Spätburgunder »Sonnenberg KB« VDP.Große Lage
Herkunft
Spätburgunder Sonnenberg KB GG trocken – wer die Begriffe “Kammerberg” und “Spätburgunder” in einem Atemzuge nennt, muss unweigerlich an die großartigen Rotweine aus dieser Renommierlage von Friedrich Becker aus Schweigen-Rechtenbach denken. Der Kammerberg wurde 1971 im Zuge der Flurbereinigung in den Schweigener Sonnenberg integriert. Ursprünglich war der Kammerberg eine Einzellage und befindet sich bereits auf französischem Boden. Es handelt sich um einen stark geneigten Hang mit direkter Südausrichtung. Mit der Gründung des berühmten Klosters im benachbarten Wissembourg im 8. Jahrhundert erstarkte der Weinbau im heutigen Grenzgebiet. Die Weine aus dem Kammerberg avancierten aufgrund ihrer hervorragenden Qualität zu den bevorzugten Gewächsen der Abte und wurden deshalb als “Kammerweine” bezeichnet.
Da die Lage zu 100% auf französischen Staatsgebiet liegt, darf die Bezeichnung Kammerberg nicht auf das Etikett. Fritz Becker verwendete stattdessen das Kürzel K.B. Das Verwaltungsgericht Trier gab ihm nun Recht und erklärte das Kürzel für rechtens. Das Gericht wertete die Kürzel als Fantasiebezeichnung, die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Rhl.-Pfalz indes sah in ihr eine Irreführung der Kunden, da für Beckers Weinberg auf Elsäßer Boden einzig die deutsche Lagenbezeichnung “Schweigen Sonnenberg” zulässig sei. Becker strebt nun eine grenzübergreifende g.U. (garantierte Ursprungsbezeichnung) an. Dann darf auch der Parzellenname in voller Länge auf das Etikett.
Der Boden im Kammerberg besteht aus Kalkmergel und Ton, wobei sich im Untergrund reiner Kalkstein befindet. Aufgrund der intensiven Sonneneinstrahlung erwärmt er sich schnell und hat sich so als ideale Burgunderlage erwiesen. Die Südausrichtung garantiert reife, aber auch sehr feste Tannine, die dem Wein in der Regel ein großes Alterungspotential bescheren.
Spätburgunder Sonnenberg KB (= Kammerberg) trocken
2015 konnten die Jülgs direkt unterhalb der Beckerschen Rebzeilen im Kammerberg 1ha Fläche erwerben und bepflanzten ihn mit besonders kleinbeerigen Spätburgunderklonen aus Frankreich. Allerdings war das kein einfaches Unterfangen, denn im Untergrund war der Boden so hart, das großes Gerät in Form eines Baggers eingesetzt werden musste, damit man überhaupt pflanzen konnte. 2019 rechnen die Jülgs mit der ersten Ernte.
Die VDP.GROSSE LAGE® KAMMERBERG liegt im französischen Teil der Einzellage Sonnenberg. Ihr Hang fällt mit bis zu 30 Prozent Neigung nach Süden in Richtung Weißenburg (Wissembourg) ab. Der Boden im Kammerberg besteht aus Kalksteinverwitterung, Lehm und Ton, mit reinem Kalkstein im Untergrund, was die Lage für Spätburgunder prädestiniert. Aufgrund der intensiven Sonneneinstrahlung erwärmt sich der Boden schnell. Dies sorgt für reifes Traubengut. Gleichzeitig beschwert das nahe Tal der Lauter kühlende Winde in der Nacht, welche helfen, die Säure zu erhalten. Geschichte: Bereits vor vielen hundert Jahren erfreuten sich die Weine des Kammerbergs bei den Mönchen des frühmittelalterlichen Benediktinerklosters in Weißenburg hoher Beliebtheit – sie lagerten die “Kammerweine” in ihrem Klosterkeller ein – dennoch geriet die Lage in Vergessenheit – bis zur Wiederentdeckung 1965 durch Friedrich Becker. Da die Parzelle auf französischem Gebiet liegt, dürfen in dieser Lage erzeugte Weine vom Winzern nach deutschem Weinrecht nicht mit diesem Lagennamen versehen werden.
