Chardonnay »Grube« (ex. Mythos) – BERNDS WEIN DES JAHRES –
Herkunft
Der Markovic Chardonnay „Grube“ stammt von Rebstöcken aus einem Champagnerklon aus dem „Kiechlinsberger Oelberg“, einer alten und sehr bekannten warmen Spitzenlage aus Vulkanböden & Löss. Der Oelberg ist eine der besten Weinbergslagen am Kaiserstuhl, besteht aus reinen Südhängen mit einer intensiven Sonneneinstrahlung. Auf den mineralischen Vulkanverwitterungsböden gedeihen gehaltvolle, ausdrucksstarke Weine. Kiechlinsbergen ist bezüglich der Weinlagen meine Homebase. Hier bewirtschafte ich meine eigenen Flächen und experimentiere in diesen auch gerne. So darf es nicht verwundern, dass auch der experimentelle Grube aus Kiechlinsbergen stammt. Ein neues Projekt mit dem Ziel der Vinifizierung eines Cool-Climate Chardonnay ist dort in Arbeit!
Das Jahr 2021
Nach 4 Jahren mit Hitze und Trockenheit zeigte 2021 ein ganz anderes Gesicht. Es war das erste richtig nasse Jahr seit langem und sorgte während der Vegetationsperiode für einen hohen Pilzdruck durch den Falschen Mehltau (Peronospora). Der Pflanzenschutz war eine extreme Herausforderung und brachte einige Winzer an die Grenzen ihrer Kräfte – sowohl physisch als auch psychisch. Nachdem Fröste im April schon einen Teil der Triebe geschädigt hatten, mussten viele Winzer mit ansehen, wie durch den immer wieder auftretenden Regen die kommende Ernte weiter zusammenschrumpfte.
Von Mai bis Juli kam es durchgehend immer wieder bei Hitze zu durchziehenden Gewittern und fand den traurigen Höhepunkt mit der Überflutung des Ahrtals im Juli 2021.
Die häufig auftretenden Gewitter sorgten dafür, dass manchmal alle 5 Tage Pflanzenschutz betrieben werden musste. Aufgrund der nassen Böden war es in dieser Frequenz nicht immer möglich – abgesehen vom nicht zu bewältigenden Arbeitsaufwand. Die Schäden trafen dabei die ökologisch arbeitenden Betriebe mit voller Wucht, aber auch konventionelle Betriebe hatten 2021 große Probleme.
An den letzten Jahren kann man somit beobachten, was uns in Zukunft erwartet. Zum einen wird die Atmosphäre durch die Erwärmung mehr Wasser aufnehmen und dann auch dementsprechend wieder als Starkregen abgeben. Zum anderen werden die Wetterfronten durch den sich verlangsamten Jetstream länger an einem Ort verweilen und das Wetter bestimmen. Im Klartext heißt das: Entweder wird es lange trocken oder lange nass – je nachdem wo sich welche Wetterfront gerade befindet und verweilt.
Was passierte denn nun mit den Trauben, die noch übrig waren? Der Lesebeginn in den letzten Jahren war immer so früh, dass der August darüber entschieden hat, was für Qualitäten zu erwarten waren. 2021 war wieder ein eher späteres (normales) Jahr und der September war hier eher ausschlaggebend. Der September, aber auch der Oktober 2021 waren trockener, wärmer und auch sonniger als im Durchschnitt. Wer sich die Mühe machte, und in den Weinbergen das nicht so gute Traubenmaterial vor der Lese aussortierte und bei der Lese dann sehr penibel war, der erntete wunderschön aromatische Trauben, die aufgrund der geringen Menge bei moderaten Alkohol- und guten Säurewerten eine schöne Aromakonzentration brachten. Dort wo dies nicht der Fall war, sind die Weine aus 2021 eher durchschnittlich.
Besonders deutlich wird dies bei den Rotweinen
Der Behang bei den roten Sorten war gesundheitlich teilweise so inhomogen, dass sich viele Betriebe entschlossen, nur Rosé zu produzieren.
