Pinot Noir »Parabole«
Herkunft Markovic Spätburgunder Parabole
Die biodynamisch bewirtschaftete Parzelle für den Markovic Spätburgunder Parabole liegt im Osten des Kaiserstuhls im “Bötzinger Eckberg im Schambachtal. Das Tal ist ein schönes, nach Osten geöffnetes Amphitheater und wird im Westen durch die Eichelspitze vor allzu viel Hitze geschützt. Die 1982 gepflanzten Reben dieser Parzelle stehen nach Osten ausgerichtet in Hangmitte mit einem wundervollen Blick auf den Schwarzwald. Der Boden besteht aus Löß, Lehm und Basalt und bringt somit Frucht, Körper und Mineralität. Aufgrund der parabolen Form des Weinberges benannte Tomi den daraus entstandenen Spätburgunder nach den Gegebenheiten.
Das Jahr 2019
Die Wetterextreme, und hier vor allem Hitze und Trockenheit, begleiten uns nun schon seit 2017. War 2017 aufgrund des nassen Vorjahres noch nicht im Bewusstsein als Jahr mit Wassermangel, so war das in 2018 und dann auch in 2019 mit seinen extrem heißen Spätsommern schon ein anderes Kaliber. Das Wasserdefizit aus 2018 schleppte die Natur durch den trockenen Winter nach 2019 mit. Der März war überdurchschnittlich warm, und auch der April machte nicht, was er will und war trocken. Im Mai wurde es dann doch merklich kühler, so dass der Austrieb sich etwas verzögerte und eher im normalen Zeitraum stattfand. In einigen Regionen schlugen die Eisheiligen zu und zerstörten – teilweise stark – die zukünftige Ernte.
Der Juni und der Juli waren dann extrem heiß und trocken. Dies hatte hauptsächlich zwei Auswirkungen: die erste war merklicher Sonnenbrand, auch in kaum entblätterten Weinbergen. Dabei zerkochten die Beeren förmlich. Die zweite Auswirkung war ein Stagnieren der physiologischen Reife. Nachdem sich die Reben am Anfang der Wärmeperiode noch zügig weiterentwickelten, so bremste die andauernde Trockenheit die Beerenentwicklung in Ihrer Größe und physiologischen Reife.
Maßnahmen
Gegen die Hitze und Ihre Auswirkungen sind die Mittel leider knapp. Langjähriger Humusaufbau, reduzierter Wuchs und somit weniger Wasserverbrauch sowie das Walzen der Begrünung als Isolationsschicht gegen die Wasserverdunstung sind da die wenigen Mittel, von einer Bewässerung mal abgesehen, über die man auch Streiten kann. In den von mir bewirtschafteten Flächen habe ich neben den Verlusten durch Sonnenbrand bewusst zusätzlich früh Ertrag reduziert, um den Wasserverbrauch zu senken. Den ersten Laubschnitt habe ich sehr spät nach hinten terminiert. Die Laubwandglocke sorgte für spürbar kühlere Temperaturen in meinen Weinbergen. Im August fiel dann der lang ersehnte Regen. Leider als Starkregen, aber besser als weitere Trockenheit, denn dies hätte zu massiven Ertragsverlusten geführt.
Sorgen machte lange die Stagnation des Beerenwachstums und der Reife. In den letzten Jahren wird der Zeitraum, in dem die Trauben den Zucker einlagern, immer schneller, heißt kürzer, und zwingt zu zügiger Lese, um nicht zu hohe Alkoholgehalte zu bekommen. Die Frage kam auf, wie physiologisch reif die Trauben bei ausreichenden Mostgewichten in 2019 sein würden. Der September brachte uns glücklicherweise Abkühlung mit relativ niedrigen Nachttemperaturen und hier und da Regen. Die Lese fand – endlich mal wieder – in der zweiten Septemberhälfte und im Oktober statt und bot somit ausreichend Hängezeit für die nötige Reife.
