Riesling Kabinett Thörnicher Ritsch Monster
Herkunft
Das kleine Mosel-Dorf Thörnich liegt etwa 25 Autominuten südlich von Wittlich. Thörnich, aus dem dieser Riesling Kabinett Thörnicher Ritsch Monster stammt, beheimatet eine der besten und spektakulärsten deutschen Riesling-Lagen, die Ritsch. Wie ein Monolith steht die Lage zwischen zwei Seitentälern der Mosel, keine andere Lage der Mosel ist so klar abgegrenzt. Die Ausrichtung nach Süd-Südwest fängt die Sonne ein, die Seitentäler versorgen die Lage mit Kühle. So entstehen einzigartige Rieslinge, die gleichzeitig schlank, mineralisch und säuregetrieben sind und trotzdem eine herrliche Reife und innere Harmonie zeigen. Eine Mischung, die die Weine der Ritsch weltweit einzigartig macht.
Ein großer Teil dieses monumentalen Weinfelsens (bis zu 60 Grad Hangneigung) ist noch mit 80-100 Jahre alten, wurzelechten Reben bepflanzt. Teilweise ist es so steil, dass Teile des Weinberges terrassenförmig angelegt wurden. Der dünne, teilweise überhaupt nicht vorkommende Oberboden und der verwitterte blanke Fels aus grauem Schiefer sorgen für lagerfähige Rieslinge. Die nach Julian Ludes Meinung beste Parzelle der Ritsch ist die 1,1 ha große Einzel-Parzelle Monster, daher auch der Name, sie ist das absolute Kernstück der Thörnicher Ritsch.
Visionär Hermann Ludes
Winzer Hermann Ludes hat diesen Charakter der Lage immer erkannt. Seine Weine spiegeln wie keine anderen den Charakter der Lage wider. Heute ist er der letzte herausragende Winzer der Lage. Zum Glück hat er in Neffen Julian einen Nachfolger gefunden. Er wird die Geschichte des Weingutes weiterschreiben. Das Weingut Hermann Ludes (“Wein, Wein und nochmals Wein ist mein Leben”) blickt auf eine wahrlich lange Geschichte zurück. Bis 1970 war es Mitglied der Naturwein-Versteigerungsgesellschaft Trier, einer der Vorgängerorganisationen des Bernkasteler Ring, die ihre Weine zu hohen Preisen verkauften.
Mit dem Abschwung in den 1970/80er Jahren fiel das Weingut unter das Radar, wie so viele Weingüter damals. Hermann Ludes aber nutzte diesen Abschwung und erweiterte sein Ritsch Portfolio peu a peu. Seine teils wurzelechten Reben stehen ausnahmslos am Steilhang, oft nur über Treppen zu erreichen. Die Weine aus der Ritsch brauchen Zeit: 5,10, 15, 20 Jahre, ja sogar Weine aus 1953 waren noch mit größtem Vergnügen zu trinken, wie uns “Hermi” Ludes bei einem unserer zahlreichen Besuche erzählte. Sie entwickeln mit dem Alter eine wunderbare Finesse und zeigen eine ziemlich einzigartige Note von vielschichtigen gelben Zitrusfrüchten.
Die nächste Generation – Julian Ludes
Seit dem Jahrgang 2019 wird Hermann Ludes immer mehr und mehr von seinem Neffe Julian unterstützt, der 2020 sein Studium in der Hochschule in Geisenheim im Rheingau beendet hat und nun vollends im Weingut dabei ist. Bewundernswert, wie Onkel und Neffe an einem Strang ziehen. Bei allem manchmal vorkommenden Generationenkonflikt verbindet die beiden nur ein Ziel: die Rieslinge der Ritsch wieder weltweit so bekannt zu machen, wie es Anfang des 20. Jahrhunderts war. Denn damals stellten 3 Fuder Wein (=3000l) Ritsch-Riesling den Wert einer Villa dar.
Zeitreise
Die Ritsch-Rieslinge von Hermann und Julian Ludes wirken aus der Zeit gefallen. Abseits jeder zahlreich in Mode erscheinenden Weine sind sie Botschafter ihrer Herkunft. Hier wirkt nichts gemacht, aufgesetzt oder gar am Zeitgeist orientiert. Nein, diese Weine zeigen Charakter, Herkunft, sind weltweit einzigartig. Die Frucht bleibt immer dezent, ist auch für die beiden nicht primär wichtig. Mal ein wenig Zitrusfrucht, dann ein Hauch Apfel, mal grüner in kühleren Jahren, mal gelbfruchtiger in reiferen Jahren. Und immer sind die Kräuteraromen von Thymian und Basilikum präsent.
Charakterbildend ist die Säure. Sie ist prägnant, aber immer reif und immer von einem hohen Weinsäureanteil geprägt. Diese Riesling-Solitäre brauchen fast immer viel Luft. Sie zeigen all ihre Facetten teils erst nach 3-4 Tagen Belüftung. 5-10 Jahre Reife (manchmal auch viel länger, gute Lagermöglichkeiten vorausgesetzt) sind für diese Weine keine Zeit, in den besten Jahren können sie über 50 Jahre reifen. Es sind Weine, die sich außerhalb einer zeitlichen Einordnung präsentieren. Stilistisch singulär, repräsentieren sie auf eindrucksvolle Weise den Geist der Thörnicher Ritsch.
Vinifizierung Riesling Kabinett Thörnicher Ritsch Monster
Die perfekt gereiften Trauben stammen zu 100% aus zum Teil 75-80 jährigen, wurzelechten Rebstöcken der Thörnicher Ritsch Parzelle “Monster”. Die Parzelle Monster ist das absolute Kernstück der Thörnicher Ritsch. Sie ist die hochwertigste Parzelle in der ganzen Weinbergslage. Selektive Handlese nur gesunder Trauben. Schonende Pressung, Spontangärung, Ausbau im Edelstahltank, im Keller wird konsequent auf alles verzichtet: keine Reinzuchthefen, keine Enzyme oder Pülverchen. Die von hier stammenden Weine bestechen durch eine feine Fruchtigkeit, Komplexität und einem unvergleichlichen Süße/Säure-Spiel. Alle Weine werden ausschließlich im Edelstahl ausgebaut. Es gibt keine Maischestandzeit und die Weine machen auch keinen biologischen Säureabbau. All diese kleinen Mosaiksteine zusammengesetzt ergeben Weine, die von großer Authentizität geprägt sind, sehr frisch sind und von einer vielversprechenden Tiefe.
Memo zur Degustation
Monster steht für Schiefer pur! Dennoch zeigt er speziell in 2022 auch etwas mehr Frucht. Nach unseren Erfahrungen sollten Sie den Wein zunächst ausreichend belüften, Julian empfiehlt da immer 2-3 Tage. Können wir nachvollziehen, denn jeder Tag mehr an der Luft bringt ein mehr an Offenheit, Komplexität und Dichte. Gerade die Spitzenweine wie der Monster Kabi benötigen diese Zeit. Dann erwartet sie ein wunderbar kristalliner Riesling, ungeheuer mineralisch in Duft und Geschmack. Das wirkt aber keinesfalls sauer, sondern die punktgenau gesetzte Süße kontert die Säure und nimmt nur den ihr zustehenden Platz ein. Viel Zug am Gaumen, spannungsgeladen, präzise wie ein Pfeil im Bogenschießen, der in der 10 landet. Kompromisslos umgesetzte Ritsch-Mineralität. Potential für 2-3 Jahrzehnte!
Memo zum Boden
Verwitterter grauer Schiefer