Ich bin froh, dass ich nur per Hand lese und mir die Mühe gemacht habe, vor und während der Lese den Aufwand zu betreiben, um gesunde Trauben in den Keller zu bekommen. Stilistisch sind die Weine aus 2021 aufgrund der moderateren Alkoholgehalte eher auf der leichteren Seite. Die Säuren sind etwas höher und sorgen für einen guten Zug und Frische. Dort, wo der Mehltau den Ertrag reduziert hat, haben die Weine trotz der Leichtigkeit eine schöne Konzentration und Aromafülle.
Fazit
Die 2021er Weine sind seit Ende März 2023 gefüllt und bekommen noch einige Wochen Zeit, um sich von der Füllung zu erholen. Ich bin da nicht böse drum, ist es doch für die Weine immer ein ziemlicher Schock nach 18 Monaten Ruhe in den Fässern plötzlich aus dem Dornröschenschlaf gerissen zu, und in die Flasche eingesperrt zu werden. Mit der Qualität des Jahrgangs 2021 bin ich wirklich sehr zufrieden. Ich sage das nicht aus Marketingaspekten – Ihr wisst, dass ich der größte Kritiker meiner eigenen Weine bin. Insgesamt präsentiert sich der 2021er sehr saftig und frisch. Die Weine sind alle herrlich aromatisch. Nach der schwierigen Vegetationsphase hätte ich nicht mit so schönen Weinen gerechnet. Das Alkoholgehalte sind etwas niedriger als sonst, was ich aber eher positiv bewerte, da es den Jahrgang gut ausdrückt. Ich bin sehr zufrieden und freue mich, dass sich der betriebene Aufwand gelohnt hat.
Vinifikation Markovic Chardonnay Grube
Selektiven Handlese im Weinberg Ende September 2021, schonender Transport in kleinen Lesekisten, Ganztraubenpressung, offene, spontane Maischegärung fin einem drittbelegten Tonneau aus ungarischer Eiche. Vollhefelager bis zum Ende der malolaktischen Gärung. Ein Abstich und weiterer Ausbau über 8 Monate im Tonneau. Gesamtproduktion von 500 Flaschen a 0,75l.
Memo zur Degustation
Letztes Jahr noch als Orange unter dem Namen Mythos ausgebaut, habe ich den Chardonnay Grube vom Kaiserstuhl dieses Jahr klassisch ausgebaut. Die Trauben stammen vom Kiechlinsberger Oelberg, eine der beiden Lagen in Kiechlinsbergen, in denen ich auch meine anderen eigenen Weinberge bearbeite. Der Ölberg ist eine trockene, warme und nach Südwesten ausgerichtete Lage, mit teilweise sehr steilen Bereichen. Die Parzelle, in der der Chardonnay wächst, liegt aber am Hangfuß und ist somit nach Südwesten durch die Teufelsburg von der warmen Abendsonne geschützt. Der Boden besteht aus klassischen Vulkanfels und der gepflanzte Klon stammt aus der Champagne. Für mich
ideale Voraussetzungen, um einen cool climate Chardonnay mit Zitrusaromatik auszubauen. Dies ist der erste Jahrgang unter meiner Regie und ich freue mich auf die weitere Entwicklung des Weinberges Richtung ökologischer Bewirtschaftungsweise. Der Wein selbst ist wie erwartet frisch und kühl mit subtiler Note vom Holzfassausbau.
Der Auftakt bietet höchste Attraktivität in der Nase, helle, kühle Frucht mit einem Hauch Pfirsich, Zitrus, gelbem Apfel und kräuterigen Nuancen und eher dezenter Holznote. Geschmacklich tritt dieses Holz am Gaumen etwas prononcierter hervor, aber gekonnt von Tomi inszeniert, ohne das es dominant wird. Dafür sorgt auch die saftige Frucht, die eher ins zitrische strebt, statt ins gelb-steinfruchtige. Klassischer Ausbau, saftige Marille, Lindenblüten, profitiert von Luft und zeigt dann neben kühlen Aspekten auch mit Kraft für ein wohliges Gefühl am Gaumen, sehr vielschichtig, abwechslungsreich mit guter Länge und viel Druck am Gaumen bis ins Finale. Mich (Bernd) hat dieser Wein aus Tomis 2021er Weißwein-Kollektion besonders abgeholt, deshalb ist er mein Wein des Jahres.
Memo zum Boden
Vulkanböden & Löß