Riesling Spätlese Thörnicher Ritsch »Speyer«
Herkunft
Das kleine Mosel-Dorf Thörnich liegt etwa 25 Autominuten südlich von Wittlich. Thörnich, aus dem dieser Riesling Spätlese Thörnicher Ritsch Speyer stammt, beheimatet eine der besten und spektakulärsten deutschen Riesling-Lagen, die Ritsch. Wie ein Monolith steht die Lage zwischen zwei Seitentälern der Mosel, keine andere Lage der Mosel ist so klar abgegrenzt. Die Ausrichtung nach Süd-Südwest fängt die Sonne ein, die Seitentäler versorgen die Lage mit Kühle. So entstehen einzigartige Rieslinge, die gleichzeitig schlank, mineralisch und säuregetrieben sind und trotzdem eine herrliche Reife und innere Harmonie zeigen. Eine Mischung, die die Weine der Ritsch weltweit einzigartig macht.
Ein großer Teil dieses monumentalen Weinfelsens (bis zu 60 Grad Hangneigung) ist noch mit 80-100 Jahre alten, wurzelechten Reben bepflanzt. Teilweise ist es so steil, dass Teile des Weinberges terrassenförmig angelegt wurden. Der dünne, teilweise überhaupt nicht vorkommende Oberboden und der verwitterte blanke Fels aus grauem Schiefer sorgen für lagerfähige Rieslinge.
Parker – The Wine Advocate über das Weingut:
Überraschend gute, gereifte und rassige Weine gibt es vom Weingut Hermann Ludes in Thörnich zu entdecken. Das Weingut, das sowohl aus der Ritsch- als auch aus der Klüsserather Bruderschaft stammt, kultiviert Mosel-Riesling im klassischen Stil: selten trocken und nie süß, sondern irgendwo dazwischen. Dank ihrer Reinheit, mineralischen Schärfe und kristallinen Säure sind dies lagerfähige, gastronomische Mosel-Rieslinge, die auch nach 20–25 Jahren in der Flasche noch fabelhaft schmecken, sofern der Korken in Ordnung ist (was nicht immer der Fall ist, da die Weine noch nicht neu verkorkt wurden). Sie werden heute mit Schraubverschluss verschlossen, und Julian Ludes scheint dem traditionellen Weg der Familie zu folgen.
Die jüngeren Jahrgänge sind recht reduktiv, und ich würde sie nicht unbedingt vor einem Alter von mindestens 10 oder besser 15 Jahren servieren, aber sie sind zweifellos eine Lagerung wert. „Wir füllen die Weine eigentlich so ab, wie sie sind und uns am besten schmecken. Wenn der Jahrgang wenig Säure hat, produzieren wir eher halbtrockene oder feinherbe Weine. Sehr trockene Rieslinge zu produzieren, ist für uns eher schwierig, da die Weine nie ganz trocken vergoren werden und wir sie nicht beimpfen wollen“, sagt Julian Ludes.
Visionär Hermann Ludes
Winzer Hermann Ludes hat den Charakter der Lage immer erkannt. Seine Weine spiegeln wie keine anderen den Charakter der Lage wider. Heute ist er der letzte herausragende Winzer der Lage. Zum Glück hat er in Neffen Julian einen Nachfolger gefunden. Er wird die Geschichte des Weingutes weiterschreiben. Das Weingut Hermann Ludes (“Wein, Wein und nochmals Wein ist mein Leben”) blickt auf eine wahrlich lange Geschichte zurück. Bis 1970 war es Mitglied der Naturwein-Versteigerungsgesellschaft Trier, einer der Vorgängerorganisationen des Bernkasteler Ring, die ihre Weine zu hohen Preisen verkauften.
Mit dem Abschwung in den 1970/80er Jahren fiel das Weingut unter das Radar, wie so viele Weingüter damals. Hermann Ludes aber nutzte diesen Abschwung und erweiterte sein Ritsch Portfolio peu a peu. Seine teils wurzelechten Reben stehen ausnahmslos am Steilhang, oft nur über Treppen zu erreichen. Die Weine aus der Ritsch brauchen Zeit: 5,10, 15, 20 Jahre, ja sogar Weine aus 1953 waren noch mit größtem Vergnügen zu trinken, wie uns “Hermi” Ludes bei einem unserer zahlreichen Besuche erzählte. Sie entwickeln mit dem Alter eine wunderbare Finesse und zeigen eine ziemlich einzigartige Note von vielschichtigen gelben Zitrusfrüchten.