Wie sind sie denn nun, die Weine des Jahrgangs 2019? Das am stärksten herausstechende Merkmal ist die Frische des Jahrgangs. Die Säure ist höher als in den beiden Jahren zuvor, und die Weine generell straffer. Grundsätzlich sind die Weine auch etwas leichter als dies 2017 & 2018 der Fall war. Hier hinterlässt die Trockenheit des Sommers Ihre Spuren und bringt den 2019ern nicht ganz die Kraft der Vorgängerjahrgänge. Spannend sind sie aber allemal. Die einen zeigen Frucht und Frische, die anderen sind eher auf der kargen, mineralischen Seite und bieten somit ausreichend Abwechslung.
Vinifizierung Markovic Spätburgunder Parabole trocken
Biodynamische Bewirtschaftung, 37 Jahre alte Reben, Handlese am 24.09.2019, 45hl/ha Ertrag. 25% Ganztraubenanteil. Offene Maischegärung mit natürlichen Hefen und Einmaischung mit Füßen. Abgepresst mit einer Korbpresse. Ausgebaut über 10 Monate in einem drittbelegtem Fass aus Jupilles-Eiche, danach in 2nd Fill Jupilles -Eiche (Jupilles liegt 30 km südöstlich von Le Mans) keine Schönung, unfiltriert abgefüllt. Wenig SO2. Gesamtproduktion: 600 Flaschen.
Der Gault Millau 2020 schreibt
Die Eltern von Tomislav Markovic stammen aus Slawonien in Kroatien, einer sehr dem Wein verbundenen Region. Ein erstes Berufsleben führte ihn in eine deutsche Großbank. Doch dann orientierte er sich komplett um: „Aufgrund eines 2. Platzes beim Wettbewerb zum Weinkenner des Jahres der Zeitschrift ‚Der Feinschmecker‘ entschied ich mich 2011, meine Tätigkeit im Bankenwesen zu beenden. Und schrieb mich am Weincampus Neustadt an der Weinstraße zum Weinbau- und Önologiestudium ein.“ Während des vierjährigen dualen Studiums absolvierte Markovic seine Praxismonate beim Weingut Bercher am Kaiserstuhl. Es folgten Praktika bei der Domaine de Montille in Volnay und bei Vieira de Sousa im Douro-Tal. Seine eigenen Flächen bearbeitet er heute biodynamisch. Im Zukauf sind nicht alle Trauben aus ökologischer Produktion. Er achtet aber darauf, dass zumindest herbizid frei gearbeitet und nicht mineralisch gedüngt wird. „Ziel ist, in Zukunft nur Weine aus ökologischer Traubenerzeugung anzubieten.“
Im Keller vergärt er größtenteils spontan. Alle Weine baut er in Holzbehältern aus. Die Rotweinbereitung geschieht klassisch als offene Maischegärung mit unterschiedlichen Anteilen von ganzen Trauben. Die Einmaischung erfolgt mit den Füssen. Gepresst wird mit einer alten Korbpresse. „Der Schwefeleinsatz erfolgt moderat, um die Weine expressiv zu halten, jedoch nicht in so niedrigen Mengen, als dass man von Natural Wines sprechen könnte“, so Markovic. „Ich greife generell wenig ein und lasse den Weinen Zeit zur Entwicklung. Ich denke, dass dies zu einer inneren Stabilität und Harmonie führt.“ In der Tat: Die Weine dieses Newcomers beeindruckten uns durch ihre ausgesprochene Finesse bei gleichzeitiger Kraft und Persönlichkeit. Ein Name, den man sich merken sollte.
Memo zur Degustation
Parabole pur = Süßkirsche mit viel dunkler Kräuterwürze, etwas gelbe Pflaume; enorm komplex und dicht, viel Kraft aber auch extrem elegant, dabei kühl und geradlinig um nicht straff zu sagen läuft er über die Papillen. Lakritz, etwas Nougat, viel gutes, reifes Tannin gibt der Zunge Arbeit und dem Wein ein Hauch mehr Diversität. Kraftvoll, muskulös ohne schwer zu sein. Immense Dichte und Tiefe. Brillanter Pinot Noir, den man fast ins Burgund stecken könnte. Ein Meisterwerk.
Memo zum Boden
Löß, Lehm und Basalt