Corbieres blanc (FR-BIO-01)
Herkunft
Im Corbières, speziell in unseren Lagen in Fontjonoucse, spielen Weißweine wie der Domaine des Deux Clés Corbieres blanc eher eine untergeordnete Rolle, obwohl es ein großes Potential für Weissweine gibt. Dies haben wir versucht mit unser Assemblage aus jungen und alten Reben aus verschiedenen lokalen Rebsorten zu ändern. Die Trauben stammen aus zwei unterschiedlichen Lagen im gleichen Seitental. Eine Lage an jungen, 2012 gepflanzten Reben in einer Nord-Ost ausgerichteten Terrasse. Eine Lage alter Reben in leichter Hanglage Süd-Ost ausgerichtet. Unser Wein, ein Verschnitt aus autochthonen Rebsorten, wird nach traditioneller Methoden wie im Burgund produziert. Er vereint subtile Aromen des Holzausbaus auf der Feinhefe mit natürliche Frischer und Mineralität, die dem Wein ein schönes rundes Gleichgewicht geben, ohne an Spannung zu verlieren.
Vinifikation Domaine des Deux Clés Corbieres blanc
Sequentielle Direktpressung ganzer Trauben. Abzug des Trubs nach 2 Tagen Kaltmazeration. Danach kommen die Moste in Barriquefässer: ein Teil als Verschnitt unser jungen Reben, der andere Teil Macabeu aus alten Reben. Gärung mit den weinbergseigenen Hefen bei 20°C. Aufrühren der Hefen am Ende der Gärung. Biologischer Säureabbau bei allen Partien. Der überlegte Einsatz von Barriques aus Küfereien aus dem Burgund (Damy & Chassin) mit leichter Toastung, langer Kontakt mit der Hefe und ein natürlicher Ausbau haben einen charaktervollen Weißwein erzeugt, der den Spagat zwischen Fülle und Frische problemlos hin bekommt. Assemblage Mitte April, Füllung Mitte Mai.
Reporter-Legende Manni Breuckmann über Winzer Florian Richter
Auch wenn es 1250 Kilometer bis zur Dortmunder Südtribüne sind – BVB-Fan Florian Richter hat ein Leben als Winzer in Frankreich gewagt.
Fontjoncouse hat 90 Einwohner, davon einige Winzer, und – das ist nur in Frankreich möglich – ein Drei-Sterne-Restaurant. Gaelle und Florian haben sich zwölf Hektar Weinfelder gekauft, das Weingut „Domaine des Deux Clés“ ist also ein kleiner Betrieb. Hier sind Rebstöcke, die siebzig Jahre und älter sind. „Die ältesten stammen aus dem Jahre 1909“, meint der Winzer stolz. Es handelt sich um das Gründungsjahr der ruhmreichen Dortmunder Borussia.
Winzerleben ist weniger romantisch als gedacht
Seit drei Jahren leben die jungen Leute nun ihren Traum vom Wein. Der Name des Weinguts, „Deux Clés“, also zwei Schlüssel, soll die Schlüssel zu ihrem persönlichen Glück symbolisieren. 2009 haben sie sich kennengelernt, während eines Praktikums auf einem Weingut. Gaelle hat bei ihrem Önologie-Studium im Burgund alles über die Weinproduktion gelernt.
Florian kommt von der wirtschaftlichen Seite und studierte Internationale Weinwirtschaft in Geisenheim. „Bei mir fällt die Traube nicht weit vom Weinstock“, sagt Richter. „Denn mein Vater ist Geschäftsführer des Weinhandels ‚Weinzeche‘ in Essen. Ich hab schon früh im Verkauf und bei der Beratung mitgeholfen, da wurden Weichen gestellt.“ Sollte jemand verklärte Bilder über ein genussvolles Winzerleben im Kopf haben: Die Wirklichkeit sieht anders aus. Vor allem, wenn zwei Menschen den Job auf den Weinfeldern allein erledigen müssen. „Das ist harte körperliche Arbeit, 18-Stunden-Tage kommen schon mal vor“, meint Florian Richter. „Nur bei der Lese im Herbst sind Erntehelfer mit dabei. Die kommen teilweise aber auch aus der eigenen Familie.“
Lese wird penibel von Hand erledigt
Manchmal sitzen Florian oder seine Frau die ganze Nacht auf dem kleinen, fast 30 Jahre alten Traktor, um die Weinstöcke durch Spritzen vor Pilz, Krankheiten oder Insektenbefall zu schützen. Spritzen? In einem ökologisch zertifizierten Weinbaubetrieb? „Es ist ein großer Irrtum, dass die Öko-Weinbauern nicht spritzen müssen“, sagt Richter und lächelt. „Aber der Unterschied ist, dass wir keine Chemie auf die Weinstöcke bringen, sondern natürliche Substanzen.“ Unter anderem einen Sud aus Kräutern, die Florians Mutter gesammelt und getrocknet hat.
