Chardonnay »Siefersheim Goldenes Horn«
Herkunft
Tomislav Markovic fast 30 Jahre alte Chardonnay-Rebstöcke stehen auf einer Höhe zwischen 160-240m in der bekannten Lage “Goldenes Horn”. Sie ist der Nachbar der berühmten GG Lage „Heerkretz“ in Siefersheim im Südwesten von Rheinhessen. Die kühle Parzelle dieses Chardonnay ist nach Osten ausgerichtet und hat – wie sein berühmter Nachbar – Porphyr (rötliches Vulkanstein) als Gestein im Boden. Der Lehmanteil ist im „Goldenen Horn“ jedoch etwas höher und fügt der Mineralität durch den Porphyr Körper und Saftigkeit hinzu. Witziges am Rande: für die Entblätterung sorgten Schafe.
Das Jahr 2021
Nach 4 Jahren mit Hitze und Trockenheit zeigte 2021 ein ganz anderes Gesicht. Es war das erste richtig nasse Jahr seit langem und sorgte während der Vegetationsperiode für einen hohen Pilzdruck durch den Falschen Mehltau (Peronospora). Der Pflanzenschutz war eine extreme Herausforderung und brachte einige Winzer an die Grenzen ihrer Kräfte – sowohl physisch als auch psychisch. Nachdem Fröste im April schon einen Teil der Triebe geschädigt hatten, mussten viele Winzer mit ansehen, wie durch den immer wieder auftretenden Regen die kommende Ernte weiter zusammenschrumpfte.
Von Mai bis Juli kam es durchgehend immer wieder bei Hitze zu durchziehenden Gewittern und fand den traurigen Höhepunkt mit der Überflutung des Ahrtals im Juli 2021.
Die häufig auftretenden Gewitter sorgten dafür, dass manchmal alle 5 Tage Pflanzenschutz betrieben werden musste. Aufgrund der nassen Böden war es in dieser Frequenz nicht immer möglich – abgesehen vom nicht zu bewältigenden Arbeitsaufwand. Die Schäden trafen dabei die ökologisch arbeitenden Betriebe mit voller Wucht, aber auch konventionelle Betriebe hatten 2021 große Probleme.
An den letzten Jahren kann man somit beobachten, was uns in Zukunft erwartet. Zum einen wird die Atmosphäre durch die Erwärmung mehr Wasser aufnehmen und dann auch dementsprechend wieder als Starkregen abgeben. Zum anderen werden die Wetterfronten durch den sich verlangsamten Jetstream länger an einem Ort verweilen und das Wetter bestimmen. Im Klartext heißt das: Entweder wird es lange trocken oder lange nass – je nachdem wo sich welche Wetterfront gerade befindet und verweilt.
Was passierte denn nun mit den Trauben, die noch übrig waren? Der Lesebeginn in den letzten Jahren war immer so früh, dass der August darüber entschieden hat, was für Qualitäten zu erwarten waren. 2021 war wieder ein eher späteres (normales) Jahr und der September war hier eher ausschlaggebend. Der September, aber auch der Oktober 2021 waren trockener, wärmer und auch sonniger als im Durchschnitt. Wer sich die Mühe machte, und in den Weinbergen das nicht so gute Traubenmaterial vor der Lese aussortierte und bei der Lese dann sehr penibel war, der erntete wunderschön aromatische Trauben, die aufgrund der geringen Menge bei moderaten Alkohol- und guten Säurewerten eine schöne Aromakonzentration brachten. Dort wo dies nicht der Fall war, sind die Weine aus 2021 eher durchschnittlich.
Besonders deutlich wird dies bei den Rotweinen
Der Behang bei den roten Sorten war gesundheitlich teilweise so inhomogen, dass sich viele Betriebe entschlossen, nur Rosé zu produzieren.
Ich bin froh, dass ich nur per Hand lese und mir die Mühe gemacht habe, vor und während der Lese den Aufwand zu betreiben, um gesunde Trauben in den Keller zu bekommen. Stilistisch sind die Weine aus 2021 aufgrund der moderateren Alkoholgehalte eher auf der leichteren Seite. Die Säuren sind etwas höher und sorgen für einen guten Zug und Frische. Dort, wo der Mehltau den Ertrag reduziert hat, haben die Weine trotz der Leichtigkeit eine schöne Konzentration und Aromafülle.
