen, wie fast kein Wein aus dem etwas behäbigen und wenig innovativen Anbaugebiet. (eine Ausnahme sind die Weine von Theresa Breuer). Hier entstehen Weine, für die man in naher Zukunft große Hoffnungen setzen kann.
Mein Tipp: einkellern, was zu kriegen ist!
Memo zum Boden
Kalkhaltiger Lößboden (Magdalenenkreuz)
Lößlehm (Berg Roseneck)
Kalkarm, von Steinen und Kies geprägter Lößlehm (Bischofsberg)
Quarzit
Ausrichtung: Süd