Die nächste Generation – Julian Ludes
Seit dem Jahrgang 2019 wird Hermann Ludes immer mehr und mehr von seinem Neffe Julian unterstützt, der 2020 sein Studium in der Hochschule in Geisenheim im Rheingau beendet hat und nun vollends im Weingut dabei ist. Bewundernswert, wie Onkel und Neffe an einem Strang ziehen. Bei allem manchmal vorkommenden Generationenkonflikt verbindet die beiden nur ein Ziel: die Rieslinge der Ritsch wieder weltweit so bekannt zu machen, wie es Anfang des 20. Jahrhunderts war. Denn damals stellten 3 Fuder Wein (=3000l) Ritsch-Riesling den Wert einer Villa dar.
Zeitreise
Die Ritsch-Rieslinge von Hermann und Julian Ludes wirken aus der Zeit gefallen. Abseits jeder zahlreich in Mode erscheinenden Weine sind sie Botschafter ihrer Herkunft. Hier wirkt nichts gemacht, aufgesetzt oder gar am Zeitgeist orientiert. Nein, diese Weine zeigen Charakter, Herkunft, sind weltweit einzigartig. Die Frucht bleibt immer dezent, ist auch für die beiden nicht primär wichtig. Mal ein wenig Zitrusfrucht, dann ein Hauch Apfel, mal grüner in kühleren Jahren, mal gelbfruchtiger in reiferen Jahren. Und immer sind die Kräuteraromen von Thymian und Basilikum präsent.
Charakterbildend ist die Säure. Sie ist prägnant, aber immer reif und immer von einem hohen Weinsäureanteil geprägt. Diese Riesling-Solitäre brauchen fast immer viel Luft. Sie zeigen all ihre Facetten teils erst nach 3-4 Tagen Belüftung. 5-10 Jahre Reife (manchmal auch viel länger, gute Lagermöglichkeiten vorausgesetzt) sind für diese Weine keine Zeit, in den besten Jahren können sie über 50 Jahre reifen. Es sind Weine, die sich außerhalb einer zeitlichen Einordnung präsentieren. Stilistisch singulär, repräsentieren sie auf eindrucksvolle Weise den Geist der Thörnicher Ritsch.
Vinifizierung Riesling Spätlese Thörnicher Ritsch Speyer
Selektive Handlese nur gesunder Trauben. Schonende Pressung, Spontangärung, Ausbau im Edelstahltank, im Keller wird konsequent auf alles verzichtet: keine Reinzuchthefen, keine Enzyme oder Pülverchen. Die von hier stammenden Weine bestechen durch eine feine Fruchtigkeit, Komplexität und einem unvergleichlichen Süße/Säure-Spiel. Alle Weine werden ausschließlich im Edelstahl ausgebaut. Es gibt keine Maischestandzeit und die Weine machen auch keinen biologischen Säureabbau. All diese kleinen Mosaiksteine zusammengesetzt ergeben Weine, die von großer Authentizität geprägt sind, sehr frisch sind und von einer vielversprechenden Tiefe.
Memo zur Degustation
Der kompromisslose Stil, der Säure und Finesse vereint, brachte Weine von großer Lebendigkeit und Präzision hervor, die dennoch eine große aromatische Tiefe aufweisen. In vielerlei Hinsicht sind sie alle aus einer imaginären Mischung aus der frühen Rückständigkeit von Joh. Joh. Prüm und der Dynamik des Hofguts Falkenstein entstanden und vereinen gleichzeitig die Feinheit und Finesse beider Weingüter. Diese Weine sind zwar außergewöhnlich gut, aber auch außergewöhnlich altmodisch und oft noch deutlich von den Restaromen ihrer Spontangärung geprägt. Wir können es kaum erwarten, diese Schönheiten in 8–12 Jahren zu verkosten: Es wird ein Fest! Bravo an den jungen Julian und sein Team für diese unglaubliche Kollektion.“
Memo zum Boden
Verwitterter grauer Schiefer