Nierstein Riesling “Orbel” Große Lage trocken
Herkunft
Christine Huff Nierstein Riesling Orbel; Ausflug nach Rheinhessen und zwar dorthin, wo der Rhein an die Weinberge grenzt, an den Roten Hang, dessen geologische Besonderheiten die Niersteiner Weine so berühmt gemacht hat. Die Bezeichnung Rotliegendes ist ein alter Bergmannsausdruck, der das ca. 280 Mio. Jahre alte rötliche Gestein des Roten Hangs beschreibt. “Vom Rotliegenden” ist durch oxidiertes Eisen entstanden und hat so dem Niersteiner Hang die weithin leuchtende, rote Einfärbung gebracht.
Dieser Wein stammt aus der Niersteiner Steillage “Orbel”. Sie erstreckt sich über Schwabsburger und Niersteiner Gemarkung. Die Einzellage ist am südlichen Ende des „Roten Hanges“ in einem Seitental gen Schwabsburg gelegen. In den Gemeindechroniken wurde der Name Orbel bereits im Jahr 1386 erwähnt. „Ölbel“ ist ein Dialekt-Wort, aus dem Wortschatz der Einheimischen entlehnt. Ein „Ölbel“ ist ein breiter, kräftiger, vierschrötiger Mann, der durchaus ungehobelt wirkt. Ein Schimpfwort! In Bezug auf den Wein ist es allerdings keine negativ gemeinte Assoziation. Denn es passt auch sehr gut zu den Charaktereigenschaften dieses Weins, die dieser große, massive Hang – wenn man vor ihm steht – ins Glas transportiert. Zwar kraftvoll, aber irgendwie immer charmant, kein “Hau drauf”, sondern ein feiner Kerl, kein Stoffel, sondern ein Orbel! Die Weine sind hier körperreich, saftig und gehaltvoll. Riesling oder Silvaner wachsen auf Löss und Rotliegendem, allerdings zerklüftet, wie Schieferschotter.
Christine Huff leitet zusammen mit Ehemann Jeremy seit 2010 das traditionsreiche Weingut Fritz-Ekkehard Huff. Hier bauen die Huffs seit dem Jahr 1700 Weine von feinster Qualität an, die in dem altehrwürdigen, um 1819 gebauten Keller, reifen dürfen. Zunächst als Mischbetrieb, 1948 dann als reines Weingut, gegründet von Johann Huff III, der begann, Wein selbst zu erzeugen und abzufüllen und nicht mehr an Händler zu verkaufen. Mit der ganzen Familie bewirtschaftet sie die Niersteiner Weinlagen Orbel, Pettenthal und Schloss Schwabsburg. Schon längst hat Sie sich auch international einen Namen gemacht.
Im Weinberg wird naturnah gearbeitet. Leichtigkeit, Tiefgang und Körper kennzeichnet ihre Weine. Dies wird erreicht, indem man wenig düngt (u.a. Kompost und nur organische Materialien) und die Rebe zum tief wurzeln “zwingt”, damit diese an Wasser und Nährstoffe gelangt. Dadurch entsteht aromatische Tiefe in den Weinen. Handlese ist selbstverständlich und auch bei der weiteren Vinifizierung beschränkt sich die 2-fache Mutter nur auf die nötigsten Arbeitsschritte. Der Wein soll so unverfälscht wie möglich auf die Flasche kommen.
Vinifizierung Nierstein Riesling Orbel trocken
Der Klimawandel verschont auch den Roten Hang nicht. Deutliche Temperatursteigerungen seit Anfang des neuen Jahrtausends und schlechte Wasserversorgung – die Natur muss sich aus ihren Vorräten bedienen, bis sie erschöpft sind. Gerade im Steilhang oder bei flachgründigen Böden führt dies zu Dürreerscheinungen und Mangelernährung. Andererseits lassen sich aus reiferen Trauben auch aromatischere Weine keltern. Weinerlebnis Orbel
Handlese, kurze Maischestandzeit, spontan vergoren. Je nach Qualität auch ein längeres Hefelager. Ein Riesling mit Gepäck! Oder Kraft! Der Rote Hang gibt den Rieslingen immer eine besondere Mineralik und auch eine intensivere Farbe mit. Auf der Suche nach Wasser müssen die Wurzeln tief ins Erdreich und nehmen dadurch die im Boden befindlichen Mineralstoffe auf und geben sie auch wieder an den Wein ab. Erkennungszeichen für Weine vom Roten Hang sind immer eine gewisse Rauchigkeit in Nase und Mund, dazu rote Früchte wie Himbeeren und Hagebutten und eine feine Salznote.
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Mit ihren Rieslingen aus 2022 zeigen Christine Huff und ihr Mann Jeremy Bird-Huff eine neue Facette: Sie stellen die kühle Mineralik der Lagen in den Mittelpunkt wie beim würzigen »Rabenturm« oder dem durch seine mineralische Zuspitzung imponierenden Pettenthal – wobei die Weine ohne die brillante Säure aus 2021 auskommen müssen.
Memo zur Degustation
Der Orbel strahlt Wärme aus und besticht mit saftigen, reifen Fruchtaromen. Der Duft von Wildkräutern und nassem Fels sorgt für Würze und Spannung. Das ist ein komplexer Riesling der Muskeln zeigt und dabei elegant bleibt. Er macht jetzt schon Spaß, wird aber mit ein paar Jahren Reife an Charakterstärke gewinnen.
Memo zum Boden
Rotliegendes, Kalkstein, Lößlehm, Ton