Im April gab es zusätzliche Nachtschichten, als in drei Nächten Minusgrade die Weinfelder bedrohten. „Dann zünden wir zum Schutz der Rebstöcke Äste und Laub an, um die Temperaturen anzuheben.“ Der Arbeitsaufwand ist also groß, auch die Lese wird penibel von Hand erledigt. Der Ertrag fällt aber vergleichsweise gering aus. Das hängt unter anderem mit den wenigen Niederschlägen zusammen: Von Mai bis August sind zum Beispiel nur 30 Liter pro Quadratmeter vom Himmel gefallen.
Wachsende Anerkennung für den Wein
Am Ende werden jährlich zwischen 19.000 und 25.000 Flaschen produziert, hauptsächlich Rotwein, aber auch Weißer und Rosé. Im Weinkeller unter dem schlichten Winzerhaus, in Stahltanks und Barrique-Fässern, reift der Wein. Der Rote („Corbieres Rouge“), ein Cuvée aus den Traubensorten Carignan, Syrah und Grenache Noir, verströmt den Duft und Geschmack des Südens: fruchtig, frisch und würzig, „mit einem Hauch von Oliven, Lorbeerblättern und Wacholderbeeren.“ So liest sich jedenfalls die Produktbeschreibung eines Weinversandes auf seiner Internetseite.
Florian und Gaelle genießen die wachsende Anerkennung für ihren handwerklich gemachten Wein. Florian weiß, dass ihre Flaschen mit Preisen um die 15 Euro selten beim Discounter landen werden. „Wir hoffen aber, dass wir die wirklichen Weinkenner zum Träumen bringen.“ Die träumen dann mit dem Weinglas in der Hand bestenfalls auch noch von der nächsten BVB-Meisterschaft. Wenn es keine Schalker sind.
Memo zur Speise
frische grobe Gemüse, mediterran geschmort
Memo zur Degustation
Großartiger Weißwein aus dem wild-romantischen Corbieres. Aus dieser im Sommer sehr heißen Gegend einen solch "kühl" wirkenden Wein zu machen, zeugt schon von großer Kunst. Im Duft Noten von kleinen, naturbelassenen Pfirsichen (die mit der dicken Schale), etwas Kernobst in Form von Williams-Christ-Birne, leicht zitrischer Anklang mit feinen, mediterranen Kräutern (Rosmarin, Zitronen-Thymian)
Auf der Zunge ungemein geschliffen, fast seidig-kühl gleitet er intensiv über die Zunge. Auch hier merkt man die "Kühle" des Weines am Gaumen. Kräuter, Mineralik, sehr fein, ja fast burgundisch anmutend. Da merkt man Florians und Gaelles Einfluß ihrer ehemaligen Arbeitsplätze im Burgund. Wir sind begeistert! Solch einen Wein aus einer so heißen Gegend mit solch einer Frische und einem Trinkfluß sowie einer brillanten Eleganz auszustatten, ist großes Winzerhandwerk. Im Finish dann enorm langer Nachhall, perfekte Balance von Schmelz, Frische, Mineralik und großem Trinkfluß auf extrem hohen Niveau. Eine wunderbare Struktur und perfekte, lockende Säure machen ihn sehr sinnlich, ja, fast sogar erotisch.
Memo zum Boden
Kalk-Lehm Böden aus dem Trias, die eine grosse mineralische Vielfalt aufweisen: Quartz Kristalle, Dolomit, Travertin und Spilit. Stammt aus zwei Parzellen, die eine 1,5ha groß mit 2012 gepflanzten Reben in Nord-Ost-Ausrichtung, sowie eine Parzelle mit 1,5ha alte Reben mit Süd-Ost-Ausrichtung.