Spätburgunder »Sonnenberg KT« VDP.Große Lage
Das sagt der Falstaff
Dem 29-jährigen Johannes Jülg ist im vorderen Teil dieses Buchs ein Porträt in der Rubrik »Talenteschuppen« gewidmet. Was Jülg junior gemeinsam mit Vater Werner (wie diesen Jülg Spätburgunder Sonnenberg trocken, Anm. K&M) auf die Flasche zieht, überzeugte unsere Jury vollauf. Dabei ist es nur wenig erstaunlich, dass am südlichen Ende der Pfälzer Weinstraße exzellente Spätburgunder in der Liste stehen.
Um es vorwegzunehmen: Beim Chardonnay macht Johannes Jülg keiner etwas vor, da zählt er zu den besten Erzeugern im Land, sein »Opus-Oskar« spielt in der obersten Klasse. Jülg, Jahrgang 1987, der bei Lehrmeistern wie Klaus Peter Keller, Werner Schönleber und auf der Domaine Clos des Lambrays im Burgund ganz genau hingeschaut hat, wurde hier noch vor Kurzem als »Newcomer« gefeiert. Diesem Status ist er mittlerweile entwachsen, seine Weine – ob weiße und rote Burgunder oder Riesling – sind von beeindruckender Seriosität, ohne ihre verspielte Finesse zu vernachlässigen. Das kalkgeprägte Terroir befördert dabei die stilistische Nähe zum Burgund.
Die junge Generation überzeugt
Besonders erfreulich zu sehen, dass bei Betrieben, die peu a peu von der nachwachsenden Generation übernommen werden, besonders überzeugende Weine angestellt werden. Ein klares Zeichen, das die Ausbildung immer besser wird und die Individualität der Weine besonders im Fokus steht. Ganz vorne zu finden sind die Weine von Johannes Jülg aus Schweigen-Rechtenbach nahe der französischen Grenze. Seit 2010 ist er zusammen mit Vater Werner federführend. Die Weine sind seither knackig frisch und präzise. Der hier zelebrierte Holzeinsatz ist dabei aber immer nur Mittel zum Zweck.
Jülg Spätburgunder Sonnenberg KT (=Kostert) VDP.Große Lage trocken
Unser Jülg Spätburgunder Sonnenberg KT stammt von 2015 gepflanzten, gesunden und sehr kleinbeerigen Trauben. Sie grenzt direkt an DEN KAMMERBERG und ist südlich ausgerichtet. Die Rebstöcke stehen auf französischem Kalkstein-Boden. Der hier etwas tiefere und schwerere Boden zeichnet sich durch eine hohe Wasserhaltefähigkeit aus und ist daher besonders in warmen Jahren als perfekter Wasserspeicher geeignet. Handlese, sorgfältiger Transport in kleinen Lesekisten. Anschließend werden die Trauben entrappt und mit weinberg- und kellereigenen Hefen spontan vergoren, 14 Tage Maischegärung mit anschließender Lagerung über 18 Monate in Erst- und Drittbelegten Barriques, unfiltriert gefüllt. Burgundisch elegant spiegelt er seine Herkunft wieder.
Memo zur Speise
Wildbret, Burger aus Entenbrustfilets.
Memo zur Degustation
Kostert ist mit dem Jahrgang 2020 erstmals als Großes Gewächs klassifiziert. Die Trauben stehen zu 100% auf französischer Gemarkung (ein Grenzstein trennt den Weinberg in einen deutschen und französischen Teil) Betörender Duft von kleinen roten Beeren, etwas Kirsche, dunkle Johannisbeeren, dezent florale Noten, Blüten und einen Hauch von dunkler Schokolade. Feine Frucht meets leichte Röstung. Holz und Frucht sind verwoben, die Frucht ist frisch und saftig und sehr natürlich zurückhaltend, nie überzeichnet. Dennoch ist der KT etwas kräftiger und konzentrierter als sein Pendant aus dem Wormberg (=WB). Aber immer wunderbar elegant, forsch und mit viel Saftigkeit ausgestattet. Die Tannine sind sexy-seidig, wir schmecken noch etwas Holz, das sich aber mit etwas Flaschenreife einbinden wird. Tolles Finish auf dunklen Cassisnoten. Grandioser Pinot Noir für 40€ muss man in D und erst Recht im Burgund lange nach solche einer Qualität für diesen fairen Preis suchen.
Memo zum Boden
Kalkmergel mit hohem Lehmanteil