Spätburgunder »Windspiel«
Herkunft
Mit dem Jahrgang 2021 kommt das Markovic Spätburgunder Windspiel – wie schon 2016 und 2017 – aus dem “Eichstettener Herrenbuck“ am Kaiserstuhl in Baden. Die Lage liegt im nordöstlichen Teil des Kaiserstuhls und war schon früher Heimat des Windspiels. Es ist eine klassischen Lössterrasse und somit ein fruchtbarer, aber nicht zu schwerer Boden. Löss besteht klassisch aus Schluff, welches feiner ist als Sand, aber gröber als Ton und somit ideal für den Anbau von Kulturpflanzen. Der Löß am Kaiserstuhl besteht klassisch aus sandigen, aber auch aus kalkigen Komponenten: perfekt für Burgunder!
Wie in der Jahrgangsbeschreibung schon erwähnt, war 2021 während der Vegetationsperiode sehr regnerisch und hat uns Winzern beim Pflanzenschutz alles abverlangt. Die Verluste an Erntemenge waren vor allem im ökologischen Weinbau massiv, aber trafen auch die konventionellen Winzer. Es wurde sehr wenig Rotwein produziert, da das Sortieren in vielen Anlagen kaum noch möglich war bzw. sich für viele nicht mehr gelohnt hat. Da ich keinen Roséwein produzieren möchte, bedeutete dies für mich einen extremen Aufwand in den Weinbergen vor und während der Lese.
Beim Windspiel waren meine Praktikantin und ich 2-mal vor der Lese im Weinberg, um nicht brauchbare Trauben auf den Boden zu schneiden. Über 50% der Trauben gingen verloren. Die Menge ist dadurch sehr niedrig und ich werden den Wein leider streng limitiert zuteilen müssen. Die Trauben habe ich abgebeert und kaltmazeriert, also etwas anders vinifiziert als die Jahre zuvor. Die Nase ist betörend fruchtig. Meiner Meinung nach viel Wein für den Preis, welchen ich nicht entsprechend der niedrigen Erntemenge angeglichen habe.
Das Jahr 2021
Nach 4 Jahren mit Hitze und Trockenheit zeigte 2021 ein ganz anderes Gesicht. Es war das erste richtig nasse Jahr seit langem. Dies sorgte während der Vegetationsperiode für einen hohen Pilzdruck durch den Falschen Mehltau (Peronospora). Der Pflanzenschutz war eine extreme Herausforderung und brachte einige Winzer an die Grenzen ihrer Kräfte – sowohl physisch als auch psychisch. Nachdem Fröste im April schon einen Teil der Triebe geschädigt hatten, mussten viele Winzer mit ansehen, wie durch den immer wieder auftretenden Regen die kommende Ernte weiter zusammenschrumpfte.
Von Mai bis Juli kam es durchgehend immer wieder bei Hitze zu durchziehenden Gewittern und fand den traurigen Höhepunkt mit der Überflutung des Ahrtals im Juli 2021.
Die häufig auftretenden Gewitter sorgten dafür, dass manchmal alle 5 Tage Pflanzenschutz betrieben werden musste. Aufgrund der nassen Böden war es in dieser Frequenz nicht immer möglich – abgesehen vom nicht zu bewältigenden Arbeitsaufwand. Die Schäden trafen dabei die ökologisch arbeitenden Betriebe mit voller Wucht, aber auch konventionelle Betriebe hatten 2021 große Probleme.
An den letzten Jahren kann man somit beobachten, was uns in Zukunft erwartet. Zum einen wird die Atmosphäre durch die Erwärmung mehr Wasser aufnehmen und dann auch dementsprechend wieder als Starkregen abgeben. Zum anderen werden die Wetterfronten durch den sich verlangsamten Jetstream länger an einem Ort verweilen und das Wetter bestimmen. Im Klartext heißt das: Entweder wird es lange trocken oder lange nass – je nachdem wo sich welche Wetterfront gerade befindet und verweilt.
Was passierte denn nun mit den Trauben, die noch übrig waren? Der Lesebeginn in den letzten Jahren war immer so früh, dass der August darüber entschieden hat, was für Qualitäten zu erwarten waren. 2021 war wieder ein eher späteres (normales) Jahr und der September war hier eher ausschlaggebend. Der September, aber auch der Oktober 2021 waren trockener, wärmer und auch sonniger als im Durchschnitt. Wer sich die Mühe machte, und in den Weinbergen das nicht so gute Traubenmaterial vor der Lese aussortierte und bei der Lese dann sehr penibel war, der erntete wunderschön aromatische Trauben, die aufgrund der geringen Menge bei moderaten Alkohol- und guten Säurewerten eine schöne Aromakonzentration brachten. Dort wo dies nicht der Fall war, sind die Weine aus 2021 eher durchschnittlich.
Besonders deutlich wird dies bei den Rotweinen
Der Behang bei den roten Sorten war gesundheitlich teilweise so inhomogen, dass sich viele Betriebe entschlossen, nur Rosé zu produzieren.