Fazit
Die 2021er Weine sind seit Ende März 2023 gefüllt und bekommen noch einige Wochen Zeit, um sich von der Füllung zu erholen. Ich bin da nicht böse drum, ist es doch für die Weine immer ein ziemlicher Schock nach 18 Monaten Ruhe in den Fässern plötzlich aus dem Dornröschenschlaf gerissen zu, und in die Flasche eingesperrt zu werden. Mit der Qualität des Jahrgangs 2021 bin ich wirklich sehr zufrieden. Ich sage das nicht aus Marketingaspekten – Ihr wisst, dass ich der größte Kritiker meiner eigenen Weine bin. Insgesamt präsentiert sich der 2021er sehr saftig und frisch. Die Weine sind alle herrlich aromatisch. Nach der schwierigen Vegetationsphase hätte ich nicht mit so schönen Weinen gerechnet. Das Alkoholgehalte sind etwas niedriger als sonst, was ich aber eher positiv bewerte, da es den Jahrgang gut ausdrückt. Ich bin sehr zufrieden und freue mich, dass sich der betriebene Aufwand gelohnt hat.
Der Blick zurück – Maßnahmen beim Jahrgang 2019
Gegen die Hitze und Ihre Auswirkungen sind die Mittel leider knapp. Langjähriger Humusaufbau, reduzierter Wuchs und somit weniger Wasserverbrauch sowie das Walzen der Begrünung als Isolationsschicht gegen die Wasserverdunstung sind da die wenigen Mittel, von einer Bewässerung mal abgesehen, über die man auch Streiten kann. In den von mir bewirtschafteten Flächen habe ich neben den Verlusten durch Sonnenbrand bewusst zusätzlich früh Ertrag reduziert, um den Wasserverbrauch zu senken. Den ersten Laubschnitt habe ich sehr spät nach hinten terminiert. Die Laubwandglocke sorgte für spürbar kühlere Temperaturen in meinen Weinbergen. Im August fiel dann der lang ersehnte Regen. Leider als Starkregen, aber besser als weitere Trockenheit, denn dies hätte zu massiven Ertragsverlusten geführt.
Sorgen machte lange die Stagnation des Beerenwachstums und der Reife. In den letzten Jahren wird der Zeitraum, in dem die Trauben den Zucker einlagern, immer schneller, heißt kürzer, und zwingt zu zügiger Lese, um nicht zu hohe Alkoholgehalte zu bekommen. Die Frage kam auf, wie physiologisch reif die Trauben bei ausreichenden Mostgewichten in 2019 sein würden. Der September brachte uns glücklicherweise Abkühlung mit relativ niedrigen Nachttemperaturen und hier und da Regen. Die Lese fand – endlich mal wieder – in der zweiten Septemberhälfte und im Oktober statt und bot somit ausreichend Hängezeit für die nötige Reife.
Wie sind sie denn nun, die Weine des Jahrgangs 2019? Das am stärksten herausstechende Merkmal ist die Frische des Jahrgangs. Die Säure ist höher als in den beiden Jahren zuvor, und die Weine generell straffer. Grundsätzlich sind die Weine auch etwas leichter als dies 2017 & 2018 der Fall war. Hier hinterlässt die Trockenheit des Sommers Ihre Spuren und bringt den 2019ern nicht ganz die Kraft der Vorgängerjahrgänge. Spannend sind sie aber allemal. Die einen zeigen Frucht und Frische, die anderen sind eher auf der kargen, mineralischen Seite und bieten somit ausreichend Abwechslung.
Vinifikation Markovic Siefersheim Chardonnay Goldenes Horn
Die Beeren wurden am 16.10.2021 von Hand gelesen. 6 Stunden Maischestandzeit. Schonende Ganztraubenpressung. Spontangärung in einem neuen 400L Tonneau aus Vogesen-Eiche. 18 Monate Vollhefelager. Kein biologischer Säureabbau. Unfiltriert auf die Flasche gefüllt. Gesamtproduktion: 550 Flaschen a 0,75l.
Memo zur Speise
Knusprig gebratener Loup de mer
Memo zur Degustation
Den Chardonnay Goldenes Horn habe ich dieses Jahr in einem neuen 400l-Tonneau aus Vogeseneiche vergoren und die kompletten 18 Monate auf der Vollhefe gelassen. Das aromatische Klonmaterial und das Holz gehen hier eine schöne Verbindung ein. Herausgekommen ist ein herrlich aromatischer und würziger Wein mit ausreichend Säurekick. Herrlich attraktiver Duft, ungemein saftiger Auftakt am Gaumen, man schmeckt förmlich die Reife der Trauben, dazu Kräuter in Form von Thymian, dezent Holz, lebendige Säure, feiner Schmelz bis ins schöne und lange Finish.
Memo zum Boden
Porphyr, Lehm. Das Goldene Horn ist die Nachbarlage zur GG-Lage Siefersheim Heerkretz.