Falstaff – das Weinmagazin meint:
Dem 29-jährigen Johannes Jülg ist im vorderen Teil dieses Buchs ein Porträt in der Rubrik »Talenteschuppen« gewidmet. Was Jülg junior gemeinsam mit Vater Werner auf Flasche zieht, überzeugte unsere Jury vollauf. Dabei ist es nur wenig erstaunlich, dass am südlichen Ende der Weinstraße exzellente Spätburgunder in der Liste stehen. Dass aus Schweigen-Rechtenbach jedoch ein Chardonnay mit so viel Verve und mineralischem Pfiff kommen kann, das bringt im Südpfälzer Weinwunder eine neue Saite zum Klingen. Mit zum Betrieb gehört die Weinstube Jülg mit eigener Schlachtung.
Generation Zukunft
Besonders erfreulich zu sehen, dass bei Betrieben, die peu a peu von der nachwachsenden Generation übernommen werden, besonders überzeugende Weine angestellt werden. Ein klares Zeichen, das die Ausbildung immer besser wird und die Individualität der Weine besonders im Fokus steht. Ganz vorne zu finden sind die Weine von Johannes Jülg aus Schweigen-Rechtenbach nahe der französischen Grenze. Seit 2010 ist er zusammen mit Vater Werner federführend. Die Weine sind seither knackig frisch und präzise. Der Holzeinsatz ist dabei immer nur Mittel zum Zweck.
Jülg Spätburgunder Sonnenberg KB trocken
Wenn man diesen grandiosen Wein mit nur drei Wörtern charakterisieren dürfte, kämen eigentlich nur die folgenden in Frage: „elegant, feingliedrig, eindringlich“. Besonders bei diesem Wein merkt man den Einfluss seiner letzten Station im Burgund, der Domaine de Lambrays. Frankophiler geht es kaum bei einem deutschen Spätburgunder.
Der 2017er wurde Sieger der Falstaff-Spätburgunder-Trophy 2020. (Viel Kalk im Duft, dazu eine pinotbeerige Frucht. Am Gaumen straff, festes Tannin hoher Phenolreife, viel Frische und Spannung, aber auch aromatische Großzügigkeit, ein vom Terroir getriebener Burgunder für die Langstrecke, kräftig taktil mineralisch abklingend.
Der DrunkenMonday-Blog schreibt (über den 2011er Pinot, dem Vorgänger des Kammerberg)
Erreicht wurde dieses Ziel, in dem man die kleinbeerigsten und aromatischsten Trauben mittels Handlese Mitte September mit 94° Oechsle und 30 hl/ha erntete. Nach der Spontangärung und 14 Tage auf der Maische wurde der Wein für 18 Monate in 100% neuen Barriques aus französische Eiche ausgebaut. Dabei war und ist der frankophile/burgundische Stil stehts als Vorbild im Kopf des Kellermeisters verankert, ohne aber die Schweigener Heimat zu verleugnen. Und wie das gelungen ist! Die Nase zeigt aktuell seine „erste Blüte“: Alles wirkt ultra-fein und elegant mit Schattenmorellen, etwas Brombeere, einer sehr feinen und eingebundenen Holzwürze, im Hintergrund etwas Marzipan und Kräuter der Provence. Eine Nase zum verlieben – warm, aber trotzdem grazil und feingliedrig.
Großes Pinot Kino! Auch am Gaumen ein Traum von Pinot Noir! Druckvoll und kräftig, aber trotzdem tänzelnd und leicht. Das Holz ist nie dominant und wunderbar integriert. Der 2011 Jülg Pinot Noir ist kein lauter oder pompöser Wein. Er wird getragen von Eleganz und Klasse, der seinen großen (und weitaus teureren) Vorbildern aus dem Burgund in nichts nachsteht.
Memo zur Speise
Gans, Ente.
Memo zur Degustation
100% Handlese, komplett entrappt, spontan im Edelstahl vergoren, 18 Monate Ausbau zur ca. 65% in neuen Barrique-Fässern mit Mehrfachbelegung, unfiltriert gefüllt. Ungemein intensiver und tiefer Duft nach Kirschen mit floralen Anklängen und kräuterigen Nuancen. Weiters nussig und leicht würzige Noten mit einem Hauch Kakao, vegetabilen Anklängen, etwas Pfeffer und wiederum mediterranen Kräuternoten. Auf der Zunge saftige Sauerkirsch-Frucht mit dezent rauchigen und röstigen Aromen, feinstes Tannin, dicht und fest am Gaumen, viel Energie ausstrahlend, druckvoll, wiederum kräuterige Noten. Hauch Tabak und rauchig-speckige Nuancen. Dazwischen salzig Noten, zupackende Art. Druckvoller Nachhall. Muss reifen.
Memo zum Boden
Kalkmergel