Ich bin froh, dass ich nur per Hand lese und mir die Mühe gemacht habe, vor und während der Lese den Aufwand zu betreiben, um gesunde Trauben in den Keller zu bekommen. Stilistisch sind die Weine aus 2021 aufgrund der moderateren Alkoholgehalte eher auf der leichteren Seite. Die Säuren sind etwas höher und sorgen für einen guten Zug und Frische. Dort, wo der Mehltau den Ertrag reduziert hat, haben die Weine trotz der Leichtigkeit eine schöne Konzentration und Aromafülle.
Fazit
Die 2021er Weine sind seit Ende März 2023 gefüllt und bekommen noch einige Wochen Zeit, um sich von der Füllung zu erholen. Ich bin da nicht böse drum, ist es doch für die Weine immer ein ziemlicher Schock nach 18 Monaten Ruhe in den Fässern plötzlich aus dem Dornröschenschlaf gerissen zu, und in die Flasche eingesperrt zu werden. Mit der Qualität des Jahrgangs 2021 bin ich wirklich sehr zufrieden. Ich sage das nicht aus Marketingaspekten – Ihr wisst, dass ich der größte Kritiker meiner eigenen Weine bin. Insgesamt präsentiert sich der 2021er sehr saftig und frisch. Die Weine sind alle herrlich aromatisch. Nach der schwierigen Vegetationsphase hätte ich nicht mit so schönen Weinen gerechnet. Das Alkoholgehalte sind etwas niedriger als sonst, was ich aber eher positiv bewerte, da es den Jahrgang gut ausdrückt. Ich bin sehr zufrieden und freue mich, dass sich der betriebene Aufwand gelohnt hat.
Rückschau – Maßnahmen im Hitzejahr 2019
Gegen die Hitze und Ihre Auswirkungen sind die Mittel leider knapp. Langjähriger Humusaufbau, reduzierter Wuchs und somit weniger Wasserverbrauch sowie das Walzen der Begrünung als Isolationsschicht gegen die Wasserverdunstung sind da die wenigen Mittel, von einer Bewässerung mal abgesehen, über die man auch Streiten kann. In den von mir bewirtschafteten Flächen habe ich neben den Verlusten durch Sonnenbrand bewusst zusätzlich früh Ertrag reduziert, um den Wasserverbrauch zu senken. Den ersten Laubschnitt habe ich sehr spät nach hinten terminiert. Die Laubwandglocke sorgte für spürbar kühlere Temperaturen in meinen Weinbergen. Im August fiel dann der lang ersehnte Regen. Leider als Starkregen, aber besser als weitere Trockenheit, denn dies hätte zu massiven Ertragsverlusten geführt.
Sorgen machte lange die Stagnation des Beerenwachstums und der Reife. In den letzten Jahren wird der Zeitraum, in dem die Trauben den Zucker einlagern, immer schneller, heißt kürzer, und zwingt zu zügiger Lese, um nicht zu hohe Alkoholgehalte zu bekommen. Die Frage kam auf, wie physiologisch reif die Trauben bei ausreichenden Mostgewichten in 2019 sein würden. Der September brachte uns glücklicherweise Abkühlung mit relativ niedrigen Nachttemperaturen und hier und da Regen. Die Lese fand – endlich mal wieder – in der zweiten Septemberhälfte und im Oktober statt und bot somit ausreichend Hängezeit für die nötige Reife.
Wie sind sie denn nun, die Weine des Jahrgangs 2019? Das am stärksten herausstechende Merkmal ist die Frische des Jahrgangs. Die Säure ist höher als in den beiden Jahren zuvor, und die Weine generell straffer. Grundsätzlich sind die Weine auch etwas leichter als dies 2017 & 2018 der Fall war. Hier hinterlässt die Trockenheit des Sommers Ihre Spuren und bringt den 2019ern nicht ganz die Kraft der Vorgängerjahrgänge. Spannend sind sie aber allemal. Die einen zeigen Frucht und Frische, die anderen sind eher auf der kargen, mineralischen Seite und bieten somit ausreichend Abwechslung.
Vinifizierung Markovic Spätburgunder Windspiel trocken
Selektive Handlese Ende September 2021. Aufgrund des geringen Ertrages gänzlich andere Vinifizierung als sonst. 100% entrappt (abgebeert) und 3 Tage Kaltmazeration um voll auf die Frucht zu gehen. Offene Maischegärung mit natürlichen Hefen (= Spontangärung), abgepresst in einer Korbpresse, Ausbau über 18 Monate in gebrauchten 300l Fässern aus französischer Eiche. Kein Abstich, um die Frucht zu erhalten. Gesamtproduktion: 600 Flaschen, im Jahrgang zuvor waren es doppelt so viele.
Memo zur Degustation
In 2021 fiel der Weinberg dem falschen Mehltau zum Opfer und lieferte leider nur einen Miniertrag. Über 50% der Trauben gingen verloren. Das Ergebnis ist aber umso aromatischer. Die Nase ist betörend fruchtig. Meiner Meinung nach viel Wein für den Preis.
Memo zum Boden
Löss, Kalk, Sand